Aktien Europa: Deutliche Verluste - 'FĂŒlle an Belastungsfaktoren'
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europÀischen AktienmÀrkte haben am Freitag im Sog der Wall Street deutlich verloren. So dramatisch wie in den USA fielen die Verluste zwar nicht aus. Allerdings hatten die europÀischen Börsen mit den Verlusten am Vortag nach einer starken Eröffnung einen Teil der Entwicklung bereits vorweggenommen. Der EuroStoxx 50 gab am spÀten Vormittag um 1,3 Prozent auf 3648,21 ZÀhler nach. Der Pariser Leitindex Cac 40 verlor ebenfalls 1,3 Prozent auf 6283,88 Punkte, wÀhrend der Londoner FTSE 100 um 0,96 Prozent auf 7431,18 Punkte sank.
Die ErholungsansĂ€tze am Vortag entpuppten sich damit als vergeblich. Carsten Mumm, Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel, begrĂŒndete die anhaltende SchwĂ€che mit den schwierigen Rahmenbedingungen. "Die aktuelle Situation ist geprĂ€gt von einer auĂergewöhnlichen FĂŒlle an erheblichen Belastungsfaktoren fĂŒr die globale Konjunktur und fĂŒr die KapitalmĂ€rkte", stellte Mumm fest. Lockdown in China, Ukraine-Krieg, Inflationsgefahren und steigende Zinsen hĂ€tten "schon in den letzten Wochen zu deutlichen Revisionen von Wachstumserwartungen gefĂŒhrt."
Damit dĂŒrften sich die starken Schwankungen der vergangenen Tage an den Börsen fortsetzen. "Es bleibt holprig: eine typische Gemengelage fĂŒr hohe VolatilitĂ€t", prognostizierte Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. Einzelne positive Meldungen könnten dabei in dem negativen Umfeld immer wieder fĂŒr Gegenbewegungen sorgen.
Das Hin und Her der vergangenen Tage setzte sich auch bei den Einzelsektoren fort. Die am Vortag noch gesuchten Technologiewerte waren nun die gröĂten Verlierer. Da halfen auch ordentliche Zahlen von Amadeus IT wenig. Die Aktie hielt sich mit 0,3 Prozent Abschlag zwar gut, doch der Sektor lag tief im Minus. Analystin Daria Fomina von Goldman Sachs bezeichnete die Zahlen der Spanier zum ersten Quartal als besser als erwartet. Sowohl Umsatz als auch operativer Gewinn des Anbieters von Buchungssystemen hĂ€tten ĂŒber den KonsensschĂ€tzungen gelegen.
Der Bankensektor hielt sich zwar besser als der Gesamtmarkt, doch enttĂ€uschten hier ING. Die niederlĂ€ndische GroĂbank hatte wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zum Jahresstart deutlich weniger verdient. Die Aktie gab um 2,8 Prozent nach.
Noch schlimmer erwischte es International Airlines Group. Der operative Verlust der British-Airways-Mutter sei deutlich höher ausgefallen als erwartet, schrieb Goldman-Analyst Patrick Creuset zu den Zahlen zum ersten Quartal. Dies sei auf unerwartet geringe durchschnittliche PassagierumsĂ€tze und höhere Kosten zurĂŒckzufĂŒhren. Die Aktie fiel um 7,6 Prozent.
Unter Druck standen auch JCDecaux. Der Werbekonzern habe von einem starken Wachstum aus eigener Kraft im ersten Quartal berichtet und schwache Signale fĂŒr das zweite gesendet, schrieb Berenberg-Analystin Sarah Simon in einer Studie.