Aktien: Erholung im Bankensektor durch Käufer für SVB

Von ella, dpa27.03.2023, 12:37

Am Montag haben die Sorgen um den europäischen Bankensektor etwas nachgelassen. Für die nach ihrem Zusammenbruch unter staatliche Kontrolle gestellte Silicon Valley Bank (SVB) hatte sich ein Käufer gefunden, woraufhin Investoren etwas erleichtert reagierten: Bis zum späten Vormittag stieg der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks um 0,68 Prozent auf 139,74 Punkte, blieb jedoch etwas hinter dem Gesamtmarkt zurück.

t-online aktuell 27.03.2023

Die Aktien des spanischen Instituts Santander und der britischen Bank Barclays erhöhten sich jeweils um ein Prozent und gehörten damit zu den besten Werten im Sektor. Deutsche Bank und Commerzbank legten hierzulande um jeweils circa drei Prozent zu.

Die First Citizens Bank, deren Aktien im vorbörslichen US-Handel um zwölf Prozent stiegen, übernimmt die nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung geschlossene SVB. Am 10. März war das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus SVB unter staatliche Kontrolle gekommen. Die freiwillige Abwicklung der US-Kryptobank Silvergate Capital hatte schon am Tag zuvor für Schockwellen in Teilen des Finanzsektors gesorgt. Andere kleine Geldinstitute bekamen ebenfalls Schwierigkeiten, die Signature Bank kollabierte vollständig.

Die Krise hat sich seither zu einem Bankenbeben ausgeweitet, das die Kursentwicklungen von Finanzinstituten weltweit unter Druck setzt. Am 20. März war der Stoxx Europe 600 Banks auf den niedrigsten Stand seit November letzten Jahres gefallen und kurz unter die viel beachtete 200-Tage-Durchschnittslinie gerutscht, die den langfristigen Trend anzeigt. Der Index befindet sich derzeit oberhalb dieser Linie.

Die Eskalation hatte einen Notverkauf der Credit Suisse an die UBS zur Folge. Am letzten Freitag folgte dann noch mal ein Ausverkauf bei europäischen Finanzwerten. Angesichts der Turbulenzen bemühte sich neben zahlreichen europäischen Spitzenpolitikern auch US-Präsident Joe Biden am Wochenende um eine Entspannung der Situation.

Am Freitag hatte die neuerliche Angstwelle insbesondere die Aktien der Deutschen Bank mit einem Abschlag von schlussendlich 8,5 Prozent hart getroffen. Analyst Nicolas Payen von Kepler Cheuvreux stellte jetzt klar, dass die „Deutsche Bank nicht zur nächsten Credit Suisse“ werde. Die neueste Entwicklung des Aktienkurses und bei bestimmten Kreditderivaten, sogenannten „Credit Default Swaps“ (Kreditausfallversicherungen, CDS) des Frankfurter Bankhauses, spiegelten „absolut nicht die Fundamentaldaten der Bank wider, sondern eine ungerechtfertigte Panik über europäische Banken“.

Ähnlich argumentiert die US-Bank Citigroup, die den Markt hinsichtlich des jüngsten Kurseinbruchs bei der Deutschen Bank als „irrational“ bezeichnet. Analyst Andrew Coombs erklärte, dass die Kreditausfallversicherungen so teuer seien wie seit Beginn der Pandemie nicht mehr. Doch weder das Thema Finanzierung von US-Gewerbeimmobilien noch die Russland-Sanktionen könnten diese Entwicklung wirklich erklären. CDS-Kurse seien äußerst schwankungsanfällig, aber man müsse das durchaus beachtliche Risiko negativer Schlagzeilen für die Anleger- und Kundenstimmung bedenken, wie es zuletzt bei Credit Suisse zu sehen gewesen sei.

Analyst Clemens Bundschuh von der Landesbank Baden-Württemberg rechnet für die neue Handelswoche jetzt „mit weiteren notwendigen und beruhigenden Einlassungen von Politikern und Notenbankern. Wie letzte Woche gilt: Das Bankenbeben geht weiter, bleibt aber beherrschbar.“

Nun müssen sich laut einem Händler jedoch zunächst einmal die Preise für CDS für europäische Banken normalisieren, nachdem sie sich zuletzt dem Niveau der europäischen Schuldenkrise des Jahres 2013 angenähert hätten. Insgesamt dürften die Aktienmärkte tendenziell weiterhin unter Druck stehen, bis sich dieser Spiegel der Nervosität von Investoren normalisiere. Am Montag gaben die Kosten für eine Kreditausfallversicherung mit Blick auf die Deutsche Bank etwas nach, nachdem sie am Freitag auf einen Höchststand seit mehreren Jahren geschossen waren.

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