Der Gewerbeimmobilien-Spezialisten Aroundtown rechnet im laufenden Jahr unter anderem wegen des Verkaufs von Immobilien mit einem deutlichen Rückgang beim operativen Ergebnis. Für das abgelaufene Jahr will das Management wegen der schwierigen konjunkturellen Lage zudem keine Dividende zahlen. Für 2023 verspricht der Konzern jedoch eine Ausschüttung von 20 bis 23 Cent je Aktie, was dem Aktienkurs aber nur wenig half. Am Mittwoch brach er ein.
Am Mittwoch fiel der Kurs zeitweise prozentual zweistellig, ähnlich wie am Tag zuvor. Zum Schluss betrug der Abschlag 7,1 Prozent auf 1,26 Euro. Die Aktie nähert sich der 1-Euro-Marke und damit dem Status eines Pennystocks. Seit 2023 hat sich das Minus mittlerweile auf mehr als 40 Prozent erhöht. Der gesamte Sektor kämpft zurzeit mit hoher Inflation und mit den die Inflation begleitenden steigenden Leitzinsen. Diese Effekte beendeten den anhaltenden Immobilienboom in Deutschland abrupt. Seit dem Sommer 2021 sind die Aroundtown-Aktien um mehr als vier Fünftel ihres Wertes gefallen.
Ein Händler stellte fest, dass die Aussetzung der Dividende zwar nicht unerwartet kam, aber auch keine Unterstützung für die Aktienstory darstellte. Zudem sei ein enttäuschender Ausblick auf den operativen Gewinn (FFO) für das laufende Jahr ein weiterer Nachteil. Die Ziele beurteilte Analyst Andre Remke von der Baader Bank als eher schwach.
Die für den Immobiliensektor bedeutsame operative Kennzahl FFO1 2023 werde auf 300 bis 330 Millionen Euro sinken, teilte der MDax-Konzern am Mittwoch mit. 2022 konnte das Unternehmen den operativen Gewinn noch um drei Prozent auf knapp 363 Millionen Euro erhöhen.
Das Unternehmen hatte bereits am späten Dienstag mitgeteilt, es sei momentan besser, das Geld zu zusammenzuhalten, um die Finanzlage zu stärken und sich für mögliche Unsicherheiten vorzubereiten. Im vergangenen Jahr hatte Aroundtown wegen fallender Immobilienpreise und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte einen Verlust von 457 Millionen Euro verbucht.
Trotz der schwierigen Bedingungen hat man es geschafft, sich im Jahr 2022 von Immobilien im Wert von 1,6 Milliarden Euro zu trennen. Im neuen Jahr hat das Unternehmen bereits Immobilien in Höhe von 150 Millionen Euro verkauft. Im letzten und aktuellen Jahr wurden darüber hinaus 1,2 Milliarden Euro an kurzfristigen Verbindlichkeiten mit einer durchschnittlichen Laufzeit von einem Jahr beglichen. Fälligkeiten der Schulden bis Ende 2025 konnten durch Barmittel und liquide Mittel sowie die erwarteten Erlöse aus den abgeschlossenen Veräußerungsverträgen abgedeckt werden.
Im Jahr 2022 stiegen die Nettomieteinnahmen um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Dieser starke Anstieg ist vor allem der Übernahme des Wohnimmobilienunternehmens Grand City Properties zu verdanken, deren Beitrag erst ab Mitte 2021 voll in der Konzernbilanz berücksichtigt wird. Ohne diesen Effekt sanken die Mieteinnahmen durch Immobilienverkäufe um acht Prozent. Trotzdem konnte Aroundtown mehr Miete mit Büros einnehmen, während sich die Hotelmieten weiterhin schwach entwickelten und noch immer unter den Folgen der Pandemie leiden.
Das Hotelgeschäft macht bei Aroundtown 18 Prozent des Gesamtportfolios aus. Im Jahr 2022 konnte die Firma infolge der Aufhebung der Corona-Beschränkungen im Gastgewerbe 69 Prozent ihrer gesamten Mieten einnehmen. Noch am Anfang des Jahres hatte dieser Sektor unter den Folgen der Einschränkungen und der Verbreitung der Omikron-Variante schwer gelitten, mehr als die Hälfte aller Mieten waren ausgefallen.
Doch inzwischen nimmt die Anfrage der Gäste nach Hotelzimmern wieder deutlich zu. Aroundtown hat dies im Sommer klar gespürt. Bei Geschäftsreisen ist ein Anstieg von gut zwei Dritteln im Vergleich zum Vorjahr festzustellen, allerdings liegt der Abstand zum Niveau vor der Pandemie noch immer über einem Viertel. Zudem belasten steigende Preise und Mangel an Personal die Rentabilität des Hotelportfolios, so Aroundtown weiter. Nunmehr geht der Konzern für das laufende Jahr von einer Einzugsquote bei den Mieten von 85 bis 90 Prozent aus.
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