Bankenkrise "nahezu abgehakt" – der Appetit der Investoren wächst

Von ella, dpa31.03.2023, 13:03

Unerwartet positive Konjunkturdaten haben den Appetit der Investoren auf Aktien am Freitag angeregt. Die Teuerung hatte sich im März in der Eurozone überraschend deutlich verlangsamt. Damit dürften jene Anleger Mut schöpfen, die hoffen, dass die Notenbanken künftig weniger rigoros gegen steigende Preise vorgehen werden. Der Dax stieg bis zum Mittag um 0,30 Prozent auf 15 569,35 Punkte und setzte somit seine Erholungswoche fort.

t-online aktuell 31.03.2023

In den letzten Tagen hatte sich die Wogen der jüngsten Banken-Krisen und der Zins-Unsicherheit beruhigt, weshalb Anleger zuletzt wieder risikobereiter agierten. Der Dax bewegt sich derzeit in Richtung eines Wochenplus von etwa vier Prozent. Bei knapp 15.706 Punkten von Anfang März nähern sich die Kursgewinne auch ihrem Jahreshoch. Seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank, welche die Bankenkrise ins Rollen brachte, sind die Verluste nahezu ausgeglichen.

Die Bankenkrise ist mittlerweile für den Markt als Thema weitestgehend abgehackt, wie Christian Henke von IG schreibt: „nun stehen wieder die Themen Inflation und Zinsen im Fokus.“ Im März stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,9 Prozent, nachdem sie noch im Februar 8,5 Prozent gestiegen waren. Volkswirte hatten einen weniger deutlichen Rückgang erwartet. Allerdings erhöhte sich die Kernjahresinflationsrate – bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden – wie vorhergesehen auf ein Rekordniveau.

Für eine „Jubelarie“ ist es den Experten der Bank Metzler zufolge daher noch viel zu früh, was die tags zuvor bereits veröffentlichten hiesigen Inflationszahlen auch belegten. „Denn ohne den Faktor Energie hat sich der Preisanstieg in Deutschland sogar noch verstärkt, was den Druck auf die EZB aufrecht erhält.“

Trotzdem griffen Investoren auch in den hinteren Reihen der Börse wieder zu. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte, der vor den Inflationszahlen noch ins Minus gedreht war, stieg zuletzt um 0,22 Prozent auf 27 518,23 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx 50 legte um 0,39 Prozent auf 4302,16 Einheiten zu.

Auf Unternehmensseite hierzulande richtete sich der Fokus der Anleger im Dax auf den Pharma- und Laborausrüster Sartorius. Über dessen Biotechnologie-Tochter will der Konzern den Gentherapie-Spezialisten für rund 2,4 Milliarden Euro erwerben. Allerdings überlegt das Unternehmen, zwecks Finanzierung der Übernahme eine Kapitalerhöhung über seine Tochter. Diese Maßnahme könnte den Wert der Anteile für die alten Aktionäre vorübergehend schmälern. Daher sanken die Sartorius-Vorzüge als Schlusslicht des Indexes um mehr als sieben Prozent.

Enttäuscht reagierten die Börsianer auf den vorsichtigen Ausblick des Gabelstaplerherstellers Jungheinrich und ignorierten dabei auch über die überraschend positiven Zahlen zum vergangenen Jahr. Die Papiere verloren am MDax-Ende sieben Prozent und näherten sich der 100-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend. Wegen der hohen Energiekosten kalkuliert der Vorstand damit, dass die operative Marge in diesem Jahr nur im besten Fall das Niveau von 2022 erreicht.

Auch die Prognose des Windkraftanlagenherstellers Nordex konnte Investoren nicht überzeugen, weshalb die Aktien nach einem deutlichen Anstieg am Vortag um 3,8 Prozent sanken. Der Windkraftanlagen-Hersteller kann auch in diesem Jahr einen operativen Verlust nicht ausschließen, da eine positive operative Marge nicht garantiert werden kann. Am Markt erwartete man zuletzt ein positives Ergebnis. Um Vertrauen zu schaffen, müsse das Unternehmen liefern, so ein Händler. Die weite Zielspanne spreche jedoch nicht für „große Überzeugung“.

Ferner profitierten Lufthansa mit einem Kursplus von 2,3 Prozent von einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank. Positiv äußerten sich auch die Analysten von Barclays Bank zum Flugunternehmen.

Börse von A-Z

Urheber dieses Inhalts ist die ella AG. Die Ströer Digital Publishing GmbH kann daher für deren Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit keine Gewähr übernehmen.