Die Entscheidung, die Dividende zu streichen, hat am Mittwoch bei den Anlegern von Encavis für Verärgerung gesorgt. Die Aktien des Solar- und Windparkbetreibers büßten als Schlusslicht im MDax zuletzt 4,7 Prozent ein. Zuvor waren sie zeitweise um gut 12 Prozent gefallen und damit auf das niedrigste Niveau seit mehr als einem Jahr abgesackt. Der jüngste Kurssturz setzte sich somit fort: Im Jahr 2023 hat die Aktie nun schon fast 20 Prozent an Wert verloren. Analysten hatten eine Ausschüttung etwas über dem Vorjahreswert von 30 Cent je Anteil erwartet. Einige sehen aber auch eine Gelegenheit zum Einstieg angesichts der Expansionspläne des Unternehmens.
Als Grund für die fehlende Ausschüttung wurden erforderliche Investitionen für den Kapazitätsaufbau angeführt. Das Unternehmen ließ am Mittwoch offen, wie die Dividendenpolitik künftig gestaltet werden soll. Laut Christoph Husmann, dem Chef des Konzerns, sei es keine automatische Entscheidung, auch weiterhin so zu verfahren. Ob Anleger sich bald wieder über Gewinnausschüttungen freuen können, hänge von den nächsten Jahren ab.
Insgesamt beurteilte Stifel-Analyst Martin Tessier die Neuigkeiten als gemischt. Mit Ausnahme des Gewinns je Aktie (eps) liege der Ausblick unter den Erwartungen, auch wenn die definitiven Zahlen von Encavis für 2022 etwas besser seien als die vorherigen Eckdaten. Das Ziel, das Portfolio bis 2027 zu erweitern, sei dagegen beeindruckend. Bis dahin will Encavis mit 5,8 Gigawatt mehr als das Zweieinhalbfache seiner heutigen Erzeugungskapazitäten ans Netz angeschlossen haben.
Jan Bauer von Warburg Research kritisierte, dass die angestrebten Ziele eine schwache Gewinnentwicklung im Vergleich zu anderen Branchen implizierten. Dies würde wohl allgemein den Reiz der Windpark-Betreiber mindern. Auch Windpark-Entwickler PNE enttäuschte am Mittwoch seine Investoren mit seiner Prognose. Seine Aktien konnten ihren Anfangsrückgang jedoch auf zuletzt 1,4 Prozent reduzieren. In diesem Jahr mussten die Anteilseigner des Unternehmens aber bereits einen Kursverlust von einem Drittel hinnehmen.
Die Dividendenstreichung von Encavis stellt für Bauer eine unerwartete Enttäuschung dar, die einige Investoren abschrecken dürfte. Unternehmerisch betrachtet sei die Wahl jedoch nachvollziehbar, ergänzte der Warburg-Experte. Der Ausbau des Portfolios bekräftige den allgemeinen Aufschwung in der Branche, obwohl sich das Wachstum aufgrund aktueller Lieferkettenprobleme wahrscheinlich erst allmählich entwickeln werde. In der negativen Kursreaktion an diesem Mittwoch erkennt er eine Kaufgelegenheit für langfristig orientierte Anleger.
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