Experten wollen Zuckergehalt in Softdrinks schneller reduzieren

Von ella, dpa21.02.2023, 17:09

Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten fordern eine schnellere Verringerung des Zuckergehalts in Erfrischungsgetränken wie Cola. Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten, bestehend aus Verbänden und medizinischen Fachgesellschaften, kritisierte am Dienstag, dass die freiwillige Reduktion nicht vorankomme. Appelle an die Industrie genügten nicht. Stattdessen müsse die Bundesregierung „effektive Maßnahmen“ ergreifen, um den Zuckergehalt deutlich zu senken. Auch eine Abgabe auf stark gezuckerte Getränke nach britischem Vorbild wurde von der mitregierenden SPD erneut ins Spiel gebracht. Die Branche hob hervor, dass die Reduktion „auf einem erfolgreichen Weg“ sei.

t-online aktuell 21.02.2023

Die Verbraucherorganisation Foodwatch stellte fest, dass das Prinzip der Freiwilligkeit im Kampf gegen falsche Ernährung und Übergewicht versagt habe. Minister Cem Özdemir (Grüne) müsse deshalb die bisherige Strategie beilegen und wie in Großbritannien eine Limosteuer einführen, die Herstellern nachweislich Anreize gebe, weniger Zucker zu verwenden. Auch die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) forderten eine Veränderung. Das langsame Tempo bei der Zuckerreduktion sei absolut inakzeptabel, sagte Carola Reimann, Chefin des Bundesverbands. Sie forderte eine „wirksame und verpflichtende Zuckerreduktion“ bei Softdrinks.

Hintergrund ist eine Strategie, die von der vorherigen Bundesregierung begonnen wurde und den Zucker-, Fett- und Salzgehalt in Fertigprodukten durch freiwillige Selbstverpflichtungen schrittweise reduzieren soll. Dafür wurden mit den Branchen Vereinbarungen getroffen, wonach der Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken bis 2025 um 15 Prozent abnehmen soll. Von 2015 bis 2021 sank der durchschnittliche Zuckergehalt bei Softdrinks um rund zwei Prozent, wie eine Auswertung der Allianz Nichtübertragbare Krankheiten ergab. Würde dieser Trend anhalten, würde das Ziel von 15 Prozent erst nach Jahrzehnten erreicht.

Die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie erklärte für die Branche, dass die Bemühungen der Unternehmen, den Zuckergehalt zu reduzieren, auf einem erfolgreichen Weg seien. „Alle uns bekannten Daten zur Marktentwicklung zeigen, dass der Weg der freiwilligen Kalorienreduktion funktioniert“, äußerte Vorstandschef Detlef Groß. Er verwies auch auf die vielen Angebote kalorienfreier und -reduzierter Varianten, die vermehrt beworben würden.

Das staatliche Max-Rubner-Institut hatte im Rahmen der geplanten Überprüfung der Branchenzusagen im Jahr 2020 eine Analyse unter anderem von Erfrischungsgetränken vorgelegt. Der Zuckergehalt sei gegenüber einer Erhebung von 2018 über das gesamte Sortiment an Erfrischungsgetränken durchschnittlich um 3,2 Prozent gesunken.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Peggy Schierenbeck fand, dass es Aufgabe des Staates sei, für gesündere Lebensmittel zu sorgen. Eine Herstellerabgabe auf Getränke bei Überschreiten eines Grenzwerts von fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter sei dabei ein Beitrag zur Prävention von Übergewicht vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Die SPD wolle mit ihren Koalitionspartnern über die Details einer solchen Abgabe sowie den Umgang mit Süßstoffen sprechen.

Börse von A-Z

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