ICCT: Dieselautos besitzen teilweise „extreme“ Werte für schädliche Stickoxide

Von ella, dpa23.03.2023, 08:24

Der internationale Umweltforschungsverbund ICCT registrierte bei einer übergreifenden Analyse von Tests und Studien aus mehreren Jahren einen deutlich zu hohen Abgasausstoß vieler Dieselautos in Europa. Grund der zusammenfassenden „Neubewertung“ waren Urteile des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu sogenannten Abschalteinrichtungen – wenn konkrete Technikschäden und Sicherheitsrisiken drohen, darf die Reinigung heruntergefahren werden, ansonsten ist dies nicht gestattet.

t-online aktuell 23.03.2023

Wie die Forscher am Donnerstag mitteilten, zeigten nach Darstellung des ICCT unter der Maßgabe der nun geltenden Einschränkungen gut 85 Prozent der Euro-5- und 77 Prozent der Euro-6-Diesel trotzdem „verdächtig hohe Emissionen“. Deutlich hohe Werte für gesundheitsschädliche Stickoxide (NOx) hätten sich sogar in 40 Prozent der Fälle ergeben.

Die Zahlen beruhen nicht auf eigenen Erhebungen, sondern auf einer großen Testdatensammlung sowie Zweitauswertungen zu Abgastests von Organisationen und Behörden, die seit dem Jahr 2016 liefen. Ein Jahr vorher gelangten die Diesel-Manipulationen bei Volkswagen ans Tageslicht.

Die Angaben decken laut ICCT circa 700 000 Autos aus mehreren europäischen Ländern ab. Dabei wurden unterschiedliche Messmethoden von den Wissenschaftlern berücksichtigt – vorwiegend „Remote Sensing“, also Abgaswerte vorbeifahrender Fahrzeuge vom Straßenrand aus, jedoch auch Tests mit mobilen Messgeräten am Auspuff. Die so ermittelten Werte wurden von den Forschern dann mit einem Schwellenwert für den jeweiligen Motor- und Fahrzeugtyp in Verbindung gebracht, „den wir anhand des normalerweise zu erwartenden Abgasreinigungsverhaltens abgeleitet haben“.

Die Deutung von Abweichungen ergab unter anderem: Bei Dieseln mit als „extrem“ eingestuftem NOx-Ausstoß könne „die Verwendung einer Abschalteinrichtung als fast sicher gelten“. Auch etwas weniger erhöhte Werte deuteten auf die „wahrscheinliche Verwendung einer Motorkalibrierungsstrategie hin, die nach den jüngsten Urteilen des EuGH als verbotene Abschalteinrichtung eingestuft werden kann“.

Man habe sich intensiv damit beschäftigt zu zeigen, wie diese „trotz einiger Einschränkungen robuste Schätzungen der realen Emissionen einzelner Fahrzeuggruppen liefern können“, erläuterte der ICCT bezüglich der Methodik, die teils als unscharf geltenden Zuordnungen einzelner Autos zu Straßenrand-Messungen mit heranzuziehen. Gemeinsam mit den Daten aus Messungen direkt am Auspuff böten sie eine Basis für zusätzliche Nachweise des zu hohen NOx-Ausstoßes in unterschiedlichen Testverfahren.

Die Deutsche Umwelthilfe forderte vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), alle Dieselautos der Abgasnormen 5 und 6 in Deutschland „mit den geltenden Bestimmungen in Einklang zu bringen und alle unzulässigen Abschalteinrichtungen entfernen zu lassen“. Um mehr als acht Millionen Personenkraftwagen gehe es. Gegen das KBA habe man schon Rechtsmittel eingeleitet.

Börse von A-Z

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