JPMorgan rechnet mit finanzpolitischer Wende in der Türkei

Von ella, dpa06.06.2023, 13:21

Die Geldpolitik in der Türkei wird laut einer aktuellen Studie der großen US-Bank JPMorgan wieder zu einem traditionelleren Kurs zurückkehren. Als Teil der notwendigen Straffung der Geldpolitik erwarte man eine Erhöhung der Zinssätze für die nächste geldpolitische Sitzung am 22. Juni, wenn nicht schon früher, wie es in der Studie heißt. Der Experte Fatih Akcelik hält eine drastische Erhöhung des Leitzinses von aktuell 8,5 Prozent auf bis zu 25 Prozent für denkbar. Es wird erwartet, dass das Zinsniveau zum Ende des Jahres bei etwa 30 Prozent liegt. Obwohl die Inflation in der Türkei zuletzt zurückgegangen ist, lag sie im Mai immer noch bei fast 40 Prozent und damit auf einem sehr hohen Niveau.

t-online aktuell 06.06.2023

Der Experte erläutert seine Einschätzung mit Bezug auf das neue Wirtschaftsteam von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Nach dessen Wiederwahl wurde der international angesehene Experte Mehmet Simsek als Finanzminister ins neue Kabinett berufen. Mit Cevdet Yilmaz wurde ein weiterer Vertreter einer traditionellen Wirtschaftspolitik zum Vizepräsidenten ernannt. Finanzminister Simsek habe am Wochenende eine Rede erklärt, dass die Türkei keine andere Wahl habe, als zu einer strengeren Haushalts- und Geldpolitik zurückzukehren.

Der Vorwurf, dass die Türkei keine langfristig wirksame Geldpolitik betreibe, besteht schon seit einiger Zeit. Obwohl die Inflationsraten im vergangenen Jahr bis zu 85 Prozent erreichten, hat die Zentralbank ihre Leitzinsen nicht wie üblich erhöht, sondern gesenkt. Dies entspricht der Haltung von Präsident Erdogan, der höhere Zinsen als Mittel gegen hohe Inflationsraten ablehnt. Es wird vermutet, dass die Zentralbank unter starkem politischem Druck steht. Die türkische Lira hat aufgrund ihrer unkonventionellen Geldpolitik schon länger erhebliche Schwächen gezeigt und ist kürzlich auf Rekordtiefstände gegenüber Dollar und Euro gefallen.

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