Nach ereignisreichen Tagen voll von geldpolitischen Entscheidungen wichtiger Notenbanken dürfte es in der neuen Woche an den Aktienmärkten spannend bleiben. Die Berichtssaison der Firmen hat nämlich weiter einiges zu bieten. Im noch jungen Jahr summieren sich die Gewinne für den Leitindex mit einem weiteren Wochenplus für den Dax mittlerweile schon auf mehr als zehn Prozent. Mit Blick auf wieder steigende Zinssorgen teilte Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg schriftlich mit: „Nach der fulminanten Rally dürften Gewinnmitnahmen wenig überraschen“.
Im Kampf gegen die hohe Teuerung hoben die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt wieder ihren Leitzins an. Dabei lag primär der Fokus auf den Aussagen zur künftigen Geldpolitik. „Auf der Pressekonferenz wollte sich Fed-Chef Jerome Powell nicht erneut auf den noch im Dezember von der Mehrheit der Fed-Mitglieder erwarteten Leitzinssatz von mehr als fünf Prozent zum Jahresende festlegen“, verkündete Analyst Robert Halver von der Baader Bank in schriftlicher Form. Ein weiterer Zinsschritt der Fed in Höhe von dann fünf Prozent sei Ende März zu erwarten. Ob es darüber hinaus zu einer letzten Zinserhöhung kommt, werde von der Datenlage abhängen.
Für die Fed liefert der aktuelle US-Arbeitsmarktbericht dafür durchaus Spielraum: Im Januar schaffte die US-Wirtschaft deutlich mehr Arbeitsplätze als angenommen. Die Arbeitslosenquote sank auf den tiefsten Wert seit über 50 Jahren. Wie zu erwarten erhöhten sich die Löhne. Das geplante Abbremsen der US-Wirtschaft gelänge der Fed bislang kaum, so Thomas Altmann von QC Partners.
Jüngste Konjunkturdaten fielen besser aus als gedacht, auch in der Eurozone. Im Schlussquartal ist die Euroraum-Wirtschaft ersten Zahlen zufolge etwas gewachsen. Während das Wachstum bei 0,1 Prozent mager ausfiel, ist die befürchtete Rezession damit ein Stück weit weniger realistisch geworden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsspirale bald ein Ende findet, minimiert sich damit erst einmal wieder. Es spreche einiges dafür, dass die Notenbanken sich für eine Lockerung der Geldpolitik etwas länger Zeit lassen, als es sich die Märkte wünschen würden, führte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, schriftlich aus.
Da die bisherige Berichtssaison ohne allzu große negative Überraschungen auskam, stellte sie einen weiteren Beleg für eine vergleichsweise robuste Konjunktur dar. Von Siemens und Siemens Energy, Linde, Qiagen und der Deutschen Börse stehen aus dem Dax im Wochenverlauf weitere Quartalszahlen auf dem Programm – zahlreiche Nebenwerte kommen hinzu. Nachdem primär die Tech-Schwergewichte Apple, Amazon und Alphabet bereits ihre Bücher geöffnet haben, bietet die US-Berichtssaison hingegen etwas weniger Highlights.
Doch die Quartalszahlen von „Big Tech“ desillusionierten überwiegend und würgten zudem zu den wieder aufkeimenden Zinssorgen die jüngste Rally an der Nasdaq ab. „Kurzum gesagt, die drei großen As an der Technologiebörse wurden den Erwartungen nicht gerecht“, teilte der Marktbeobachter Christian Henke vom Handelshaus IG mit. Vor allem die Umsatzentwicklung bei Apple und Alphabet war den Anlegern nicht genehm – Amazon wurde für einen vorsichtigen Ausblick hingegen abgestraft.
Im Blickfeld steht nach den Tech-Werten in der neuen Woche zunächst die deutsche Industrie: Am Montag wird mit Daten zum Auftragseingang im Dezember gerechnet. Am Dienstag folgt die Industrieproduktion zum Jahresabschluss. Sie sollte weiteren Aufschluss über die Verfassung der Wirtschaft geben. Überdies hat das Statistische Bundesamt am Donnerstag vor, seine vorläufigen Inflationszahlen für Januar nachzuholen, nachdem deren Veröffentlichung unerwartet verschoben wurde.
Des Weiteren dürften die Anleger den Ölpreis konzentriert beobachten. Die EU will von Montag an auch keine Raffinerie-Produkte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe mehr aus Russland abnehmen, nachdem seit Anfang Dezember kein russisches Rohöl mehr per Tanker in die Europäische Union eingeführt wird. „Die Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte werden entscheidend sein, da Angebot und Nachfrage bei raffinierten Ölprodukten komplexer sind als bei Rohöl“, gab Galina Pozdnyakova von der Deutschen Bank schriftlich von sich.
Urheber dieses Inhalts ist die ella AG. Die Ströer Digital Publishing GmbH kann daher für deren Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit keine Gewähr übernehmen.