Sartorius übernimmt Gentherapie-Spezialist Polyplus

Von ella, dpa31.03.2023, 12:58

Mit der Milliardenübernahme eines Spezialisten für Technologien im Bereich von Zell- und Gentherapien verstärkt Sartorius sein Geschäft. Der Dax-Konzern will das französische Unternehmen Polyplus für etwa 2,4 Milliarden Euro über seine Tochter Sartorius Stedim Biotech kaufen, wie Sartorius am Freitag in Göttingen mitteilte. Bis jetzt ist Polyplus im Besitz von privaten Investoren. Es ist für Sartorius der bislang größte Kauf in der Firmengeschichte.

t-online aktuell 31.03.2023

Da der Konzern auch eine Kapitalerhöhung in Betracht zieht, um den Deal zu finanzieren, wurden die Nachrichten vor dem Wochenende von Anlegern nicht gerade begeistert aufgenommen. Die Vorzugsaktien fielen bis zum Mittag mit einem Abschlag von fast sieben Prozent an das Ende im deutschen Leitindex Dax. Die Kursverluste der französischen Tochter Stedim Biotech in Paris waren ähnlich hoch.

Wie aus einer Mitteilung hervorgeht, stellt die US-Investmentbank JPMorgan dem Mutterkonzern Sartorius für eine Übergangsphase einen Brückenkredit zur Finanzierung der Transaktion bereit. Dieser wird an die Tochter weitergeleitet und soll durch langfristige Finanzinstrumente refinanziert werden. Hierzu könnte laut Angaben des Unternehmens auch eine Eigenkapital-Komponente auf Ebene der Stedim gehören. Zum möglichen Zeitplan gab es keine Informationen.

Eine mögliche Kapitalerhöhung könnte den Gewinn, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird, verwässern. Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass solche großen Übernahmen mit einer Kapitalerhöhung finanziert werden. Wenn das Management sein Wachstumskalkül erfüllt, kann die Verwässerung des Anteilsbesitzes langfristig wieder ausgeglichen werden. Die Chancen stehen gut, da Sartorius' Übernahme auf ein expandierendes Segment zielt. Zell- und Gentherapien finden immer häufiger Anwendung bei der Bekämpfung von Krebs und seltenen Krankheiten und gelten als Hoffnung für viele Patienten. Experten erkennen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ein großes Potenzial. Darüber hinaus sei Polyplus an der Spitze seines Gebiets, so ein Sartorius-Sprecher.

Laut Angaben erlebt das französische Unternehmen ein starkes Wachstum. Mit einem Umsatz im oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich und einer „sehr hohen“ Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird für 2023 gerechnet.

Polyplus mit Sitz in Straßburg hatte zuletzt rund 270 Angestellte und betreibt neben Frankreich Niederlassungen in Belgien sowie den USA und China. Für die Erzeugung viraler Vektoren entwickelt und produziert es essenzielle DNA- und RNA-Komponenten, welche wiederum bei Zell- und Gentherapien sowie anderen innovativen medizinischen Behandlungsmethoden verwendet werden.

„Die innovativen Lösungen von Polyplus sind hoch komplementär zu unserem Portfolio, insbesondere mit Blick auf unser Angebot von Zellkulturmedien und kritischen Komponenten für die Entwicklung und Herstellung neuartiger Therapien“, sagte Sartorius.

Der Dax-Konzern übernimmt das französische Unternehmen von Privatinvestoren, zu denen die Beteiligungsgesellschaften Archimed und die WP GG Holdings IV B.V. von Warburg Pincus gehören. Wie üblich ist der Kauf noch an die Zustimmung der Regulierungsbehörden gebunden. Vorausgesetzt, der Kauf wird genehmigt, strebt Sartorius den Abschluss des Erwerbs im dritten Quartal an.

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