Der Bausoftwareanbieter Nemetschek hat die Anleger wegen des in der Branche mittlerweile üblichen Abomodells von Software über das Internet auf ein Übergangsjahr eingestellt. Nach einem schwächeren Wachstum bei sinkender Profitabilität soll der Umsatz ab 2024 wieder zweistellig ansteigen und auch die Marge wieder zulegen. Diese Prognosen wurden mit Erleichterung an der Börse aufgenommen. Die im MDax notierte Aktie zog um bis zu knapp 13 Prozent auf 59,20 Euro an und somit den höchsten Stand seit September 2022.
Im vergangenen Jahr hatte die Aktie fast 60 Prozent eingebüßt und damit einen Lauf von 10 Jahren in Folge mit einem Kursgewinn beendet. Dabei stieg der Kurs Ende 2021 von knapp 2 Euro bis auf fast 113 Euro. Im September vergangenen Jahres war der Kurs aufgrund der Sorgen über die Wachstumsaussichten, der Entwicklung der Margen und einer zunehmenden Skepsis am Markt mit Blick auf Technologieaktien bis auf 44 Euro gesunken. Nemetschek ist mit einem Börsenwert von gut 7 Milliarden Euro nach SAP der zweitwertvollste deutsche Softwarehersteller.
Aufgrund der Umstellung auf das Abomodell erwartet der Konzern für 2023 ein währungsbereinigtes Umsatzplus zwischen lediglich 4 und 6 Prozent, was weniger ist als zuletzt. Bei diesem Modell zahlen Kunden monatlich für die Nutzung, ohne beim Vertragsabschluss viel Geld für Lizenzen ausgeben zu müssen. Dadurch verteilen sich die Einnahmen bei den Softwareunternehmen gleichmäßiger, aber das hat anfangs umsatzdämpfende Effekte. Analysten befürworteten die neue Ausrichtung. Warburg-Experte Andreas Wolf hält das Abomodell für langfristig positiv und „klar wertsteigernd“.
Im laufenden Jahr soll die Marge basierend auf dem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 28 bis 30 (2022: 32) Prozent sinken. Der Erlös stieg im vergangenen Jahr um rund 18 Prozent auf 802 Millionen Euro, wie bereits bekannt. Bereinigt um die Folgen des schwachen Euro lag das Umsatzplus bei etwas mehr als 12 Prozent. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zog um gut 16 Prozent auf 257 Millionen Euro an. Für das laufende Jahr hatten Experten bereits ein geringeres Wachstum bei abnehmender Profitabilität prognostiziert.
Konzernchef Yves Padrines hat für das kommende Jahr wieder ein zweistelliges Umsatzwachstum im Blick. Ebenso ist auch eine Ebitda-Marge von mehr als 30 Prozent vorgesehen. 2025 soll die Wachstumsdynamik steigen und der Erlös mindestens im mittleren Zehnprozentbereich steigen.
Nach der erfolgreichen Umstellung auf das Abomodell und das sogenannte SaaS-Geschäft (Software as a Service), bei der die Nutzer auf Software und Infrastruktur des Anbieters über das Internet zugreifen, sieht Padrines die Möglichkeit für ein strukturell höheres Wachstum, das deutlich über dem Marktdurchschnitt liegt.
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