(neu: Aussagen Groebler, Analysten, Aktienkurs)
Der Stahlkonzern Salzgitter erwartet aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Klimas in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang seines Gewinns. Investitionen in die Transformation hin zu „grünem“ Stahl dürften sich dazu negativ auf die Ergebnisse auswirken. Im vorherigen Jahr hatte der Konkurrent von Thyssenkrupp noch deutlich von den hohen Stahlpreisen in der ersten Jahreshälfte profitiert und merklich mehr verdient als 2021.
Am Kapitalmarkt wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Analysten hatten deshalb zum Teil mit einem noch stärkeren Rückgang des Gewinns für 2023 gerechnet. Zudem hoben die Experten von JPMorgan ein besser als erwartetes viertes Quartal hervor, vor allem in der Stahlproduktion. Dies beinhalte, dass Salzgitter in der Lage gewesen sei, höhere Kosten an Kunden weiterzugeben. Der operative Mittelfluss sei deutlich kraftvoller gewesen als prognostiziert und auch die Dividende wird weitaus besser ausfallen als vermutet.
Am Vormittag erhöhte sich der Aktienkurs um mehr als vier Prozent. Aber sie waren Ende in der vergangenen Woche auch stark im Sog der allgemeinen Marktturbulenzen und Konjunktursorgen unter Druck geraten.
Für 2023 rechnet Salzgitter mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 750 Millionen bis 850 Millionen Euro. Vor Steuern dürften 300 Millionen bis 400 Millionen Euro übrig bleiben, verkündete die Firma am Montag im Vorfeld seiner Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Der Umsatz soll rund 13 Milliarden Euro erreichen und sich so ein wenig ausdehnen.
Neben dem kontinuierlich schwierigen Konjunkturumfeld werden ebenfalls Investitionen in die geplante Dekarbonisierung das Ergebnis drücken. So sagte Konzernchef Gunnar Groebler gegenüber der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX in einem Interview, dass mit einer Belastung im laufenden Jahr von rund 300 Millionen Euro netto für das Transformationsprogramm zur Reduktion der CO2-Emissionen zu rechnen sei. Der Aufsichtsrat hatte in der vergangenen Woche das Budget für die erste Ausbaustufe des Umbaus hin zu „grünem“ Stahl von 2,2 Milliarden bis 2,4 Milliarden Euro freigegeben. Dies ist mehr als anfänglich geplant. Fördermittel der öffentlichen Hand von einer Milliarde Euro sind darin enthalten.
Laut Finanzvorstand Burkhard Becker präsentiere sich das erste Quartal besser als noch Ende 2022 prognostiziert. Die Winterrezession sei schwächer als vorhergesagt, ausgefallen. Den Angaben zufolge habe sich die Nachfrage zum Jahresauftakt wieder belebt. Bei Flachstahl konnte man erneut eine Preiserholung feststellen. Mitte November ging Salzgitter vor dem Hintergrund einer hohen Inflation und steigender Energiepreise vor allem in Europa von einem sich weiter eintrübenden Umfeld aus und hatte für die kommenden Quartale eine verhaltene Geschäftsentwicklung in Aussicht gestellt.
Im letzten Jahr hatte sich das Umfeld ab der zweiten Hälfte immer mehr verschlechtert. Die Stahlpreise, die in den ersten sechs Monaten noch merklich angestiegen waren, sanken rapide. Allerdings konnte Salzgitter dank hoher Preise im ersten Halbjahr Umsatz und Gewinn 2022 deutlich erhöhen. Der Außenumsatz legte um knapp ein Drittel auf 12,6 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis dehnte sich von knapp 1,3 Milliarden auf knapp 1,6 Milliarden Euro aus.
Vor Steuern hat Salzgitter unter anderem dank Einsparungen mit 1,25 Milliarden Euro erheblich mehr erwirtschaftet als im Jahr zuvor, als knapp 706 Millionen Euro erzielt wurden. Groebler sprach in diesem Kontext von einem „Ausnahmejahr“, das in Bereiche geteilt gewesen sei. Der erste Teil des Jahres habe ein „Rekordhalbjahr“ dargestellt.
Damit erreichte die Firma die obere Grenze seiner im letzten Juni angehobenen Prognose und lag damit innerhalb der Schätzungen, die Analysten zuvor gemacht hatten. Salzgitter brachte die Beteiligung am Kupferkonzern Aurubis 156 Millionen Euro ein, das ist weniger als im Vorjahr mit rund 217 Millionen Euro.
Der Gewinn stieg im Endergebnis von circa 586 Millionen Euro auf knapp 1,1 Milliarden Euro. Daher sollen die Aktionäre eine höhere Dividende erhalten. Nach 0,75 Euro im Vorjahr wird eine Zahlung von 1,00 Euro je Aktie vorgeschlagen. Die direkte Gewinnbeteiligung fällt so höher aus, als Experten angenommen hatten.
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