Start der weltgrößten Naturkostmesse: Özdemir will Appetit auf Bio anregen

Von ella, dpa14.02.2023, 16:03

Der Wunsch nach Bio-Lebensmitteln ist den Menschen in Deutschland trotz steigender Kosten für den Lebensunterhalt geblieben: Sie gaben dafür im letzten Jahr zwar weniger aus, aber immer noch mehr als vor der Pandemie. Bundesagrarminister Cem Özdemir will den Bio-Appettit weiter anregen und die gesamte Branche stärken: „Dabei geht es um Öko in der gesamten Wertschöpfungskette – auf den Feldern und in der Herstellung, in den Ladenregalen, aber natürlich auch an der Ladenkasse“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Nürnberg bei der Eröffnung der weltgrößten Naturkostmesse Biofach.

t-online aktuell 14.02.2023

Verbraucherinnen und Verbraucher gaben 2022 laut Angaben des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) 15,3 Milliarden Euro für Bio-Produkte aus – ein Rückgang von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Erlöse stiegen jedoch um 25 Prozent gegenüber 2019. In den Jahren 2020 und 2021 vergrößerte sich die Branche besonders stark, da mehr Menschen während der Corona-Krise zu Hause kochten und dafür oft zu Bio-Lebensmitteln griffen.

„Der Verbraucher-Wunsch nach Bio ist ungebrochen“, erklärte Tina Andres, Vorsitzende des BÖLW. Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten entschieden sich viele Menschen jedoch für preisgünstigere Artikel – wovon insbesondere die Discounter und günstigeren Handelsmarken profitierten. Laut Experten stiegen die Preise für Bioprodukte im Vergleich zu konventionellen Lebensmitteln jedoch weniger stark.

Bis Freitag werden mehr als 2700 Aussteller aus mehr als 90 Ländern auf der Biofach und der gleichzeitig stattfindenden Naturkosmetikmesse Vivaness ihre Waren vorstellen. Unter den Trends befinden sich in diesem Jahr lokale Zutaten, neue Süßungsmittel sowie ressourcenschonende und vegane Produkte.

Bio sei eine entscheidende Antwort auf die Klima- und Biodiversitätskrise, sagte Özedmir. Der Entwurf des Öko-Landbaugesetzes soll am Mittwoch vom Kabinett beschlossen werden. Die Bundesregierung und sein Ministerium haben unter anderem vor, mehr Bio in Kantinen und Mensen anzubieten, mehr Geld für die Öko-Forschung bereitzustellen sowie eine Informationsskampagne über Bio zu starten. Zugleich bekräftigte Özdemir erneut das Ziel, 30 Prozent der Landwirtschaftsfläche bis 2030 ökologisch bewirtschaften zu wollen.

„Die Zeit ist knapp. Das Ziel ambitioniert“, betonte Andres. Demnach bewirtschaftet derzeit jeder siebte Landwirtschaftsbetrieb in Deutschland ökologisch. Im letzten Jahr stieg die Anzahl der Höfe um 2,3 Prozent auf rund 36 500. Um 3,7 Prozent nahm die Ackerfläche auf knapp 1,87 Millionen Hektar zu – etwa 11 Prozent der gesamten deutschen Landwirtschaftsfläche.

Die von der Bundesregierung vorgesehenen Ziele sind laut der Verbraucherorganisation Foodwatch nicht ausreichend. „Bio ist und bleibt Nische mit sieben Prozent Marktanteil“, bemängelte Chris Methmann, Geschäftsführer von Foodwatch. Anstatt lediglich diese Nische zu fördern, müsse die Politik den gesamten Agrarsektor umgestalten, um den immensen Herausforderungen gerecht zu werden.

Eine Umfrage des Agrarministeriums hatte ergeben, dass 33 Prozent der Menschen regelmäßig Bio-Produkte kaufen, 49 Prozent ab und zu. Um die Kunden noch stärker zum Kauf anzuregen, benötige es laut Andres weitere Anreize seitens der Politik: Neben einer Senkung der Mehrwertsteuer für Bio fordert sie, dass die Umweltkosten auch bei den Preisen der Waren berücksichtigt werden müssten. Solange es nicht rentabel sei, Ressourcen zu schonen, leide die Bio-Wirtschaft unter einer „eklatanten Wettbewerbsverzerrung“.

Einige Verbände der Bio-Industrie fordern zudem eine Entschädigung für die Branche: Das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und der Bundesverband Naturkost Naturwaren schätzen, dass die Verwendung von Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft der Bio-Unternehmen mehr als 100 Millionen Euro an Folgekosten verursacht. Die Branche müsse hochgerechnet etwa 23 Millionen Euro allein für die Rückstandsanalyse bezahlen.

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