Die ukrainischen Behörden rechnen nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms mit weiter steigenden Wasserständen im Gebiet Cherson. Am Mittwoch sagte der Sprecher der Chersoner Militärverwaltung, Olexander Tolokonnikow, im ukrainischen Fernsehen, dass das Wasser bis Donnerstagvormittag noch um einen Meter ansteigen werde. Er betonte jedoch auch, dass der Staudamm weiterhin breche und somit ein noch höherer Anstieg möglich sei. Über die stark beschädigte Staumauer fließt das Wasser aus dem Stausee ab.
Den Behörden zufolge stieg das Wasser in der Großstadt Cherson um über zwei Meter, die ersten Etagen von Gebäuden sind überflutet. Die Evakuierung der Einwohner sei im Gange, hieß es.
Einige Helfer waren in der Gegend mit Booten unterwegs, um nach Personen zu suchen, die möglicherweise auf den Dächern ihrer überfluteten Häuser ausharrten und gerettet werden mussten. In den sozialen Medien wurden Videos von Menschen geteilt, die verzweifelt versuchten, ihre durchnässten Hunde, Katzen und anderen Haustiere ins Trockene zu bringen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf den russischen Besatzern vor, dass sie mit dem Terroranschlag auf das Wasserkraftwerk und den Staudamm alles Leben in Gefahr brächten. Am Dienstag hätten sie absichtlich eines der größten Wasserreservoirs in der Ukraine zerstört. Infolgedessen seien Zehntausende Menschen in Gefahr, Hunderttausende im weiteren Einzugsgebiet hätten nun keinen normalen Zugang zu Trinkwasser mehr.
„Unsere Dienste, alle, die helfen können, sind bereits im Einsatz“, teilte Selenskyj am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Man könne aber nur in der Region unterstützen, die von der Ukraine kontrolliert wird. Der größte Teil der Region befindet sich unter russischer Kontrolle, dort haben die Behörden nun den Ausnahmezustand ausgerufen. Selenskyj warf den Besatzern vor, dass sie sich nicht um die Not der Bevölkerung kümmern.
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