Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Entwicklung des Dax Deutschland verkommt weltweit zum Zwerg

An den Hitlisten der Broker lässt sich die Entwicklung des Dax und der deutschen Industrie ablesen. Deutschland spielt eine immer weniger wichtige Rolle.
Rückblick: 2009 war bis Ende März ein unfassbar schlechtes Börsenjahr. Die Nachwehen der Lehman-Pleite waren zu spüren, und der Dax wurde nach unten durchgereicht. Er lag für kurze Zeit sogar unterhalb der Marke von 4.000 Zählern. Allerdings gab es im weltweiten Vergleich Spannendes zu bestaunen.
Deutsche Aktien hatten einen Anteil von beinahe 4,5 Prozent an der Weltmarktkapitalisierung. Das lag selbstredend daran, dass in den USA sowohl Banken als auch Technologietitel rasiert wurden. Die 4,5 Prozent waren nur von kurzer Dauer, doch bis zum Jahr 2018 hielt sich der Anteil immerhin auf dem langjährigen Mittel von 3 Prozent.
Bedeutung am Kapitalmarkt sinkt
Seither spiegelt der Abwärtstrend genau das wider, was viele Menschen im Land subjektiv wahrnehmen: Die Bedeutung Deutschlands am Kapitalmarkt sinkt – und zwar deutlich. Unter den stärksten Firmen weltweit ist schon lange kein Konzern aus Deutschland zu finden. Doch die Zahlen sind noch deutlicher.

Zur Person
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research mit 30 Jahren Börsenerfahrung. Sein Fokus liegt auf langfristigem Vermögensaufbau und aktivem Handel an der Börse. Sie erreichen ihn unter https://www.instagram.com/saurenz_invest/
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Zieht man die Daten der Börse München zu allen börsennotierten Firmen im Vergleich zu US-Titeln heran, dann sind Google, Apple, Microsoft und Nvidia jeder für sich allein mehr wert als die gesammelte Mannschaft deutscher börsennotierter Konzerne. "Nvidia kommt auf 4,4 Billionen US-Dollar an Börsenwert, bei Microsoft sind es ebenso wie bei Apple 3,8 Billionen und bei Google 3 Billionen", rechnet Lars Reichel vom Handelsplatz Gettex vor.
Old School selten gesucht
Selbst Oracle auf dem zehnten Rang weltweit bringt noch fast eine Billion Dollar auf die Waage. "Unter den 100 Konzernen weltweit mit der größten Marktkapitalisierung finden sich gerade mal Siemens und SAP", so Thomas Soltau vom Smartbroker, der hinzufügt, dass beide Aktien in der Beliebtheit der Anleger nur im Mittelfeld liegen.
BASF, Volkswagen, Telekom, Bayer und BMW liegen lediglich noch in der Gunst jener Anleger vorn, die sich an die guten Zeiten der Firmen erinnern und entsprechend zur älteren Anlegergeneration gehören. Die jungen Trader wollen Nvidia oder Alphabet und greifen dieses Jahr selbst bei Exoten wie D-Wave Quantum oder Iris Energy beherzt zu.
Angesichts der größer werdenden Bedeutungslosigkeit darf man sich fragen, wozu der Dax denn dann noch taugt. Die Antwort mag überraschen, aber für Zinsjäger ist der Dax immer noch eine gute Wahl. Denn anders als die Amerikaner ist er angesichts seiner Bewertungsdaten nicht so überhitzt. Kein Wunder, denn seit dem Rekordhoch des Dax sind zwei Monate vergangen. Seit Mai bewegt er sich seitwärts.
Rendite geht dennoch
Seitwärtsphasen lassen sich für Anleger gewinnbringend und vor allem mit Puffer einsetzen. Für Fans deutscher Aktien kommen damit Bonuspapiere aus dem Zertifikatebereich in die erste Auswahl. Bei einer Wahl von Produkten ohne Aufgeld liegen diese Anlagepapiere im Risikoprofil deutlich unterhalb eines Dax-Investments via ETFs beispielsweise.
Das Produkt mit der WKN DU2E3T beispielsweise bietet einen Sicherheitspuffer von 18 Prozent bei einer jährlichen Rendite von 7,5 Prozent. Um die 7,5 Prozent zu erhalten, muss der Dax bis September 2026 immer oberhalb von 19.300 Zählern notieren. Gelingt das nicht, ist das Geld aber nicht verloren. Der Anleger erhält dann quasi die Performance des Dax.
Mit anderen Worten: Wer Deutschland nach oben nicht viel zutraut, aber nach unten reichlich Puffer haben möchte, kann sich Bonuspapiere anschauen. Denn der Preis für die große Outperformance der Amerikaner ist eine womöglich größere Anfälligkeit für Korrekturen.
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