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Verschwörungstheorien: Das Glühbirnenkartell


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Das Glühbirnenkartell

spiegel-online, Spiegel Online

17.09.2012Lesedauer: 3 Min.
Aus und Vorbei - die klassische Glühbirne wird nicht mehr produziertVergrößern des BildesAus und Vorbei - die klassische Glühbirne wird nicht mehr produziert (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Adieu, geliebte Glühbirne! Jetzt kommt die kalte Energiesparlampe. Und wem haben wir das zu verdanken? Einem geheimen und geldgierigen Leuchtmittel-Bündnis. Das jedenfalls ist eine der vielen Verschwörungstheorien, die in der Wirtschaft hartnäckig kursieren. Was steckt hinter der Geschichte?

Die These

Dass auf dem europäischen Kontinent bald nur noch grau-blaues, deprimierendes Licht von allen Wohnhaus- und Bürodecken aus scheußlichen Kompaktleuchtstofflampen funzelt, verdanken wir einem Komplott der Leuchtmittelindustrie. Diese kapitalistische Gruppe hat sich nämlich schon vor Jahrzehnten zusammengetan und zuerst Thomas Edisons geniale Erfindung dank einer eingebauten Maximallebensdauer sterblich gemacht: Nach 1000 Stunden Brenndauer sollte der Wolframdraht - mit einem kleinen "Knack" - verlöschen.

Die endgültige Todesstunde für die Glühbirne aber schlug erst in den Achtzigern und Neunzigern, als die schlauen Asiaten damit anfingen, ultrabillige und extrem zuverlässige Birnen auf den europäischen Markt zu werfen und für eine echte Konkurrenz zu sorgen. Da ließ sich die europäische Industrie angeblich die Sache mit dem Klimakiller einfallen: Die Glühbirne, so die Idee (bei der im übrigen die Grünen, Greenpeace und sogar die Uno mit der Industrie unter einer Decke stecken sollen), sei nichts als ein purer Energiefresser, der vor allem der Raumerwärmung diene.

Und schwupps - welch' Wunder - hatten Konzerne wie Osram, Philips und Co. das Gegenmodell parat: die Kompaktleuchtstofflampe. Die Unternehmen nannten die Dinger zwecks besserer Vermarktung schnell noch Energiesparlampen, und dann begann der Feldzug des eckigen Ungetüms gegen die perfekt gegossene Glühbirne.

Ihren bislang größten Erfolg feierte die gierige Industrie übrigens, als sie die EU-Kommission von einem Glühbirnenverbot überzeugen konnte - und just nach dessen schrittweiser Umsetzung die Preise für ihre neuen Lampen kräftig raufsetzte (offiziell begründete sie dies natürlich mit steigenden Rohstoffpreisen).

Was steckt dahinter

So absurd einfach das alles klingen mag: So ist es auch. Tatsächlich hat es seit 1924 das Phoebus-Kartell der führenden Glühlampenhersteller gegeben. Von einem großen Teil der Industrie wird sogar zugegeben, dass die von ihr produzierten Edisonschen Birnen nicht länger als 1000 Stunden brennen sollen. Sie begründet das natürlich anders: Ab 1001 Stunden sei die optimale Lichtausbeute nicht mehr gewährleistet (Wer's glaubt...).

Das Phoebus-Kartell soll dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen sein. Die Glühlampenliebhaber und Kapitalismusgegner glauben, dass es noch heute existiert. Mit der Beweisführung wird es in diesem Punkt allerdings schwieriger. Einigen reicht schon die Gründung der Vereinigung der Europäischen Lampenindustrie (ELC) im Jahr 1985 als Indiz.

Interessanterweise wurde nämlich im gleichen Jahr die Kompaktstoffleuchte auf den Markt gebracht. Aber für eine ursächliche Verbindung zwischen den Geschäftsinteressen der Lampenlobby und dem Aus für die Glühbirne gibt es keinen Beleg.

Und wenn es doch wahr wäre?

Wir wissen nun, dass es das Glühlampenkartell tatsächlich gab. Hätte es niemals existiert, leuchtete der Edinsonsche Dauerbrenner wohl immer noch von jeder europäischen Zimmerdecke - und dies bis in alle Ewigkeit. Die garstige und giftige Energiesparlampe hätte gegen solche genialen Erfindungen keine Chance.

EU-Zollbeamte könnten sich um Schmuggelware wie Zigaretten oder DVD-Player kümmern, statt verbotenerweise eingeführte Glühlampen-Schätzchen zu vernichten.

"Falter und Glühbirne"

Ach ja, und nicht zuletzt müsste auch das zentrale Kapitel "Falter und Glühbirne" in Günter Grass' "Blechtrommel" in Zukunft nicht jedem Schulkind erklärt werden. Darin beschreibt die Hauptfigur Oskar Matzerath die Glühbirnen, die im Schlafzimmer seiner Eltern eingeschraubt waren: "Ich erblickte das Licht dieser Welt in Gestalt zweier Sechzig-Watt-Glühbirnen. Noch heute kommt mir deshalb der Bibeltext 'Es werde Licht und es ward Licht' wie der gelungenste Werbeslogan der Firma Osram vor."

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