Seltene Briefmarken: Eine wertvolle Geldanlage?
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Es gibt genug Beispiele für eine erfolgreiche Geldanlage in Briefmarken. Fernab der großen Auktionen gestaltet sich das Geschäft mit Dachbodenfunden allerdings sehr schwierig.
Geldanlage mit geringen Renditechancen
Viele kennen die Geschichte der Roten und Blauen Mauritius. Die 1847 herausgebrachten Briefmarken mit dem Konterfei von Königin Victoria gelten als die wertvollsten Postwertzeichen der Geschichte. Beispielsweise wechselte eine historische Mauritiusmarke 1993 für rund 1,1 Millionen Euro den Besitzer. Berichte über Auktionen wie diese beflügeln die Fantasie, sind aber natürlich absolute Ausnahmen – die Legende vom millionenschweren Dachbodenfund in Omas Haus bleibt in den meisten Fällen eine Legende.
Unter eingefleischten Sammlern lassen sich mit gut gepflegten Beständen durchaus hohe vierstellige oder niedrige fünfstellige Beträge erzielen. Neulinge, die zufällig oder gezielt zu einem Briefmarkenbestand gekommen sind, ziehen für die Wertbemessung häufig Briefmarkenkataloge heran. Genau hier besteht das erste große Problem: Zwischen den darin genannten Kursen und der Realität bei den wenigen noch verbliebenen Briefmarkenbörsen liegt meistens eine große Kluft.
Eine realistische Werteinschätzung wird dadurch immens erschwert, dass die gezielte Geldanlage in Briefmarken kaum greifbar ist. Häufig zahlt der professionelle Briefmarkenhandel nur ein Zehntel des Katalogpreises – eine nennenswerte Rendite bleibt aus. Zahlreiche Marken gelten darüber hinaus als unverkäuflich, weil beispielsweise gar keine Nachfrage besteht.
Die meisten Sammlungen sind so gut wie wertlos
Nur 15 Prozent der etwa 4.000 deutschen Briefmarken haben einen Sammlerwert, heißt es aus Expertenkreisen. Dass das Briefmarkensammeln einst das Hobby ganzer Generationen war, spielt keine große Rolle: Die meisten Sammlungen begannen im untersten Preissegment und blieben auch dabei. Nur wenige Sammler trauten sich mit den Jahren an Raritäten heran, sodass die besagten Dachbodenfunde heute kaum Überraschungen offenbaren.
Es gilt daher die naheliegende Faustregel: Nur sehr seltene, auf dem Sammlermarkt nachgefragte Briefmarken haben Renditepotenzial. Solche hatten in der Regel eine sehr niedrige Ausgabeauflage und erzählen mit ihrem Motiv eine bestimmte Geschichte.