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Aktien: "Jede Frau kann Börse lernen" – zwei Anlegerinnen erklären, wie


Zwei Anlegerinnen im Porträt
"Ich bin überzeugt, dass jede Frau Börse lernen kann"


Aktualisiert am 05.05.2021Lesedauer: 4 Min.
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Eine Frau investiert in Aktien (Symbolbild): Erst langsam entdecken immer mehr Frauen die Kapitalmärkte für sich.Vergrößern des Bildes
Eine Frau investiert in Aktien (Symbolbild): Erst langsam entdecken immer mehr Frauen die Kapitalmärkte für sich. (Quelle: Drazen_/getty-images-bilder)

Viele Frauen verwahren ihr Geld lieber auf dem Konto, statt es zu vermehren. Maria Dirschl und Isabell Schwall zeigen, dass es auch anders geht. Sie eint dabei ein Ziel: finanziell frei zu sein.

Ende der 1990er-Jahre ist Maria Dirschl eine Rarität. Mit Mitte 40 wagt sie sich zum ersten Mal an Aktien – als Frau damals noch sehr unüblich. Telekom-Aktien sollen es sein, wie für so viele. Der Ausgang dieses Investments ist bekannt: Die Blase platzt, zahlreiche Anleger verlieren viel Geld.

Doch anders als die meisten, die sich in der Folge enttäuscht von der Börse abwenden, bleibt Dirschl dran, lässt sich von der Krise nicht abschrecken. "Ich war schon damals mit Leidenschaft dabei und dachte: Schwankungen muss man aussitzen", sagt die heute 69-Jährige aus Penzberg in Bayern.

Für Isabell Schwall läuft der Einstieg weniger turbulent. Die Nachwehen der Lehman-Brothers-Pleite klingen bereits ab, als die damalige BWL-Studentin ihre ersten Aktien kauft. Sie setzt auf die Metro und den Immobilienvermieter Aroundtown – "Unternehmen, mit deren Geschäftsmodell ich zumindest grob etwas anfangen konnte", erinnert sich die 29-Jährige.

Anlegerinnen sind immer noch die Ausnahme

Heute sind die Anlagestrategien der beiden deutlich ausgefeilter, ihr Wissen rund um Aktien und Kapitalmärkte ist gewachsen. Während Rentnerin Dirschl langfristiger auf Aktien setzt, sucht die 29-jährige Schwall zusätzlich den Nervenkitzel und handelt auch tageweise mit Wertpapieren. "Da habe ich richtig Blut geleckt", sagt sie.

Eine Ausnahme sind beide trotzdem noch. Auch mehr als 30 Jahre nach Dirschls erstem Aktienkauf trauen sich viele Frauen immer noch nicht an die Börse. Gerade einmal jede zehnte Frau erwägt ein Investment, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online zeigt. Dabei sind gerade sie es, die mehr aus ihrem Geld machen müssten.

Die Gründe und Ausreden, es nicht zu tun, sind dabei vielfältig: Teilzeitarbeit, Babypausen, schlechtere Bezahlung. Viele Frauen geraten so in Abhängigkeit von ihrem Partner – weil die eigene Rente zum Leben gar nicht reichen würde.

"Man muss das Geld für sich arbeiten lassen"

Genau das wollen Dirschl und Schwall vermeiden. "Mir war früh klar, dass ich von niemandem finanziell abhängig sein will", sagt Dirschl. Dieses Ziel hat sie inzwischen längst erreicht: Zusätzlich zur Rente und dem Geld auf ihrem Depot besitzt sie noch mehrere Immobilien.

"Was ich heute habe, hätte ich nicht durch eigene Arbeit erreichen können. Man muss das Geld für sich arbeiten lassen." Dass Dirschl das geschafft hat, verdankt sie ihrem eigenen Antrieb – und guten Startbedingungen.

"Mein Vater war keiner, der gesagt hat, 'Mädchen brauchen keine Bildung, die heiraten eh'", sagt sie. Also studiert sie, wird Lehrerin und unterrichtet Mathematik. Die Liebe zu Zahlen ist es letztlich auch, die sie zu Aktien führt.

"Ich habe mir Börsenbriefe schicken lassen und Zeitschriften mit Finanztipps gekauft. Heute bekommt man die Infos ja alle im Internet", sagt Dirschl. Statt in der Facebook-Gruppe informiert sie sich im Aktienklub.

"Ich fühle mich gut, wenn sich mein Geld vermehrt"

Sich auszutauschen ist auch Isabell Schwall wichtig. Allerdings: "Meine Freundinnen fangen jetzt erst so langsam mit Geldanlage an", sagt sie. Wenn sie sich austausche, dann eher mit Männern als mit Frauen. Sie glaubt: "Viele Frauen sind froh, wenn das Geld vermeintlich sicher auf der Bank liegt. Dabei verliert es dort wegen der Inflation ständig an Wert."

Ihre eigene Sicherheit zieht die in Zürich lebende Projektmanagerin daher lieber aus ihren Investments. "Ich fühle mich gut, wenn ich weiß, dass ich kein Geld verschenke, sondern es sich vermehrt." Dabei hat sie ein klares Ziel vor Augen.

"Ich möchte das Leben genießen, gut essen und trinken, ohne Sorgen meine Miete zahlen können und schöne Urlaube machen, ohne jahrelang darauf hinsparen zu müssen", sagt Schwall. Eine Sache ist ihr dabei besonders wichtig: die Kontrolle über ihr Geld zu behalten.

"Ich habe genug Frauen gesehen, die mit 50, 60 Jahren ihr Leben nach einer Scheidung umkrempeln mussten, weil sie selbst nicht vorgesorgt hatten. Das soll mir nicht passieren."

Einstieg gelingt am besten mit ETF-Sparplan

Um mit dem Investieren loszulegen, empfehlen sowohl Schwall als auch Dirschl ein Musterdepot. "Damit riskiert man kein eigenes Geld und kann erst mal üben", sagt Dirschl. Solche virtuellen Depots bieten Banken, Sparkassen und Online-Broker an, zudem gibt es Börsenspiele oder sogar Trading-Ausbildungen, in denen man sich dem Thema spielerisch nähern und verschiedene Anlagestrategien ausprobieren kann.

Letztlich sei es aber wichtig, eine Strategie zu haben und sie konsequent zu befolgen, sagt Dirschl. "Wer heute dies und morgen das macht, macht jeden Tag was Falsches."

Am einfachsten gelinge der Einstieg mit einem Sparplan in einen breit gestreuten ETF. Das sind Aktienfonds, die einen Index wie zum Beispiel den internationalen MSCI World abbilden und das Risiko so auf viele Schultern verteilen. Ein ETF-Sparplan ist inzwischen schon ab 1 Euro pro Monat möglich. Je höher der Betrag und je früher man anfängt, desto stärker schlägt der Zinseszinseffekt zu Buche.

All das hätte Schwall gerne schon in der Schule gelernt. Stattdessen sei man bei seinen Finanzen auf sich gestellt. "Es fühlte sich an wie ein Dschungel, durch den ich mich erst mal durchschlagen musste." Trotzdem ist sie überzeugt: "Jede Frau kann Börse lernen. Man muss bloß anfangen, sich damit zu beschäftigen."

Hinweis: Das Portal t-online.de ist ein unabhängiges Nachrichtenportal und wird von der Ströer Digital Publishing GmbH betrieben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Maria Dirschl
  • Gespräch mit Isabell Schwall
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