Den deutschen Krankenhäusern gehen offenbar die Pillen aus. Wie die "Frankfurter Rundschau" berichtete, gibt es Lieferengpässe bei lebenswichtigen Medikamenten. Pharmafirmen könnten vor allem bei Krebsmedikamenten und Antibiotika keine ausreichenden Mengen liefern. In manchen Fällen würden Patienten mit veralteten Methoden behandelt. "Das sind prekäre Zustände. Ich hätte nie gedacht, dass wir in Deutschland da einmal hinkommen werden“, sagte die Mainzer Krankenhausapothekerin Irene Krämer der Zeitung. Dabei sind die Gründe für die schwierige Situation vielfältig.
Lieferengpässe bei relevanten Arzneimitteln
Es gebe in Deutschland "bedeutende Lieferengpässe bei relevanten Arzneimitteln", sagte der Geschäftsführer des Verbandes deutscher Krankenhausapotheker, Klaus Tönne, der Zeitung. Auch der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) bestätigte das Problem.
Die Apothekerin Krämer berichtete der "Frankfurter Rundschau", sie würde immer häufiger Arzneimittel selbst mischen, da die Pharmakonzerne sie nicht lieferten. Selbst bei Aspirin gäbe es Engpässe. Der Lieferengpass für die Variante zur intravenösen Verabreichung, die jeder Notarzt für Herzanfall-Patienten benötigt, sei "ein ständiges Problem".
Medikamente fehlen
Dabei ist das Problem weltweit bekannt. Die Zeitung berichtet von Daten der US-Arzneimittelbehörde FDA, wonach sich die Zahl der nicht lieferbaren Medikamente in den vergangenen Jahren verfünffacht habe. Krämer erklärte dazu: "Von den 1900 Medikamenten, die wir einsetzen, sind ständig 10 bis 20 nicht oder nur in kontingentierter Menge lieferbar.“
Als Gründe nannte der BPI Herstellungsprobleme, Lieferengpässe bei Wirkstoffen sowie unwirtschaftliche Erstattungspreise, die eine Produktion unmöglich machten. Zahlen der FDA belegen, dass bestehende Produktionskapazitäten der steigenden Nachfrage nicht gewachsen sind, heißt es in dem Bericht weiter.
Eine Fabrik produziert für den Weltmarkt
Daneben sei die Lieferkette für Fehler anfällig. So würden viele Medikamente für den Weltmarkt nur noch von einer Fabrik produziert. Fällt diese aus, würden die Reserven schnell knapp. Denn die Unternehmen haben ihre Lagerkapazitäten in den vergangenen deutlich eingeschränkt, um Kosten zu sparen. Bei Produktionsausfällen bergen diese schlanken und günstigen Lieferketten aber das Risiko von Lieferengpässen.
Mittel der zweiten Wahl
Die prekäre Lage im Medizinsektor führt dazu, dass Krebspatienten zum Teil nur mit dem Mittel der zweiten Wahl behandelt werden können, da schlicht die besseren Medikamente nicht erhältlich sind. Generell sieht Apothekerin Krämer die Industrie deshalb in einer Bringschuld. Es gehe schließlich um Medikamente, die Leben retten sollen.