Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will in Kürze neue Berechnungen über die künftige Entwicklung des Rentenniveaus veröffentlichen. Die Zahlen dürften heftige Diskussionen auslösen.
Laut den Berechnungen des Arbeitsministeriums könnte das Rentenniveau auf einen Wert unter 40 Prozent des aktuellen Durchschnittseinkommens - gemindert um Steuern und Sozialabgaben - sinken. Das berichtet die "WirtschaftsWoche".
Derzeit arbeitet Nahles' Ministerium an einer Fortschreibung der Prognose bis zum Jahr 2045. Prognosen für einen solch langen Zeitraum sind zwar mit Vorsicht zu genießen, aber eine Entwicklung können sie abbilden. Und die geht in Richtung eines deutlichen Absinkens des Rentenniveaus. Das Papier soll im Rahmen eines Gesamtkonzepts zu Reformmöglichkeiten im Herbst vorgestellt werden.
Derzeitige Prognose geht bis 2029
Bisher reicht die offizielle Prognose für die Entwicklung des Rentenniveaus bis zum Jahr 2029. Bis dahin wird ein Absinken von derzeit knapp 48 Prozent auf dann 43 Prozent vorhergesagt. Das Rentenniveau beschreibt, wie hoch eine Standardrente im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen der Erwerbstätigen im selben Jahr ist.
Wenn das Rentenniveau weiter sinkt, droht damit immer mehr Menschen in Deutschland die Altersarmut. Schon bei einem Rentenniveau von 43,5 Prozent, wie es für 2030 vorhergesagt wird, fiele laut Berechnungen des WDR jeder zweite Rentner allein mit den gesetzlichen Rentenbezügen unter die Armutsgrenze. Heute bessern fast eine Million Rentner ihre Bezüge mit Minijobs auf.
(Quelle: dpa)
AWO will Rentenniveau erhöhen
Der Sozialverband AWO forderte, das Absinken des Rentenniveaus müsse gestoppt werden. Die Erwartungen an die Riester-Rente und die betriebliche Altersvorsorge, mit denen die Versorgungslücken im Alter geschlossen werden sollten, hätten sich nicht erfüllt. "Die Rentenanpassungsformel muss so verändert werden, dass das Rentenniveau nicht weiter abgesenkt sondern schrittweise wieder erhöht wird", erklärte der Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler.
Die Rente könnte in den kommenden Monaten eines der größten Streitthemen der Koalition werden und dürfte auch den Bundestagswahlkampf 2017 prägen. Aus der SPD kommt der Vorschlag, das Rentenniveau nicht wie geplant bis 2030 auf 43 Prozent abzusenken. CSU-Chef Horst Seehofer hat zudem die private Riester-Vorsorge in Frage gestellt. Gerungen wird auch über die im Koalitionsvertrag angekündigte Rentenangleichung zwischen Ost und West.
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Die Spitzen der Koalition haben vereinbart, die offenen Fragen etwa bei der Angleichung der Renten noch im Herbst zu klären.