Die Lira-Krise treibt die Inflationsspirale in der Türkei in die Höhe. Mit 18 Prozent erreichten die Verbraucherpreise im August die höchste Teuerungsrate seit 2003. Für Analysten ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.
Seit Monaten ist die Lira stark unter Druck. Im August kam es zu einem besonders rasanten Absturz der Währung auf neue Rekordtiefs zum Euro und US-Dollar. Ein Euro war zwischenzeitlich über 8 Lira wert, zum Jahresbeginn waren es noch 4,5 Lira. Eine nachhaltige Erholung gab es bislang nicht.
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Der Wertverfall der türkischen Landeswährung lässt die Preise für importierte Waren in die Höhe klettern. Dies wiederum treibt die Inflation – weit über die Befürchtungen von Analysten hinaus. So seien die Verbraucherpreise im August im Jahresvergleich um 17,9 Prozent gestiegen, teilt das Statistikamt in Ankara mit. Im Juli hatte die Rate noch bei 15,85 Prozent gelegen.
Unabhängigkeit der Notenbank in Gefahr
Auslöser für den Absturz im August war unter anderem ein Streit mit den USA wegen der Inhaftierung eines US-Pastors in der Türkei. Zudem sehen Investoren die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank in Gefahr. Langfristig machen der Türkei hohe Außenhandelsdefizite, hohe Auslandsschulden sowie steigende Zinsen in den USA zu schaffen.
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Inflation könnte auf 30 Prozent klettern
Tatha Ghose, Experte bei der Commerzbank, warnt vor einer weiteren deutlichen Beschleunigung der Teuerung. Die Verschärfung der Lira-Krise vom August spiegle sich im jüngsten Inflationsanstieg noch gar nicht wider, meint Ghose. Sie sei lediglich "eine Altlast der vergangenen Lira-Abwertung". Bis Ende des Jahres rechnet der Experte mit einer Teuerung zwischen 25 und 30 Prozent.
Ein Hinweis auf eine weitere Beschleunigung der Teuerung ist auch, dass die sogenannten Produzentenpreise im August um über 32 Prozent zulegten. Sie geben das Preisniveau auf Ebene der Hersteller, also noch nicht im Handel, wider und gelten als Vorabindikator für die Inflationsentwicklung
- dpa-AFX