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Berliner startet Test für bedingungsloses Grundeinkommen

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 24.07.2014Lesedauer: 4 Min.
Michael Bohmeyer lebt sparsam und will mit einem Test das bedingungslose Grundeinkommen ausprobieren
Michael Bohmeyer lebt sparsam und will mit einem Test das bedingungslose Grundeinkommen ausprobieren (Quelle: /dpa-bilder)
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Utopie oder Zukunftsmodell? Das bedingungslose Grundeinkommen klingt verlockend, ist aber auch umstritten. Viele halten es außerdem für unfinanzierbar. Ein Berliner will die Idee jetzt einfach einmal ausprobieren - und verlost 12.000 Euro für ein Jahr Nichtstun.

Barfuß und mit einem abgewetzten Jutebeutel über der Schulter tritt der Berliner Michael Bohmeyer auf, um seine politischen Ideen zu verteidigen. Es geht um viel Geld: Was würde passieren, wenn alle Menschen vom Staat plötzlich ein Grundeinkommen ohne Bedingungen bekämen? "Probieren wir es aus!", sagt Bohmeyer keck.

Der 29-Jährige hat die Initiative "Mein Grundeinkommen" gegründet. Per Crowdfunding will der Verein aus Kreuzberg 12.000 Euro sammeln, um sie anschließend zu verlosen: Ein Mann oder eine Frau soll ein Jahr lang das Grundeinkommen im echten Leben ausprobieren - mit monatlich 1000 Euro. Eine Gegenleistung muss nicht erbracht werden.

Über 300 Menschen hätten das Projekt bereits mit Spenden unterstützt, sagt Bohmeyer, teils mit Kleinstbeträgen. Das zeige, wie groß das Interesse sei. 1000 Euro zusätzlich im Monat scheinen verlockend: "Ich würde meine Doktorarbeit fertig schreiben und einen Bonbonladen aufmachen", schwärmt ein Unterstützer. "Ich würde Karl Marx lesen, Flüchtlingen helfe und jeden Tag Yoga machen", meint ein anderer.

Das bedingungslose Grundeinkommen gilt als revolutionäre Idee vor allem linker Politiker und Intellektueller. Die Piratenpartei, aber auch Teile der Grünen und der Linken fordern ein solches Bürgergeld. Ein prominenter Vorkämpfer ist auch Götz Werner, Gründer der Drogeriemarkt-Kette dm. Kern des Konzepts: Arbeit und Einkommen werden entkoppelt. Wer sich mehr leisten will, soll sich die entsprechende Arbeit aussuchen, ohne den Anspruch auf das Grundeinkommen zu verlieren.

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Mehr Zeit oder mehr Geld

Er selbst lebe preiswert, sagt Bohmeyer. Zeit zu haben sei ihm wichtiger als Geld. Mit Frau und Tochter lebt der 29-Jährige in einer kleinen Mietwohnung, mittags isst er in einer Sozialküche. Bohmeyer ist Webentwickler, gründete mit Erfolg ein Internet-Startup. Als Inhaber verdient er nun monatlich knapp 1000 Euro, ohne selbst noch mitarbeiten zu müssen.

Dieses "Schmalspur-Grundeinkommen" habe sein Leben radikal verändert, sagt der junge Mann. Seiner Ansicht nach ist es ein Irrglaube, dass Menschen mit einem Grundeinkommen nur noch die Füße hochlegen würden. Vielmehr würden Freiräume geschaffen, Platz für Kreativität und Schaffensdrang. "Im bedingungslosen Grundeinkommen schlummert eines der größten Potenziale, unsere Gesellschaft einen Schritt nach vorne zu bringen."

Alexander Spermann würde dem nicht einmal widersprechen. Die Quote der Langzeitarbeitslosen sei seit Jahren konstant hoch, viele Menschen ohne Berufs- und Schulabschlüsse perspektivlos - "unser gegenwärtiges soziales Sicherungssystem muss sicherlich weiterentwickelt werden", sagt der Experte vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn.

Es würde trotzdem noch gearbeitet

Spermann beschäftigt sich seit Jahren mit dem bedingungslosen Grundeinkommen und ist nicht abgeneigt. Entsprechende Versuche in Namibia etwa hätten gezeigt, dass Menschen keineswegs in Lethargie verfielen, sobald sie sich nicht mehr um das Einkommen kümmern müssten. "Im Gegenteil: Sie nehmen plötzlich Dinge in die Hand, die man ihnen gar nicht zugetraut hätte."

Die Berliner Idee, das Grundeinkommen zu verlosen, lehnt der Forscher dennoch ab. Vor allem sei es nicht repräsentativ, nur das Verhalten einer Einzelperson zu untersuchen. Für eine ernsthafte Untersuchung müssten größere Bevölkerungsgruppen über einen längeren Zeitraum einbezogen werden.

Michael Bohmeyer will seinen Versuch trotzdem wagen. Das Wichtigste sei, dass die gesellschaftliche Debatte dazu wieder in Gang komme, sagt er. Sein Projekt scheint jedenfalls zu klappen, die ersten 12.000 Euro seien fast zusammen. Bohmeyer will aber weitersammeln: "Für das zweite, dritte und weitere Grundeinkommen."

Es kostet nicht nur, es spart auch Geld

Und so würde das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) vom Staat funktionieren: Allen Bürgern wird ein staatlich finanziertes Einkommen zugesichert - ohne Verpflichtung zur Arbeit oder zu anderen Gegenleistungen. Andere staatliche Zahlungen wie das Arbeitslosengeld oder das Kindergeld entfallen dafür, was dem Staat Geld spart - nicht nur bei den konkreten Transfers, sondern auch bei den Personalkosten. Viele Behörden wie die Bundesagentur für Arbeit und verschiedene Sozialversicherungsträger wären schlicht nicht mehr nötig.

Befürworter der Idee argumentieren mit der individuellen Freiheit und Selbstverwirklichung. Zudem bliebe mehr Zeit für soziales Engagement. Kritiker lehnen die Förderung nach dem Gießkannenprinzip ab. Auch gilt das BGE bei vielen Volkswirtschaftlern als nicht finanzierbar. Schließlich wird befürchtet, dass bei einem Grundeinkommen von etwa 1000 Euro monatlich kaum noch jemand anstrengende oder schlecht bezahlte Jobs machen würde.

Bleibt die Frage der Finanzierung. Ein Modell sieht vor, weiterhin das über das BGE hinausgehende Einkommen zu versteuern. Ein anderes würde auf die Einkommensteuer verzichten, dafür würde die Mehrwertsteuer stark steigen. Das muss sich aber nicht negativ auf die Preise auswirken, denn in ihnen sind ja zurzeit Sozialabgaben und Steuern enthalten, die beispielsweise Unternehmen bezahlen und über den Preis wieder hereinholen müssen. Diese Preisbestandteile würden dann wegfallen, so dass die Güter netto billiger werden - und idealerweise am Ende mit der Mehrwertsteuer kaufkraftmäßig das gleiche kosten wie vorher.

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