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Pressestimmen zu Uli Hoeneß: "Selbstanzeige war eine Seifenblase"


Pressestimmen zum Prozess
"Das schockiert selbst Hoeneß-Sympathisanten"

Von dpa-afx, dpa, reuters, t-online, afp
Aktualisiert am 11.03.2014Lesedauer: 4 Min.
Uli Hoeneß hat mit seinem Geständnis im Gerichtssaal für Aufsehen und Empörung gesorgtVergrößern des BildesUli Hoeneß hat mit seinem Geständnis im Gerichtssaal für Aufsehen und Empörung gesorgt (Quelle: ap-bilder)
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Der erste Tag des Steuerprozesses gegen Uli Hoeneß hat die Dimensionen des Betrugs durcheinandergewirbelt. Statt den ihm vorgeworfen 3,5 Millionen Euro gestand der Bayern-Präsident, 18,5 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben. So urteilt die Presse:

"Bild"-Zeitung:

Das schockiert selbst Hoeneß-Sympathisanten: 18,5 Millionen Euro hinterzogener Steuern statt „nur“ 3,5 Mio. Nach dem Hammer-Geständnis lässt sich nicht mehr so leicht sagen: Der arme Uli darf nicht in den Knast. Wir stehen vor einem der größten Fälle von privater Steuerhinterziehung.

Heißt das: Der böse Uli muss in den Knast? Nicht automatisch! Wie für jeden anderen Angeklagten gelten mildernde Umstände: Ohne seine so umfassende Beichte hätte die Justiz nie die ganze Dimension des Falls aufgedeckt. Auch wenn Hoeneß aus Furcht vor dem Gefängnis und sehr spät gehandelt hat.

Ob Knast oder Bewährung – eines steht bereits fest: Hoeneß kriegt garantiert keinen Promi-Bonus. Richter Heindl fragt unerbittlich bis in jedes Detail nach. Dies ist in einer Zeit, in der die Justiz oft zu Recht in der Kritik steht, wenigstens eine gute Nachricht.

"Süddeutsche Zeitung":

Mit dem neuen, nach oben offenen Zig-Millionen-Geständnis des Uli Hoeneß zerplatzt die Selbstanzeige vom Januar 2013. Diese Selbstanzeige war wenig wert, jedenfalls keine Strafbefreiung; in dieser Selbstanzeige war nämlich, wie Hoeneß jetzt gestanden hat, nur ein Bruchteil der hinterzogenen Steuern angegeben. Die Selbstanzeige war eine Seifenblase; sie hat geschillert; sie hat suggeriert, Hoeneß habe sich damals ehrlich gemacht. Es war nicht so. Hoeneß, genauer gesagt sein Anwalt, wusste, dass die Blase platzen wird. Darum hat man sie nun selbst platzen lassen.

"Frankfurter Allgemeine Zeitung":

Die vielkritisierte Selbstanzeige ist zudem eine seit Kaisers Zeiten bewährte goldene Brücke, die sowohl den Steuersündern als auch dem Staat dient. Sie ist auch nicht völlig systemfremd, denn tätige Reue, Wiedergutmachung und Geständnisse sorgen auch sonst für Strafmilderung.

Uli Hoeneß hat nun in seinen Worten "ohne Wenn und Aber reinen Tisch" gemacht. Diese Steuerehrlichkeit kommt wohl zu spät. Das Geständnis ist freilich ebenso zu berücksichtigen wie die bisher nicht gekannte Höhe der offenbar hinterzogenen Steuern; womöglich war Hoeneß bei seinen Devisengeschäften so unaufmerksam wie seine Berater bei seiner Selbstanzeige.

Hoeneß droht jetzt Gefängnis. Das unterscheidet ihn vom gemeinen Steuersünder, der freilich auch nicht über seine Mittel verfügt. Abschreckend kann das Verfahren aber auf alle wirken.

"Eßlinger Zeitung":

Er hat gezockt, gelogen und betrogen. Es geht um weit mehr als die eine Million Euro, die als Grenze für eine Strafe zur Bewährung gilt. Mag sein, dass sein soziales Engagement, sein Geständnis und seine Reue bei der Urteilsfindung strafmildernd wirken werden. Darauf kann er hoffen. Sein Prominentenstatus wird ihm indes wenig helfen: Gerade wegen des großen öffentlichen Interesses werden die Richter im Steuerhinterziehungsfall Uli Hoeneß wohl kaum große Milde walten lassen.

"Der Tagesspiegel":

Ob der mutmaßliche Steuerhinterzieher Hoeneß in strafbarer Weise die Gemeinschaft geschädigt hat, steht nicht fest; Anzeichen gibt es jedoch, dass er die Gesetze der öffentlichen Beichte verletzt hat, denen zufolge ein gutes Sündengeständnis gesellschaftliche Ächtung ersparen oder mildern kann.

Wenn dem so ist, sollte nicht nur er selbst sich prüfen, sondern auch jene, die ihm die Beichte abgenommen haben. Es kann sein, dass er auch bei dem medialen Spiel um sich selbst ein Falschspieler war. Sympathischer macht ihn das nicht.

"Hessische/Niedersächsische Allgemeine":

Der Selbstanzeige fügte Hoeneß die schockierende Einlassung hinzu, dass die Steuerschuld fünfmal so hoch ist, wie ihm die Anklage vorwirft. Ein Eingeständnis, das seine Rückkehr zur Glaubwürdigkeit unterstreichen und so die Hoffnung auf die Milde des Gerichts nähren soll.

Die Strategie der Verteidigung erinnert an den verzweifelten Eierdieb, der bittet, ihn nicht so hart zu bestrafen, weil er ja auch Hühner gestohlen habe, was aber wohl niemand bemerkt hätte, wenn er es jetzt nicht gestehen würde. Kurzum: Es ist der Kriechgang auf extrem dünnem Eis. Das rettende Ufer ist seit gestern noch weiter entfernt. Wenn Hoeneß vollends einbricht - es würde niemanden mehr wundern.

"Stuttgarter Nachrichten":

Auch ohne anrüchige Deals ist es richtig, wenn das Gericht außer erdrückendem Belastungsmaterial auch entlastende Aspekte berücksichtigt: Etwa die Tatsache, dass die Ermittler offenbar nur einen Bruchteil von Hoeneß' tatsächlichen Verfehlungen entdeckt hatten und er gestern von sich aus offenlegte, über fünfmal so viel hinterzogen zu haben wie ihm vorgeworfen wird. Auch die Tatsache, dass er der Allgemeinheit nicht nur Millionen vorenthielt, sondern auch Millionen für gemeinnützige Zwecke spendete, spricht für ihn. Dass das reicht, ihn angesichts der enormen Summe hinterzogener Steuern vor einer Haftstrafe zu bewahren, muss aber bezweifelt werden.

"Leipziger Volkszeitung":

18,5 Millionen Euro, oder noch mehr, hat der Steuerhinterzieher vom Tegernsee der Allgemeinheit vorenthalten. Und das in einer Situation, da Arbeitslose, Rentner, Familien, Benachteiligte von Kürzungen staatlicher Leistungen durchgeschüttelt wurden. Der Staat ist an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gekommen. Aber Hoeneß zockte auf Teufel komm raus. Also mussten andere bluten. Hoeneß spielte sein krankhaftes Spiel am Ende eben doch auf Kosten der Allgemeinheit.

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