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Nach Brexit: Droht Boykott deutscher Produkte in England?


Gefahr für deutsche Wirtschaft
Droht ein Boykott für EU-Produkte nach dem Brexit?

dpa, Constantin Eckner

20.06.2017Lesedauer: 3 Min.
Auch nach dem Ausstieg Großbritanniens aus der EU hofft BMW mit seinen Werken auf den britischen Inseln auf hohe Absätze und gute Verkaufszahlen.Vergrößern des BildesAuch nach dem Ausstieg Großbritanniens aus der EU hofft BMW mit seinen Werken auf den britischen Inseln auf hohe Absätze und gute Verkaufszahlen. (Quelle: BMW/dpa-bilder)
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Zölle, Steuern, Feindseligkeit: Nach dem Brexit könnte es für deutsche Unternehmen in Großbritannien ungemütlich werden. Immer öfter heißt es jetzt auf der Insel: Kauft mehr einheimische Produkte! Nun werden mit Spannung die Verhandlungsergebnisse in London und Brüssel erwartet.

Die Parole, die zunächst vor allem in britischen Onlineforen zu lesen war, kommt inzwischen auch von höherer Stelle. Erst kürzlich schrieb der konservative Parlamentsabgeordnete John Redwood: "Ihr braucht keine deutschen oder französischen Autos zu kaufen. Es gibt eine große Auswahl an Modellen, Preisklassen und Ausstattungen von zahlreichen britischen Autoproduzenten."

Auch bei Lebensmitteln sieht Redwood keinen Grund für Importe: "Es gibt jede Menge großartigen englischen Käse. Ihr braucht also keinen französischen zu kaufen."

Redwood stößt mit seinem Ansinnen auf gemischte Reaktionen. In Teilen der britischen Gesellschaft verbreiten sich antieuropäische Ressentiments - angetrieben vom Willen, dass die Insel es denen in Brüssel, Berlin und Paris schon zeigen werde.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge wollen 23 Prozent der Verbraucher aufgrund der geplanten Scheidung von der Europäischen Union vermehrt einheimische Produkte kaufen. Bereits jetzt bevorzugen drei Viertel der Briten Waren aus dem eigenen Land, sofern diese zu einem konkurrenzfähigen Preis angeboten werden.

Großbritannien wichtiges Exportland für deutsche Wirtschaft

Am Montag haben die komplizierten Brexit-Verhandlungen zwischen London und Brüssel begonnen. Kate Fillery von YouGov berichtete, es gebe seit dem Referendum vor einem Jahr Diskussionen, die britische Wirtschaft zu stärken. "Die Untersuchungen zeigen, dass diese Botschaft bei vielen Konsumenten ankommt", sagte Fillery. "Aber mit einem Anstieg der Inflationsrate und zunehmend unsicheren Familieneinkommen könnte es trotz der Bestrebungen, britische Produkte zu kaufen, dazu kommen, dass die Verbraucher sich von einheimisch produzierten Lebensmitteln abwenden, sollten die Preise steigen."

Im Jahr 2016 machten Exporte nach Großbritannien sieben Prozent des deutschen Gesamtexports aus. Knapp 750 000 Jobs in Deutschland sollen laut Schätzungen vom Export abhängig sein; 2500 deutsche Unternehmen sind auf der Insel tätig, einige der größten sind Autobauer wie Mercedes oder BMW.

Letzterer macht rund zehn Prozent seines weltweiten Absatzes in Großbritannien. Und in den zehn Monaten seit dem Referendum sind die Verkaufszahlen von BMW- und Mini-Modellen auf der Insel sogar um sieben Prozent gestiegen, wie Sprecherin Emma Begley mitteilte. "Wir führen unsere Geschäfte an all unseren Standorten in Großbritannien unverändert weiter. Es ist zu früh, um abschätzen zu können, was die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU für unser Geschäft bedeuten", sagte Begley.

Deutsche Unternehmen fürchten schlechtere Geschäfte

Einen Einbruch der Verkaufszahlen befürchtet der Verband der Automobilindustrie (VDA) nicht. "Die Vorstellung, die Briten sollten nur britische Produkte kaufen, ist kein Blick in die Zukunft", sagte VDA-Sprecher Eckehart Rotter. Die Automobilindustrie sei ein Beispiel für internationale Arbeitsteilung. Daran sollte sich auch künftig nichts ändern.

Die Stimmung scheint bei manchen Unternehmen jedoch gedrückt. Eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) im Februar offenbarte eine gewisse Skepsis. Rund 40 Prozent von 1300 Firmen mit Engagement in Großbritannien gaben an, sie erwarteten schlechtere Geschäfte in naher Zukunft. Gründe könnten steigende Kostenbelastungen wie Zölle und Steuern sowie zusätzliche Bürokratie sein - verursacht durch den geplanten Brexit, wie der DIHK mitteilte.

Was das alltägliche Kaufverhalten der Briten betrifft, sieht die Kammer keinen Grund zur Sorge. "Der Brite kauft erst einmal das, was er möchte", sagte DIHK-Geschäftsführer Ulrich Hoppe. Seiner Meinung nach gibt es "Ressentiments gegen die EU, aber keine Ressentiments gegen Europäer und europäische Produkte".

Bundesregierung hofft auf "verlässliche Rahmenbedingungen"

Auch Unternehmen wie die Molkereikette Müller erwarten keinen Imageverlust durch den Brexit. Schon jetzt werden alle auf der Insel verkauften Lebensmittel von Müller aus britischer Milch hergestellt. "Wir glauben, dass unser Geschäftsmodell und umfangreiche Produktionspräsenz in Großbritannien uns einen Vorteil verschafft", sagte ein Unternehmenssprecher.

Das Bundeswirtschaftsministerium hält sich indes noch bedeckt, ob Initiativen in Zukunft ergriffen werden, um die deutschen Unternehmen auf der Insel zu unterstützen. "Verlässliche Rahmenbedingungen" seien wichtig, aber: "Erst wenn die Staats- und Regierungschefs feststellen, dass hierbei ausreichender Fortschritt erzielt wurde, werden Gespräche über das zukünftige Verhältnis geführt", teilte das Ministerium auf Anfrage mit.

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