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Zigarettenpreise: Drehtabak wird schneller teurer als Zigaretten


Drehtabak wird schneller teurer als die Zigaretten

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 17.07.2018Lesedauer: 3 Min.
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Selbstgedreht: Die Alternative zu fertigen Zigaretten ist für viele Raucher deutlich teurer geworden.Vergrößern des Bildes
Selbstgedreht: Die Alternative zu fertigen Zigaretten ist für viele Raucher deutlich teurer geworden. (Quelle: Valentyn Ogirenko/Reuters-bilder)

Drehtabak ist für viele Raucher unbemerkt deutlich teurer geworden. Die höheren Preise gefallen den Tabakläden. Allerdings stört sich ihr Verband an Tricksereien.

Im Schatten von Preiserhöhungen bei Zigaretten ist in den vergangenen Wochen auch Feinschnitt zum Selbstdrehen teilweise deutlich teurer geworden. Manche Packungen mit losem Tabak zum Selbstdrehen sind dabei 25 Prozent teurer geworden.

Beim Branchentreffen des Bundesverbands des Tabakwaren-Einzelhandels e.V. freute sich Präsident Rainer von Bötticher Ende Mai über ein "noch nie dagewesenen Spannenniveau" durch Preiserhöhungen beim Feinschnitt. Inzwischen gibt es Feinschnitt zum hochgerechneten Kilopreis zwischen 110,59 Euro für den billigsten Feinschnitt und 1.250 Euro für den teuersten Exoten.

Der Verband möchte auf Anfrage keine Stellung nehmen, wenn es um die aktuelle Preisrunde und deren Ausmaß geht. Auch Hersteller und ihr Verband Rauchtabak winken ab, die Produzentenvereinigung verweist dabei auf kartellrechtliche Gründe.

Jedes dritte Produkt im Frühjahr angehoben

Handelsfunktionär von Bötticher stellte durchaus noch "Luft nach oben" fest. Die Verkaufsstellen sind prozentual beteiligt, bei höheren Verkaufspreisen bleibt ihnen mehr pro Verkauf. Dafür gewährt Großhändler Lekkerland Deutschland Einblick. Knapp 400 Feinschnittartikel führt das Unternehmen. "Bei etwa einem Drittel dieser Produkte wurden die Preise im Frühjahr erhöht", sagt Peter Pütz, Director Category Tobacco. Statistiker registrierten für den April einen Anstieg für die Feinschnittpreise um 6,3 Prozent gegenüber April 2017.

Die Steuerstatistik kennt für Feinschnitt 175 verschiedene Preise bezogen aufs Kilo. Bei fertigen Zigaretten gibt es je Zigarette gerechnet 66 verschiedene Stückpreise. Unterschiedliche Verpackungsgrößen und Preisen erschweren Rauchern Vergleiche.

Gleiche Verpackung und gleicher Preis mit weniger Inhalt

Bei der jüngsten Preisrunde für Feinschnitt sind die Hersteller auch unterschiedlich vorgegangen. So gibt es 160 Gramm-Packungen, die statt 19,95 Euro nun 24,95 Euro kosten. Das entspricht einem Anstieg um 25 Prozent. Zum Teil gibt es aber auch unveränderte Verpackungsgrößen mit deutlich weniger Inhalt zum unveränderten Preis.

Von "West"-Packungen für 19,95 Euro etwa ist die große Angabe "160 Gramm" verschwunden, dafür steht dort nun die Zahl von 285 Zigaretten, die ein Paket mit nunmehr 130 Gramm ergeben soll. Alte Packungen versprachen noch 355. Das macht umgerechnet je Zigarette 7 Cent statt wie bislang 5,6 Cent, rund 25 Prozent mehr. Andere Packungen mit ursprünglich 240 Gramm enthalten bei unverändertem Preis von 29,95 Euro jetzt 210 Gramm.

Die Tricksereien zumindest kritisierte auch der Handelspräsident beim Branchentreffen. "Wettbewerbsspielchen mit Grammaturen und Packungsgrößen brauchen wir nicht", wird er im Einzelhandels-Magazin "Presse-Report" zitiert.

Absatz von Zigaretten und Tabak gestiegen

Feinschnitt gilt als günstigere Alternative zu den fertigen Zigaretten und soll auch helfen, den Anteil geschmuggelter unverzollter Zigaretten niedrig zu halten. Die Zahlen schwanken: Im vergangenen Jahr und im ersten Quartal meldete das Statistische Bundesamt einen Rückgang. Bei Zigaretten wurde vor Jahresende ein Plus registriert und danach wieder ein Rückgang.

Im zweiten Quartal sind bei gestiegenen Preisen deutlich mehr Zigaretten und Tabak produziert worden als im Vorjahreszeitraum, wie aus am Montag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts hervorgeht. 20,4 Milliarden Zigaretten von April bis Juni waren 7,0 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, 6.500 Tonnen Feinschnitt bedeuteten ein Plus von 6,5 Prozent.

Zum einen könnten das Folge von Vorproduktion sein. Raucher könnten aber auch auf Vorrat Packungen zum alten Preis gekauft haben. Lekkerland geht nicht davon aus, dass es im Handel noch eine nennenswerte Anzahl von Packungen zum früheren Preis gibt.

Preis seit 1991 verdreifacht

Zum Weltnichtrauchertag hatte Berlins Statistikamt darauf hingewiesen, dass die Preise für Tabakwaren auffällig stark gestiegen sind, obwohl die Tabaksteuer nun seit 2016 unverändert sei. Auf lange Sicht zahlen Raucher im Durchschnitt für Feinschnitt heute gegenüber 1991 fast das Dreifache, Zigaretten kosten 2,7 mal so viel wie 1991. Der Preisvorteil beim Selbstdrehen ist also etwas kleiner geworden.

Pfeifentabak, zu dem auch der boomende aromatisierte Tabak für Wasserpfeifen gerechnet wird, ist seit 2016 im Durchschnitt stark im Preis gestiegen.

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Von dem, was die Raucher zahlen, fließt bei Zigaretten heute prozentual weniger an den Staat als 1991, bei Feinschnitt dagegen mehr als damals. In den vergangenen fünf Jahren wurden aber für alle Produktgruppen die Preise stärker erhöht als die Tabaksteuer jeweils gestiegen ist. 2017 brachte die Tabaksteuer dem Bund 14,4 Milliarden Euro in die Kasse.

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Die Tabaksteuer setzt sich aus zwei Teilen zusammen – einem festen Satz pro Zigarette oder pro Kilo und einem prozentualen Anteil am Verkaufspreis. Aus der Art und Zahl der vom Staat abgegebenen Steuerzeichen können Statistiker auf die Durchschnittspreise schließen. Die Zahlen beziehen sich damit aber nur auf in Deutschland versteuerte Tabakprodukte.

Die Steueretiketten lagern bei den Herstellern in speziellen Räumen, zu denen nur der Zoll Zugriff hat. Bei Preisänderungen werden bestehende Steueretiketten vernichtet.

Verwendete Quellen
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