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Coronavirus: Auswirkung auf Wirtschaft härter als bei SARS – OECD-Studie


Neue Studie
Warum das Coronavirus die Wirtschaft härter trifft als SARS


Aktualisiert am 02.03.2020Lesedauer: 3 Min.
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Im Hamburger Hafen werden Container verladen: Das Coronavirus könnte der Weltwirtschaft schweren Schaden zufügen, befürchtet die OECD.Vergrößern des Bildes
Im Hamburger Hafen werden Container verladen: Das Coronavirus könnte der Weltwirtschaft schweren Schaden zufügen, befürchtet die OECD. (Quelle: imago-images-bilder)

Erstmals zeigt eine umfassende Konjunkturprognose, wie stark das Coronavirus die Weltwirtschaft beeinflusst. Der OECD-Studie zufolge könnte das Virus das globale Wachstum halbieren. Einer der Gründe dafür ist simpel.

Es sind Zahlen, die aufhorchen lassen: Die Industriestaaten-Organisation OECD hat am Montag ihre erste Konjunkturprognose für das Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2020 veröffentlicht. Erstmals ist damit ein umfassender Bericht erschienen, der den Einfluss des Coronavirus auf die Wirtschaft berücksichtigt. Und der könnte verheerend sein.

Das Coronavirus hat demzufolge das Potenzial, das globale Wirtschaftswachstum in diesem Jahr zu halbieren. Statt um 2,9 Prozent wie im Jahr 2019 würde das weltweite Bruttoinlandsprodukt im schlimmsten aller anzunehmenden Szenarien nur noch um 1,5 Prozent wachsen. Zahlreiche Volkswirtschaften auf der ganzen Welt würden damit in eine Rezession fallen, Deutschland eingeschlossen.

Doch warum ist das so? Und wieso trifft das neuartige Virus die Wirtschaft womöglich so viel härter als frühere Krankheiten wie SARS im Jahr 2004 – ein Vergleich, den jüngst viele Analysten immer wieder gezogen haben?

Auch SARS hatte seinen Ursprung in China

Eine der Antworten der OECD ist simpel und hängt stark mit dem Land zusammen, in dem sowohl das Coronavirus als auch SARS ihren Ursprung haben: China.

SARS, auch bekannt als Vogelgrippe, war genau wie das aktuelle Coronavirus eine Lungenkrankheit. Mehr als 8.000 Menschen infizierten sich weltweit, rund 800 starben. Ähnlich wie heute gingen Bilder von Menschen mit Mundschutz um die Welt, Aufnahmen Tausender Hühner, die geschlachtet wurden.

Der Weltwirtschaft aber schadete SARS damals nur bedingt: Das weltweite Wachstum ging lediglich kurzfristig zurück, die deutsche Wirtschaft erlebte die Auswirkungen kaum und deutlich geringer als im Falle von Corona heute.

Chinas Anteil an der Weltwirtschaft hat sich verdreifacht

Grund dafür ist, so belegen es jetzt auch die Daten der OECD, dass China Anfang des neuen Jahrtausends einen noch deutlich geringeren Anteil an der globalen Wirtschaft hatte. Zwar firmierte das Land schon damals unter dem Titel "Werkbank der Welt", trugen bereits vor 15 Jahren viele Konsumgüter das Label "Made in China".

Inzwischen aber hat sich der Anteil Chinas an der weltweiten Wirtschaftsleistung durch die Globalisierung vervielfacht (siehe Grafik). Während China im Jahr 2002 noch rund 6 Prozent zum globalen Bruttoinlandsprodukt beisteuerte, hat sich dieser Anteil in den vergangenen Jahren bis heute fast verdreifacht. 2019 belief er sich auf knapp 17 Prozent.

Noch bedeutender ist heute mit knapp 21 Prozent Chinas Anteil an der weltweiten Industrieproduktion. Auch beim internationalen Handel, in der Zahl der Touristen und bei den Auslandsinvestitionen fällt China heute deutlich stärker ins Gewicht als 2004.

China ist wichtiger Teil der globalen Lieferketten

Die Folge: Fallen durch eine potenzielle Ausweitung der Quarantänezonen in China weitere Fabriken aus, bricht heute ein viel größerer Teil des weltweiten Angebots an Waren weg.

Gemeint sind damit nicht nur iPhones oder andere Elektroartikel, die in China gefertigt und nach Deutschland verschifft werden. Vor allem geht es um Zwischenprodukte wie Kabelstränge, auf die zum Beispiel die deutsche Autoindustrie in ihren Werken in Wolfsburg oder Rüsselsheim angewiesen ist.

So breitet sich das Coronavirus weltweit aus:

Ähnliches gilt auch für die Rohstoffmärkte. Mit dem Anstieg der Industrieproduktion in China ist auch die Nachfrage des Landes nach Edelmetallen und Öl gewachsen. Auch hier spielt das Land als zum Teil größter Importeur für einzelne Substanzen eine viel größere Rolle als während der SARS-Pandemie, wie die OECD zeigt.

China ist demnach heute der größte Importeur für Aluminium und Kupfer. Mehr als die Hälfte der weltweiten Fördermengen landen in chinesischen Fabriken. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 kamen nur etwas mehr als zehn Prozent der Aluminium- und Kupferbestände nach China. Ähnlich verhält es sich mit Nickel, Zink und Gummi.

China kann die ganze Welt in Mitleidenschaft ziehen

Auch hier gilt: Fahren chinesische Fabriken die Produktion zurück, brechen die Rohstoffmärkte heute leichter zusammen als vor 20 Jahren – eine Entwicklung, die das Wachstum der weltweiten Wirtschaft weiter dämpfen würde.

Dass der schlimmstmögliche Fall eintritt, ist dabei keineswegs ausgemachte Sache. Auch die OECD betont, wie unsicher ihre Prognose ist. Entscheidend bleibt, wie schnell sich das Coronavirus verbreitet – und wie Staaten damit umgehen.

Klar ist aber auch: Durch die Globalisierung ist auch die heimische Industrie von der Produktion am anderen Ende der Welt stark abhängig geworden. Selbst wenn sich eine weitere Ausbreitung des Coronavirus in der westlichen Welt vermeiden lässt – anders als zu Zeiten von SARS reicht es heute, dass China größere Probleme mit der Krankheit bekommt, damit der Rest der Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen wird.

Verwendete Quellen
  • OECD Economic Outlook, Interim Report March 2020
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