Schattenwirtschaft - Krise begünstigt Schwarzarbeit (Quelle: imago)
Die Wirtschaftskrise führt offenbar dazu, dass die Schwarzarbeit in Deutschland zunimmt. Grund sind laut Experten Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. "Die Schwarzarbeit wird durch die Rezession und steigende Kurzarbeit in diesem Jahr deutlich auf 350 bis 355 Milliarden Euro steigen", sagte Friedrich Schneider, Volkswirtschaftsprofessor der Linzer Universität, dem "Hamburger Abendblatt". Dies entspräche etwa einem Siebtel (14 Prozent) des prognostizierten Bruttoinlandproduktes.
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Animierte Grafik - Arbeitslosigkeit in Deutschland
Zuverdienst gefragt
2008 lag die geschätzte Schwarzarbeit noch bei 347 Milliarden Euro. Hauptgrund des Anstieges sei die Wirtschaftskrise. "Viele Kurzarbeiter und Arbeitslose versuchen, nebenbei noch etwas dazuzuverdienen, um ihre Einkommensverluste auszugleichen", erklärte Schneider. Ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit um 500.000 bis eine Million würde eine Zunahme der Schattenwirtschaft um acht bis zwölf Milliarden Euro mit sich bringen.
Teils an der Steuer vorbei
In Deutschland arbeiten laut Schneider geschätzt zehn Millionen Menschen schwarz. Meistens handelt es sich um Arbeitnehmer oder Selbstständige, die einen steuerpflichtigen Beruf ausüben und in ihrer Freizeit zusätzlich arbeiten. Viele böten Dienstleistungen an. Dazu gehörten Architekten, Rechtsanwälte, Maurer, Fliesenleger oder auch Putzfrauen. Im Durchschnitt verdienten sie etwa 300 bis 400 Euro im Monat dazu.
Mehrwertsteuererhöhung wäre Gift
Um die Schwarzarbeit zu reduzieren, empfahl Schneider der Bundesregierung, "den steuerlichen Absatzbetrag für haushaltsnahe Dienstleistungen weiter von jetzt 1200 auf 2000 Euro zu erhöhen. Dies würde positiv wirken". Eine Mehrwertsteuererhöhung bezeichnete Schneider dagegen als "Gift": "Bei der letzten Mehrwertsteuererhöhung auf 19 Prozent stieg die Schwarzarbeit stark an. Dies würde auch bei der nächsten Steuererhöhung, die wahrscheinlich nach der Bundestagswahl kommt, wieder passieren."
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