t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomeWirtschaft & FinanzenAktuellesArbeitsmarkt

Abercrombie & Fitch-Macher Michael Jeffries ist spurlos verschwunden


Bizarre Details über einen Exzentriker
Abercrombie & Fitch-Macher ist spurlos verschwunden

t-online, are

Aktualisiert am 23.01.2015Lesedauer: 4 Min.
Michael Jeffries (70), ehemaliger umstrittener Geschäftsführer des US-Modelabels Abercrombie & Fitch, ist seit seinem Rückzug aus dem Business abgetaucht.Vergrößern des BildesMichael Jeffries (70), Begründer des US-Modelabels Abercrombie Fitsch, ist abgetaucht. (Quelle: dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Michael Jeffries, umstrittener Ex-Geschäftsführer des US-Modelabels Abercrombie & Fitch, ist seit seinem Rückzug aus dem Geschäft abgetaucht. Nun berichtet das US-Magazin "Businessweek" über bizarre Details seiner Firmenführung und seines rätselhaften Abgangs im Dezember vergangenen Jahres - und bietet Einblicke in das bisweilen absurde Leben eines Menschen, der dem Älterwerden mit allen Mitteln zu entfliehen versuchte.

"Ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine neue Führung, das Unternehmen in die nächste Entwicklungsphase zu bringen", hatte der 70-jährige Jeffries vor seinem Abgang gesagt - und war dann verschwunden. Das Unternehmen hatte er seit 1992 geleitet, aber bereits Anfang 2014 den Verwaltungsratsvorsitz abgegeben und dadurch an Macht eingebüßt.

Jeffries rief zu seiner letzten Telefonkonferenz

Vorher habe der Kontrollfreak, der ständig über alles habe informiert werden wollen, was in seinem Hause vor sich ging, laut "Businessweek" am 7. Dezember noch seine Vorstandskollegen zu einer Telefonkonferenz zusammengerufen, in der es um das anstehende Weihnachtsgeschäft gegangen sei. Jeffries habe sich nichts anmerken lassen.

Am nächsten Tag sei der omnipräsente Manager dann schon nicht mehr zur Arbeit erschienen. Verwaltungsratschef Arthur Martinez habe den Vorstand zwei Tage später, am 9. Dezember, einberufen und die Belegschaft über das Ende der Jeffries-Ära bei Abercrombie informiert.

Letzte Botschaft - und dann von der Bildfläche verschwunden

Laut "Businessweek" habe Jeffries die anschließende Presseerklärung des Unternehmens noch einmal als Forum genutzt und eine letzte Botschaft hinterlassen: "Es war eine Ehre, diese außerordentlich talentierte Gruppe von Menschen zu leiten. Ich bin sehr stolz auf unsere Leistungen. Ich bin überzeugt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für eine neue Führung gekommen ist, um das Unternehmen weiterzubringen in die nächste Phase seiner Entwicklung." Seither ist Jeffries nie mehr gesehen worden, weder in seinem Büro in Manhattan, noch in der Öffentlichkeit. Er ist einfach abgetaucht.

Jugendwahn eines Besessenen

Sein Abgang ist so radikal wie Arbeitsauffassung, Lebenswandel und Überzeugungen des Mannes. Er, von dem es kaum Bilder gibt, wollte stets aussehen wie seine Kunden - jung, frisch und stylisch. Dazu ließ der Fitness-Fanatiker etliche Gesichtsoperationen über sich ergehen, färbte sich die Haare und wurde äußerlich eins mit seiner Jugendmarke, in die er von Kopf bis Fuß schlüpfte.

Laut "Businesweek" konnte und wollte Jeffries sein Alter und Veränderungen seines Körpers nie akzeptieren - und habe auch nicht gewollt, dass sich Abercrombie verändert. Genau das, der Stillstand der Marke und ihrer Produkte in den 1990er Jahren, sind ihm und der Marke am Ende zum Verhängnis geworden. Bei der Zielgruppe trendbewusster Jugendlicher war das Label nicht mehr sonderlich gefragt. Trotz deutlicher Preisnachlässe waren die Verkäufe Quartal um Quartal dramatisch eingebrochen, die Kult- war zu Kummermarke mutiert.

Bizzare Details aus der Welt der Schönen und Reichen

Jeffries hatte aber auch wegen seines Jugend- und Schönheitsideals schon seit Jahren in der Kritik gestanden. Irritierende Aussagen, er wolle nur "coole Kids" und keine Dicken und Alten in Abercrombie-Klamotten sehen, rückten das Unternehmen in ein schlechtes Licht und verprellten viele Kunden. Außerdem wurde er dafür kritisiert, nur weiße und hübsche Menschen als Angestellte ausgesucht zu haben. Seinen Privatpiloten tauschte er aus - aus Altergründen.

Wie "Businessweek" nun berichtet, führte Jeffries Abercrombie in der Tat im Sinne seines Schönheitsideals mit eiserner Hand. Nachdem er es 1992 vor dem Untergang als heruntergewirtschaftete Jagdmarke bewahrt und zu einer angesagten Edelmarke für exklusive und zahlungskräftige junge Kunden gemacht hatte, hatte er freie Hand in seinen Entscheidungen. Hinzu kam sein Kontrollwahn: Jedes Kleidungsstück wurde von ihm inspiziert und freigegeben, jeder neue Mitarbeiter vorher geprüft, jeder Mitarbeiter, der Kritik übte, vor die Tür gesetzt.

Nagellackverbot, Ablaufpläne und Grußformel

Aber Jeffries war erfolgreich: Im Jahr 2000 kürte das "Time Magazine" Abercrombie zur beliebtesten Teenie-Marke. Doch der Preis für den Erfolg war hoch - vor allen Dingen für Jeffries Mitarbeiter. Details aus dem Bericht der "Businessweek" verraten: Jeffries schrieb seinen Mitarbeiter Kleider- und Moderegeln sowie Frisuren vor. Bärte waren für Männer verboten, und man musste muskulös sein, wollte man bei Abercrombie arbeiten.

Zu grüßen war mit "Hey, what's going on?"; der einmal pro Woche von Jeffries versendete Ablaufplan in den Filialen mit detaillierten Regeln, was Verhalten und Anordnung der Produkte angeht, war genau einzuhalten; und Filialleiter mussten einmal pro Woche an den örtlichen Universitäten nach attraktiven und jungen Verkäufern Ausschau halten und diese akquirieren.

Der Workaholic Jeffries, so "Businessweek", habe gar vor Dienstreisen ein Team vorausgeschickt, das sicherstellen musste, dass im Mietwagen und Hotelzimmer alles so roch, wie es Jeffries mochte. In dem Gerichtsverfahren, das sein entlassener Pilot anstrengte, kamen weiter bizarre Details ans Licht. So habe das ausnahmslos männliche Bordpersonal seines Firmenjets jeden Wunsch seines exzentrischen Chefs mit "no problem" quittieren und sofort erfüllen müssen.

Außerdem habe der homosexuelle Jeffries seinen Untertanen bis auf die Unterhose vorgeschrieben, was diese zu tragen hätten. In den Dienstplänen des Flugzeugs sei festgelegt gewesen, wo Jeffries, wo seine drei Hunde und wo sein Lebensgefährte Matthew Smith sitzen - und dieser hat die Länge des Löffels, mit dem sein Tee zu einer festen Uhrzeit zu servieren war, festgelegt.

Abgang von Jeffries begrüßt

Anleger hatten den Personalwechsel an der Spitze von Abercrombie begrüßt, der weniger mit Jeffries Umgang mit seinen Dienstboten und Mitarbeitern sondern mit einbrechenden Verkaufszahlen zu tun hatten. Die Abercrombie-Aktie stieg um fast sieben Prozent, das Unternehmen hat sich mittlerweile wieder erholt - und fertigt auch Kleidung für ältere und kräftigere Menschen an. Die Mitarbeiter sind wieder freier in ihrer Arbeitskleidungswahl.

Jeffries aber bleibt als Exzentriker in Erinnerung - und verschwunden.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website