Presse: "Stuttgart 21" gefährdet andere Bahn-Projekte
Die Kostensteigerungen beim Bahnhofsprojekt "Stuttgart 21" gefährden laut einem Bericht des "Spiegel" den Ausbau wichtiger Schienenstrecken in Deutschland. Bahn-Vorstand Volker Kefer habe dem Aufsichtsrat des Konzerns in der vergangenen Woche eine Streichliste mit sechs Strecken mit einem geplanten Volumen von neun Milliarden Euro vorgelegt, berichtete das Nachrichtenmagazin.
Diese Strecken könnten auch wegen fehlender Mittel aus dem Bundeshaushalt nicht mehr finanziert werden. Ein Bahn-Sprecher habe einen Zusammenhang mit der Kostensteigerung bei "Stuttgart 21" bestritten; dies ginge "nicht zu Lasten anderer Infrastrukturprojekte".
NRW-Bahn-Projekt angeblich in Gefahr
Bei den laut "Spiegel" gefährdeten Großprojekten steht an erster Stelle der Rhein-Ruhr-Express (RRX) mit einem Volumen von gut vier Milliarden Euro. Dieses Prestigeprojekt soll den Nahverkehr in den Ballungszentren Nordrhein-Westfalens rund um das Ruhrgebiet und die Rhein-Metropolen Köln und Düsseldorf entlasten.
Dem Bericht zufolge ebenfalls gefährdet ist die mit gut 3,6 Milliarden Euro veranschlagte Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim, im S-Bahn-Netz von Köln die S13 Troisdorf - Bonn - Oberkassel sowie bei der S-Bahn Rhein/Main die Strecke Bad Vilbel - Friedberg und der viergleisige Ausbau Frankfurt - Bad Vilbel.
Presse: Neue Risiken bei Kalkulation
Derweil berichtete die "Wirtschaftswoche", dass die Mehrkosten von "Stuttgart 21" die betriebswirtschaftliche Bilanz des Neubaus weitaus stärker als bislang bekannt gefährden. Die Bahn müsse sich von ihrer üblichen internen Verzinsung der investierten Eigenmittel in Höhe von 7,5 Prozent deutlich verabschieden.
Bei gegenwärtig mehr als 5,6 Milliarden Euro Kosten und Eigenmitteln von rund 2,85 Milliarden sinke die Verzinsung knapp unter zwei Prozent, rechnete Vorstandsmitglied Kefer dem Aufsichtsrat nach Informationen des Blatts vergangene Woche vor. Weitere Risiken von bis zu 1,2 Milliarden, etwa für die Flughafen-Anbindung, seien in der aktuellen Preisprognose noch nicht einmal einbezogen.
Die Aufsichtsräte wollten alle Kalkulationen nun erst einmal detailliert prüfen, bevor sie überhaupt grünes Licht für die Vorstandspläne geben.