Lkw-Hersteller Scania widersetzt sich der Komplettübernahme durch Volkswagen (VW): Scania lehne das VW-Angebot ab, teilte das Unternehmen mit. Es entspreche nicht dem langfristigen Wert von Scania. VW glaubt dennoch an den Erfolg seines Angebots, wie der Konzern in Wolfsburg erklärte. Mehr zahlen als bisher angeboten will Europas zweitgrößter Autohersteller nicht.
VW hält bereits 62,6 Prozent des Kapitals an Scania und fast 90 Prozent der Stimmrechte. Den Rest will der Konzern kaufen, um "das volle Potenzial einer engeren Zusammenarbeit" auch mit seiner anderen Lkw-Tochter MAN ausschöpfen zu können. VW bietet daher für die restlichen Anteile an Scania umgerechnet 22,26 Euro pro Aktie - insgesamt rund 6,7 Milliarden Euro.
VW-Chef Martin Winterkorn hatte das Angebot als "sehr attraktiv" bezeichnet. Verglichen mit dem durchschnittlichen Preis der Aktie in den 90 Tagen vor Ankündigung des Übernahmeangebots sind die 22,26 Euro ein Aufschlag von mehr als 50 Prozent. Die Aktionäre haben noch bis zum 25. April Zeit, sich zu entscheiden.
Ausschuss riet vom Verkauf ab
Ein unabhängiger Ausschuss des Scania-Verwaltungsrates unter Vorsitz der Juristin Asa Thunman riet den Anteilseignern vom Verkauf ab. Das Angebot der Wolfsburger sei den "Wachstumsperspektiven, der Technologie-Exzellenz und den Synergiepotenzialen" nicht angemessen.
Die schwedische Presse hatte bereits vor einigen Tagen vom Widerstand einiger Aktionäre gegen die Komplettübernahme berichtet. "Dagens Industrie" zitierte einen Insider, demzufolge die Gegner der Übernahme aber nur sieben Prozent des Kapitals repräsentierten.
Volkswagen sehe "keinerlei Anlass", seine Position zu ändern, erklärte der Konzern in Wolfsburg. Die 22,26 Euro pro Aktie (200 schwedische Kronen) seien "attraktiv und ausgewogen". VW vertraue darauf, dass die Investoren diese "einmalige Gelegenheit" zu schätzen wüssten. "Wir sind daher zuversichtlich, dass unser Angebot erfolgreich sein wird." Gleichzeitig bekräftigte der Konzern, er werde das Geschäft nur abschließen, wenn er dadurch in Besitz von mehr als 90 Prozent der Anteile komme.
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Keine "strukturellen Veränderungen" geplant
VW erhofft sich durch die vollständige Übernahme und eine engere Zusammenarbeit zwischen Scania und MAN ein langfristiges Sparpotenzial von mindestens 650 Millionen Euro pro Jahr. "Strukturelle Veränderungen" bei Scania, insbesondere mit Blick auf Beschäftigte und Produktionsstandorte, seien nicht geplant, versicherte Volkswagen erneut. Auch die Zentrale und die Entwicklungszentren blieben dort, wo sie heute sind.