Gähnende Leere in den Sitzreihen der Flugzeuge von Malaysia Airlines. Nachdem bereits 200 Angestellte der Airline den Rücken kehrten, tun dies nun scheinbar auch die Kunden.
Picture sent to me of a Malaysia Airlines flight out of Australia today to Asia | pic.twitter.com/3nrsdKIBmg
— Ricardo Goncalves (@BUSINESSricardo) August 15, 2014
Zwei schreckliche Flugzeugabstürze in nur wenigen Monaten scheinen vielen Fluggästen einfach zu viel zu sein. So kursieren in den sozialen Netzwerken derzeit Fotos von Passagieren, die, umgeben von leeren Sitzen, geradezu verloren in den riesigen Flugzeugen von Malaysia Airlines sitzen.
Das wohl bekannteste Foto teilte der Journalist Ricardo Goncalves. Darauf zu sehen: abgesehen von ein paar wenigen Personen, zahlreiche völlig verwaiste Sitzreihen.
Thank you @MAS it is an amazing surprise! pic.twitter.com/ujlI6nCaWW
— Ping (@WanPingCoombes) August 17, 2014
Auch das Foto einer Familie zeigt ein ähnliches Bild. Vater, Mutter und Tochter können sich ausbreiten, denn um sie herum gibt es anscheinend niemand anderen.
Die Familie freut sich, denn zudem bekamen die drei von der Fluggesellschaft ein kostenloses Upgrade auf eine höhere Sitzklasse. Ob das an den ohnehin freien Kapazitäten oder an der Bekanntheit der Passagierin liegt, ist jedoch unklar.
Klar ist jedoch, dass die Airline derzeit massive Verluste einfährt. Der "New York Post" zufolge sind es derzeit rund 1,2 Millionen Euro pro Tag. In der Hoffnung auf mehr Kunden habe Malaysia in Australien die Vermittlungsprovision für Reisebüroangestellte von sechs auf elf Prozent angehoben, berichtet das Nachrichtenportal "news.com.au".
Die Airline jedenfalls lässt die Fotos nicht unkommentiert. Sie postet ihrerseits ein Foto von einem vollbesetzten Flugzeug mit der Überschrift "There are always two sides to every story", zu deutsch: Jede Geschichte hat zwei Seiten. Das Foto ist anders als die vorherigen Tweets aus der hinteren Perspektive des Flugzeugs aufgenommen und zeigt ein offenbar vollbesetztes Flugzeug. Ähnliches berichten auch anderes Passagiere, die auf der Twitter-Seite der Airline von ihren vollen Flügen schreiben.
There are always two sides to every story. Are you #flyinghigh with us today? pic.twitter.com/IsfjynTo0D
— Malaysia Airlines (@MAS) August 27, 2014
Kündigungswelle nach Abstürzen
Dennoch, Fotos hin oder her: Dass die Airline derzeit massiv mit Verlusten zu kämpfen hat, ist eine Tatsache. Nicht nur Passagiere meiden die Airline, auch Mitarbeiter kehren ihr den Rücken. In den vergangenen Monaten hatten fast 200 Mitarbeiter ihre Kündigung eingereicht. 186 Besatzungsmitglieder hätten in den ersten sieben Monaten des Jahres gekündigt, erklärte die Fluglinie.
Vor allem nach dem mutmaßlichen Abschuss von Flug MH17 im Juli über der Ukraine sei die Zahl der Kündigungen deutlich gestiegen, hieß es in der Erklärung. Inzwischen hätten sie aber wieder "ein akzeptables und normales Niveau erreicht".
"Mitarbeiter haben Angst zu fliegen"
Viele Mitarbeiter hätten familiären Druck nach den beiden Tragödien als Grund für die Kündigung genannt, erklärte die malaysische Fluglinie. Der Generalsekretär der Angestelltengewerkschaft, Abdul Malek Ariff, sagte, einige hätten nun Angst zu fliegen. Die Kündigung der Mitarbeiter führe zudem dazu, dass die verbliebenen Angestellten bis zu zwölf Stunden am Tag arbeiten müssten. Bei den beiden Unglücken kamen 537 Menschen ums Leben, darunter 27 Besatzungsmitglieder. Seitdem steckt die ohnehin angeschlagene Fluglinie in einer schweren Krise.
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Am 8. März verschwand Flug MH370 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos von den Radarschirmen. Die Fluglinie geht davon aus, dass die Boeing im südlichen Indischen Ozean ins Meer stürzte. Bis heute fehlt aber von dem Wrack jede Spur, die Gründe für das Unglück sind zudem weiter völlig unklar. Am 17. Juli wurde dann Flug MH17 auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über dem umkämpften Osten der Ukraine mutmaßlich von prorussischen Separatisten abgeschossen. Bei dem Absturz der Boeing kamen 298 Menschen ums Leben.