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Spritkrise in Großbritannien – Britin erzählt: "Boris Johnson redet Müll"


Spritkrise in Großbritannien – "Boris Johnson redet Müll"


Aktualisiert am 05.10.2021Lesedauer: 3 Min.
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Alles gut? Von wegen: Die aktuellen Lieferengpässe lassen das Ansehen von Boris Johnson in der Bevölkerung stark sinken.Vergrößern des Bildes
Alles gut? Von wegen: Die aktuellen Lieferengpässe lassen das Ansehen von Boris Johnson in der Bevölkerung stark sinken. Viele kommen wegen des Benzinmangels kaum noch nach Hause. (Quelle: Jeff J Mitchell/getty-images-bilder)

Panikkäufe und lange Schlangen vor Tankstellen: Die Spritkrise trifft Großbritannien hart. Das bekam auch Rose Jenkins zu spüren. Bei t-online erzählt die Britin, wie sie nach ihrem Urlaub überhaupt noch an Benzin kam.

Rose Jenkins bringt gewöhnlich nur wenig aus der Ruhe. Als die Britin jedoch vor wenigen Tagen aus dem Urlaub zurückkam und am Flughafen London-Stansted ins Auto stieg, war sie schockiert: Alle Tankstellen in der Umgebung waren verbarrikadiert – und die Tanknadel im eigenen Auto neigte sich gegen Null. "Es war mitten in der Nacht", erzählt Jenkins im Gespräch mit t-online. "Wir sind an fünf Tankstellen vorbeigefahren, doch alle waren geschlossen".

Wie ihr geht es gerade vielen Menschen auf der Insel. In Großbritannien fehlt es derzeit an Benzin und zahlreichen Waren. Grund ist vor allem der Mangel an Lkw-Fahrern. Deshalb hat Englands Premier Boris Johnson nun Soldaten geschickt, um den Treibstoff von den Lagern an die Tankstellen zu fahren. Mehr dazu lesen Sie hier. Doch noch immer herrscht Spritmangel und viele Briten sind auf der Suche nach einer Tankstelle – so wie Rose Jenkins vergangene Woche.

Die Britin hätte vom Flughafen zurück in ihre Heimat Wales rund drei Stunden Autofahrt vor sich gehabt. Doch bis dorthin reichte der Rest Benzin im Tank nicht. Gegen ein Uhr in der Nacht rief sie deshalb ihre Tochter an. "Wir hatten Glück, dass unsere Tochter in der Nähe des Flughafens wohnt", sagt sie. "Doch wie viele Menschen aus unserem Flugzeug sind an diesem Abend nicht mehr nach Hause gekommen?"

Der Geheimtipp des Nachbarn

Am nächsten Morgen ging die Suche nach einer offenen Tankstelle weiter – zu Fuß durch Cambridge. Ohne Erfolg. "Dann hat uns unsere Tochter eine Nachricht geschrieben", berichtet Jenkins. "Ihr Nachbar hörte von einer Tankstelle auf dem Land, die noch Benzin habe."

Also seien sie schnell zurückgelaufen und zur Tankstelle gefahren. Sie hatten Glück: 20 Liter konnten sie ergattern. Gerade genug für die Rückreise in Richtung Wales. Der Weg dorthin glich einem Bild, das man sonst nur aus Katastrophenfilmen kenne: Dutzende Autos, die vor Tankstellen warten sowie zahlreiche Wagen, die am Straßenrand liegen geblieben sind. "Wir haben viele verzweifelte Menschen gesehen, die geweint haben", so Jenkins.

Die Probleme in Großbritannien sind groß – und könnten noch von langer Dauer sein. Bis Weihnachten dürften die Lieferengpässe anhalten, bestätigte unlängst Premierminister Boris Johnson in einem Interview mit der BBC. Schätzungen zufolge fehlen in Großbritannien etwa 100.000 Lastwagenfahrer. In welchen Bereichen der nächste Fachkräftemangel droht, lesen Sie in unserer Analyse hier.

"Boris Johnson redet Müll"

Durch die Benzinkrise kommen auch andere Bereiche in Bedrängnis. So steigt die Sorge um kranke und alte Menschen, da Ärzte und Pflegepersonal mancherorts nicht zur Arbeit kommen können. Auch Jenkins macht sich Sorgen. "Die Situation ist beängstigend", sagt sie.

Ursache für die derzeitige Krise sei für sie neben Corona vor allem der Brexit – auch wenn Boris Johnson alles tut, um das B-Wort zu vermeiden und seit Tagen die Schuld an anderer Stelle sucht, etwa in der Corona-Krise. Rose Jenkins glaubt den Erklärungen der Regierung nicht: "Boris Johnson redet Müll", sagt die Britin.

Auch künftig werde der Brexit schwere Folgen für die britische Wirtschaft haben, ist sie sich sicher. "Es fühlt sich nicht an, als läge eine gute Zukunft vor uns", sagt Jenkins. Immerhin, einen Hoffnungsschimmer sieht sie: Drei von fünf Tankstellen in ihrem Heimatort hätten mittlerweile wieder geöffnet.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Rose Jenkins
  • Mit Material Nachrichtenagentur dpa
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