Wenn der Broker zu teuer wird Wann sich ein Depotwechsel lohnt

Gebühren runter, Rendite rauf: Ein Depotwechsel kann sich lohnen – wenn Sie ein paar entscheidende Punkte beachten.
Inhaltsverzeichnis
- Wann sich ein Depotwechsel lohnt
- Die Kosten im Blick behalten
- Achtung bei steuerrelevanten Daten: Einstandskurse prüfen
- Sonderfall Auslandsdepot: Einstandskurse selbst dokumentieren
- VL-Fondssparplan: Depotwechsel kann Förderung gefährden
- Vor dem Wechsel: Diese Fragen sollten Sie klären
- Schritt für Schritt zum neuen Depot
- Nach dem Antrag: So lange dauert der Depotumzug
- Was kostet der Depotwechsel?
Ein Wertpapierdepot ist die Grundlage für den Vermögensaufbau. Darüber lassen sich Finanzprodukte wie Aktien, ETFs, Fonds oder Anleihen einfach kaufen, verwalten und verkaufen. Viele Depots sind inzwischen kostenlos, doch beim Handel mit Wertpapieren fallen je nach Anbieter teils deutliche Gebühren an. Wer regelmäßig Wertpapiere kauft oder verkauft, verliert dadurch womöglich Rendite.
Ein Wechsel des Depotanbieters kann deshalb sinnvoll sein, vor allem dann, wenn sich dadurch Kosten sparen lassen. Ein Depotwechsel ist meist unkompliziert – an einer Stelle sollten Anleger jedoch ganz genau hinsehen.
Wann sich ein Depotwechsel lohnt
Der häufigste Grund für einen Depotwechsel sind die Kosten, weiß Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW. Je nach Anbieter fallen sie unterschiedlich hoch aus und das kann sich deutlich auf die Rendite auswirken. "Wer ein Depot mit einem Wert in fünfstelliger Höhe besitzt und Fondssparpläne eingerichtet hat, kann durch einen Wechsel gegebenenfalls Hunderte Euro im Jahr sparen", so Scherfling.
Auch die Qualität der angebotenen Leistungen kann ein Wechselgrund sein. Manche Anleger erwarten von ihrer Bank oder ihrem Broker eine fundierte persönliche Beratung. Fällt diese unzureichend aus, denken viele über einen Anbieterwechsel nach. "Wer mit der Qualität oder dem Nutzen dieser Beratung unzufrieden ist, sollte über Alternativen nachdenken", erklärt Martin Pietzner, Kapitalmarktexperte beim Bundesverband deutscher Banken.
Ein weiteres Problem kann die technische Umsetzung sein, etwa dann, wenn man in turbulenten Marktphasen nur verzögert auf das Depot zugreifen kann. "Gerade erfahrene Anleger stören sich daran, wenn sie in Phasen hoher Aktivität nicht schnell genug handeln können", sagt Pietzner. Auch das Angebot an handelbaren Wertpapieren kann begrenzt sein. Wenn gewünschte Produkte beim bisherigen Anbieter nicht verfügbar sind, lohnt sich ebenfalls ein Wechsel.
Die Kosten im Blick behalten
Wer das Depot wechseln möchte, sollte sich beim neuen Anbieter zunächst einen Überblick über die Gebühren verschaffen. "Relevant sind vor allem die Kosten für die Depotführung und die Orderkosten", erklärt Verbraucherschützer Ralf Scherfling. Die Unterschiede zwischen den Brokern können beträchtlich sein – und je nach Handelsverhalten einen spürbaren Unterschied machen.
Besonders wichtig ist es, das Gebührenmodell auf die eigene Anlagestrategie abzustimmen. Wer nur selten handelt, etwa ein- bis zweimal im Jahr, sollte auf eine möglichst geringe oder idealerweise komplett entfallende Grundgebühr achten. Für Anleger, die regelmäßig kaufen und verkaufen, spielen hingegen die Orderkosten eine größere Rolle. Diese werden pro Transaktion fällig und können sich bei hoher Handelsfrequenz schnell summieren.
Doch nicht nur die Kosten entscheiden. Auch das Gesamtpaket muss stimmen. "Passt das Angebot an Wertpapieren zur eigenen Anlagestrategie? Gibt es eine qualifizierte Anlageberatung, Echtzeitkurse oder Analysetools?", fragt Kapitalmarktexperte Martin Pietzner. Wer zum Beispiel gezielt bestimmte Aktien oder ETFs sucht, sollte prüfen, ob diese beim neuen Broker überhaupt handelbar sind.
Für manche Anleger ist zudem wichtig, an welchen Börsenplätzen sie handeln können – ob ausschließlich an deutschen oder auch internationalen Handelsplätzen. Auch ein möglicher außerbörslicher Handel kann je nach Strategie relevant sein.
Achtung bei steuerrelevanten Daten: Einstandskurse prüfen
Beim Wechsel von einem Depot zu einem anderen – zumindest innerhalb Deutschlands – werden die sogenannten Einstandskurse Ihrer Wertpapiere in der Regel automatisch übertragen. Diese Kaufkurse sind entscheidend für die Besteuerung, denn sie zeigen an, zu welchem Preis Sie ein Wertpapier ursprünglich erworben haben. Daraus ergibt sich beim späteren Verkauf der steuerpflichtige Gewinn oder Verlust.
Banken sind gesetzlich verpflichtet, diese Informationen weiterzugeben. Doch in der Praxis läuft das nicht immer reibungslos. Immer wieder kommt es vor, dass Einstandskurse entweder fehlen oder fehlerhaft übertragen werden. In solchen Fällen nimmt der neue Anbieter eine sogenannte Ersatzbemessung vor – dabei werden pauschal 30 Prozent des Verkaufspreises als Einstandskurs angenommen. Die Folge: eine deutlich höhere Abgeltungsteuer als nötig.
So vermeiden Sie unnötige Steuerlasten:
- Kontrollieren Sie nach dem Depotübertrag, ob alle Einstandskurse korrekt im neuen Depot eingetragen sind.
- Kontaktieren Sie bei Unstimmigkeiten den Kundenservice und halten Sie Kaufbelege oder Abrechnungen bereit, um eine Korrektur nachweisen zu können.
- Beachten Sie: Die steuerlichen Daten werden oft separat von den Wertpapieren übertragen und erscheinen mit Verzögerung. Es ist normal, wenn die Einstandskurse erst einige Tage nach der Umbuchung sichtbar sind.
- Lassen Sie bei einem vollständigen Depotumzug auch Ihre Verlustverrechnungstöpfe übertragen. Diese Töpfe erfassen Verluste, die Sie mit späteren Gewinnen verrechnen können – ein steuerlicher Vorteil, den Sie nicht verschenken sollten.
Ein korrekt übertragener Einstandskurs schützt Sie davor, zu viel Steuern auf Ihre Kapitalerträge zu zahlen. Prüfen Sie daher gewissenhaft, ob alles richtig gelaufen ist – am besten gleich nach Abschluss des Depotwechsels.
Sonderfall Auslandsdepot: Einstandskurse selbst dokumentieren
Beim Depotumzug aus dem Ausland gelten andere Regeln. In diesen Fällen werden die steuerlich relevanten Daten – insbesondere die Einstandskurse – in der Regel nicht automatisch an den neuen Anbieter in Deutschland übermittelt. Sie als Anlegerin oder Anleger müssen die notwendigen Informationen daher selbst bereitstellen und dokumentieren.
Das ist nicht nur aufwendig, sondern auch riskant: Liegen dem neuen Broker keine korrekten Einstandskurse vor, kommt es zur Ersatzbemessung – und damit möglicherweise zu einer höheren Steuerlast. Um das zu vermeiden, sollten Sie beim Depotübertrag aus dem Ausland:
- alle Kaufbelege und Transaktionsnachweise sammeln und sichern,
- die Einstandskurse dem neuen Anbieter schriftlich übermitteln, idealerweise mit offiziellen Nachweisen.
VL-Fondssparplan: Depotwechsel kann Förderung gefährden
Ein besonderer Fall sind Fondssparpläne im Rahmen der vermögenswirksamen Leistungen (VL), die vom Arbeitgeber bezuschusst werden. Diese Verträge unterliegen einer sogenannten Sperrfrist – und die hat direkte Auswirkungen auf die Möglichkeit eines Depotwechsels.
"Die Sperrfrist beträgt insgesamt sieben Jahre", erklärt Ralf Scherfling. Sie setzt sich aus sechs Jahren mit regelmäßigen Einzahlungen und einem anschließenden Ruhejahr zusammen. In dieser Zeit darf das Depot grundsätzlich nicht gewechselt werden, sonst drohen Nachteile.
Worauf Sie achten sollten:
- Ein Depotwechsel während der Sperrfrist kann zulagenschädlich sein. Die staatliche Förderung, die Arbeitnehmersparzulage, ginge in diesem Fall verloren.
- Die Sperrfrist bezieht sich auf den gesamten VL-Vertrag, nicht nur auf einzelne Fondsanteile.
- Der Zeitraum beginnt rückwirkend zum 1. Januar des Jahres, in dem der Vertrag abgeschlossen wurde, und endet am 31. Dezember des siebten Jahres.
- Nach Ablauf der Sperrfrist können die Fondsanteile ohne Nachteile auf ein neues Depot übertragen werden.
Wenn Sie vermögenswirksame Leistungen in Form eines Fondssparplans anlegen, prüfen Sie unbedingt, ob die Sperrfrist noch läuft – und verschieben Sie den Depotwechsel gegebenenfalls auf einen späteren Zeitpunkt, um keine Förderung zu verlieren.
Vor dem Wechsel: Diese Fragen sollten Sie klären
Bevor Sie Ihr Depot zu einem neuen Anbieter übertragen, lohnt sich ein genauer Blick auf die Details des Angebots. Laut Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW sollten Sie vorab unbedingt folgende Punkte prüfen:
- Sicherheitsstandards beim Online-Zugang: Welche Verfahren nutzt der Broker, um Ihre Transaktionen abzusichern? Gängige Methoden sind Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) oder TAN-Verfahren.
- Möglichkeiten für Sparpläne: Nicht jeder Anbieter erlaubt die Einrichtung von ETF- oder Fondssparplänen in beliebiger Auswahl. Prüfen Sie, ob Ihre bevorzugten Produkte unterstützt werden.
- Partnerbank im Hintergrund: Bei Neobrokern oder Online-Plattformen verwahrt meist eine Partnerbank die Wertpapiere. "Wer sich für einen Broker entscheidet, sollte vorher prüfen, wer dessen Partnerbank ist", rät Scherfling – schließlich handelt es sich um den tatsächlichen Verwahrort Ihres Vermögens.
Außerdem wichtig: Können alle bisherigen Wertpapiere überhaupt übernommen werden? Es kann vorkommen, dass bestimmte Fonds, Aktien oder Anleihen beim neuen Broker nicht handelbar sind. Diese lassen sich dann auch nicht übertragen. In einem solchen Fall haben Sie nur zwei Möglichkeiten:
- Das alte Depot teilweise bestehen lassen, um diese Wertpapiere dort weiterzuführen.
- Die Papiere verkaufen, bevor Sie den Wechsel beantragen.
Beides kann Einfluss auf Ihre Anlagestrategie und Ihre Steuerplanung haben. Daher sollte der Wechsel gut vorbereitet sein.
Schritt für Schritt zum neuen Depot
Wenn Sie sich für einen Depotwechsel entschieden haben, ist der Ablauf unkompliziert – vorausgesetzt, Sie gehen systematisch vor. Martin Pietzner vom Bundesverband deutscher Banken empfiehlt folgende Schritte:
- Neues Depot eröffnen: Wählen Sie zunächst den gewünschten neuen Anbieter und eröffnen Sie dort ein Depot. Das funktioniert bei Direktbanken und Online-Brokern in der Regel bequem online.
- Depotübertrag beantragen: Im nächsten Schritt stellen Sie bei Ihrer bisherigen Bank den Antrag auf Depotübertrag. Wichtig: Nicht der neue Broker, sondern Sie selbst müssen den Antrag beim alten Anbieter einreichen.
Das entsprechende Formular erhalten Sie meist online auf der Website der Bank oder direkt in der Filiale. Bei reinen Online-Brokern erfolgt die Antragstellung ausschließlich digital. - Formular vollständig ausfüllen: Achten Sie darauf, dass alle Angaben korrekt und vollständig sind – inklusive Depotnummern, gewünschter Wertpapiere und der Angabe, ob es sich um einen vollständigen oder teilweisen Übertrag handelt. Nur dann kann der Wechsel reibungslos ablaufen.
Nach dem Antrag: So lange dauert der Depotumzug
Sobald der Antrag auf Depotübertrag gestellt ist, müssen Sie in der Regel nichts weiter tun. "Nach der Antragstellung muss die Kundin oder der Kunde sich um nichts mehr kümmern", sagt Martin Pietzner vom Bankenverband. Der eigentliche Übertrag läuft im Hintergrund zwischen den beteiligten Instituten ab.
Wie lange das dauert, ist unterschiedlich. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gibt als Richtwert eine maximale Dauer von drei Wochen vor. Dabei handelt es sich allerdings nur um eine unverbindliche Empfehlung. Laut Verbraucherschützer Ralf Scherfling dient diese Frist eher der Orientierung – in der Praxis kann es auch schneller oder langsamer gehen.
Wichtig zu wissen: Sollte der Übertrag länger dauern, muss die Bank Sie darüber informieren und den Grund nennen. "Komplizierter wird es etwa, wenn ein Depot aus dem Ausland übertragen werden soll", sagt Scherfling. In solchen Fällen sind längere Bearbeitungszeiten üblich – auch weil steuerliche Daten oft nicht automatisch mitgeliefert werden.
Was kostet der Depotwechsel?
Der gute Nachricht vorweg: Ein Depotübertrag innerhalb Deutschlands ist grundsätzlich kostenlos. Der bisherige Anbieter darf keine eigenen Gebühren für den Wechsel verlangen – das ist gesetzlich so geregelt.
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Allerdings gibt es Ausnahmen, bei denen doch Kosten entstehen können. "Er darf aber Kosten Dritter, die durch den Übertrag ausgelöst werden, weiterreichen", erklärt Verbraucherschützer Ralf Scherfling. Das betrifft zum Beispiel Fälle, in denen ausländische Wertpapiere an eine neue Lagerstelle übertragen werden müssen. Die dabei entstehenden Fremdkosten kann die Bank an Sie als Kunden weitergeben.
Wichtig: Während des Depotwechsels sind Ihre Wertpapiere in der Regel nicht handelbar. Sie sind technisch blockiert, bis der Übertrag abgeschlossen ist. Wenn Sie also planen, kurzfristig Wertpapiere zu verkaufen, sollten Sie das vor dem Start des Depotumzugs erledigen oder abwarten, bis die Umbuchung abgeschlossen ist.
- finanzmarktforschung.de: "Wie funktioniert der Depotübertrag?"
- finanztip.de: "Wie funktioniert der Depotübertrag?"
- vermoegenswirksame-leistungen.de: "Die Sperrfrist bei vermögenswirksamen Leistungen (VL)"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa






