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Europäische Zentralbank (EZB) senkt den Leitzins auf Rekordtief


Überraschung von Mario Draghi
EZB senkt den Leitzins auf Rekordtief

Von t-online, dpa, reuters, dpa-afx
Aktualisiert am 07.11.2013Lesedauer: 3 Min.
EZB-Chef Mario DraghiVergrößern des BildesEZB-Chef Mario Draghi (Quelle: dpa-bilder)
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Überraschung für den Finanzmarkt: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins in Euroland auf ein neues Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Damit will EZB-Chef Mario Draghi die Konjunktur ankurbeln und die Sparer zu Investitionen und zu Konsum zwingen. Nach dem Zinsschritt stieg der DAX umgehend auf ein neues Rekordhoch von 9193 Punkten. Der Euro stürzte dagegen um mehr als ein Prozent auf 1,3318 Dollar ab - im riesigen Devisenmarkt ist das ein enorm großer Schritt.

Draghi will Konjunktur ankurbeln

Die Senkung beschloss der EZB-Rat nach Angaben der Notenbank in Frankfurt. Der Ausleihungssatz wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent reduziert. Der Einlagensatz blieb hingegen unverändert bei 0,0 Prozent.

Außerdem bekräftigte die EZB ihr Billiggeldversprechen ("Forward Guidance"). Auf der Pressekonferenz in Frankfurt sagte EZB-Chef Mario Draghi, der EZB-Rat gehe davon aus, dass die Zinsen im Euroraum für einen längeren Zeitraum auf dem aktuellen Niveau oder darunter liegen werden. Die Inflation werde in den kommenden Monaten niedrig bleiben, der Preisdruck bleibe verhalten - allerdings sehe er keine Deflation. Die Arbeitslosigkeit bleibe jedoch hoch. Von den Regierungen forderte der Währungshüter, wachstumsfördernde Schritte - allerdings müssten sie auch Strukturreformen umsetzen.

Überraschung für die meisten Experten

Angesichts der extrem niedrigen Inflation im Euro-Raum von zuletzt 0,7 Prozent im Oktober hatten einige Beobachter diese weitere Lockerung der Geldpolitik gefordert. So könnte die Notenbank eine deflationäre Abwärtsspirale aus fallenden Verbraucherpreisen und schwachem Wirtschaftswachstum verhindern.

Deflation bedeutet, dass die Sparer Geld horten - sei es aus Angst vor dem Jobverlust, sei es, weil sie den Verlust ihres Geldes fürchten. Die meisten Ökonomen hatten dennoch mit einer Zinspause gerechnet. Das belgische Ratsmitglied Luc Coene hatte kürzlich betont, dass "ein weiterer Fall der Inflation ein geldpolitisches Handeln rechtfertigen" könne.

Kein Preisdruck in Euroland

Die EZB sieht Preisstabilität bei knapp unter 2,0 Prozent Jahresteuerung. Zuletzt lag die Inflationsrate im Januar bei 2,0 Prozent, seither teils deutlich darunter. Üblicherweise orientiert sich die EZB nicht an einzelnen monatlichen Inflationsdaten, sondern am mittelfristigen Ausblick. Und: Zum Teil ist der geringe Preisdruck eine Folge der politisch gewollten Sparmaßnahmen in einigen Krisenländern.

Für Deutschland mit seiner relativ robusten Konjunktur gilt schon das bisherige Zinsniveau als zu niedrig. Und da Banken bereits extrem günstig an Geld kommen, es aber nicht an Unternehmen weiterreichen, ist umstritten, ob die erneute Zinssenkung in den Krisenländern positive Auswirkungen haben wird.

Schub für den Aufschwung

Der historische Zinsschritt kommt auch deshalb überraschend, weil die Wirtschaft im Euroraum die Rezession verlassen hat und 2014 - auch nach EZB-Prognosen - wieder wachsen wird. Allerdings sei die wirtschaftliche Erholung "schwach, fragil und ungleichmäßig", wie das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen kürzlich betonte.

Auch Großbritanniens Notenbank behält ihre lockere geldpolitische Linie bei. Wie die Bank of England am Donnerstag in London mitteilte, bleibt der Leitzins auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent.

DAX-Rekord dank billigem Geld

Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell Kredite und Investitionen und kurbeln so die Wirtschaft an. Für Unternehmen bedeutet dies eine günstigere Finanzierung - zudem sind Aktien Sachwerte und die sind in Zeiten der Geldflutung gefragt. Ergo zog der DAX erstmals in seiner Geschichte über 9100 Punkte an. Das stärkt den Preisauftrieb.

Unmittelbar nach der Zinssenkung meldeten erste Analysten Bedenken an: Ob dieser Schritt "das adäquate Mittel ist, um Abhilfe zu schaffen, darf bezweifelt werden", schreibt Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank in einem Kurzkommentar. "Umso mehr stellt sich die Frage, ob die EZB in den kommenden Monaten noch mit weiteren Maßnahmen nachlegen wird."

Run auf Immobilien

Und auch Immobilien dürften gefragt sein. Für Immobilienkäufer bedeutet der Zinsschritt in Verbindung mit der zuletzt gesunkenen Rendite für deutsche Staatsanleihen nach Auskunft des Baugeldvermittlers Interhyp, dass Baufinanzierungskunden derzeit von günstigen Zinsen für Immobilienkrediten profitieren.

Versicherungen sehen in Zinssenkung fatales Signal

Die überraschende EZB-Leitzinssenkung geht aus Sicht der Versicherungen zu Lasten der Altersvorsorge-Sparer. Für diese sei der Zinsschritt der Europäischen Zentralbank ein fatales Signal, kritisierte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. "Eine Abkehr von der Politik des billigen Geldes ist mehr als überfällig." Sie habe schon zuvor keine positiven Wirtschaftsimpulse gebracht. "Auf dem Weg zu mehr Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit kommt Europa nicht um strukturelle Reformen herum."

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