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Arzneiverordnungs-Report: Krankenkassen zahlen für Medikamente noch immer Milliarden zu viel


Geld-vorsorge
Medikamente in Deutschland noch immer zu teuer

Von t-online, dpa
27.09.2012Lesedauer: 2 Min.
Für Arzneimittel auf Rezept gilt eine strenge PreisbindungVergrößern des BildesFür Arzneimittel auf Rezept gilt eine strenge Preisbindung (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Medikamente in Deutschland sind trotz der jüngsten Reformen nach einer Studie zu teuer. Laut dem neuen Arzneiverordnungs-Report gaben die Krankenkassen vergangenes Jahr für Arzneimittel rund 30,9 Milliarden Euro aus. Das sind zwar 1,2 Milliarden Euro weniger als 2010, doch könnten bei sogenannten Generika, also Nachahmerpräparaten, umstrittenen Arzneimitteln und sogenannten Analogpräparaten weitere 3,1 Milliarden Euro eingespart werden, schreiben die Herausgeber Ulrich Schwabe und Dieter Paffrath. In diesem Jahr seien die Ausgaben bereits wieder gestiegen. Bisher legt die Pharmaindustrie einfach selbst fest, welchen Preis sie für neue Medikamente haben will.

Die gesetzlichen Krankenkassen hätten im vergangenen Jahr erstmals seit 2004 weniger für Arzneimittel ausgeben müssen, wie aus dem Arzneiverordnungs-Report hervorgeht. Aber laut Report-Herausgeber Dieter Paffrath geht der Rückgang nur auf eine vorübergehende Kostenbremse des Gesetzgebers zurück.

Mehr Generika würde Kosten senken

Der Bericht bezieht sich auf Daten des Gesundheitsministeriums: 3,1 Milliarden Euro könnten zusätzlich gespart werden, wenn Ärzte mehr günstige Generika verordnen und auf teure und umstrittene Mittel mit Patentschutz verzichten würden.

Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, kritisierte, die Pharmaindustrie drücke neuere Mittel ohne zusätzlichen Nutzen statt günstiger Standardmittel auf den Markt. "Wir sind nicht in der Lage, sehr massiven Marketingstrategien etwas entgegenzusetzen", sagte Ludwig. So sei der starke Zuwachs bei neuen Schmerzmitteln (Opioiden) ein Zeichen, "wie Ärzte sich in die Irre führen lassen".

Arzneimittel viel zu teuer

Arzneimittel kosten hierzulande weit mehr als im Ausland. Vor allem bei Medikamenten im sogenannten "innovativen Segment" langen die Pharmafirmen zu. Das sind meist Spezialpräparate, zu denen es keine therapeutischen Alternativen gibt. Impfstoffe gegen Gebärmutterhalskrebs zum Beispiel: Die Grundimmunisierung mit Mitteln wie Gardasil oder Cervarix kostet laut aktuellem Arzneiverordnungsreport in Deutschland 477 Euro ab Hersteller, in den USA 247 Euro und in der Schweiz 314 Euro.

900 Euro mehr für das gleiche Krebsmittel

Ein weiteres Beispiel: Das Krebsmittel Glivec kostet in Deutschland 2700 Euro, sagt Pharmaexperte Gerd Glaeske, unter anderem Mitglied des Sachverständigenrates zu Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. In Großbritannien zahle man lediglich 1800 Euro ab Hersteller. "Neue Arzneimittel imponieren hier mit einem besonders hohen Preis", wird Glaeske in der "Frankfurter Rundschau" zitiert.

Keine gesetzliche Beschränkung der Preise

Bislang können die Pharmariesen in Deutschland die Preise für patentgeschützte Arzneimittel im Alleingang festlegen. Wird ein Medikament zugelassen, müssen die Krankenkassen zahlen – es gibt keine gesetzlichen Höchstgrenzen.

Die Pharmaindustrie rechtfertigt die hohen Preise in Deutschland unter anderem mit der hohen Mehrwertsteuer und den Handelsspannen der Apotheken. Nur 60 Prozent der jährlichen Kosten für die Versorgung mit Arzneimitteln entfielen auf die Hersteller, sagte der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Bernd Wegener, der Zeitung "Rheinpfalz am Sonntag".

Staat verdient mit

"Die restlichen 40 Prozent gehen an die Apotheken und an den Großhandel sowie in die Taschen des Staates". Tatsächlich unterliegen verschreibungspflichtige Arzneimittel in fast allen EU-Ländern nicht dem vollen Mehrwertsteuer-Satz, während in Deutschland 19 Prozent Mehrwertsteuer anfallen. In Litauen, Malta und Schweden sind diese Präparate sogar steuerfrei.

Insgesamt beliefen sich dem Report zufolge die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 2011 auf rund 184 Milliarden Euro. Den größten Anteil hatten die Krankenhausbehandlungen mit knapp 61 Milliarden Euro, gefolgt von den Ausgaben für ärztliche Behandlungen (rund 34 Milliarden) und zahnärztliche Behandlungen (zwölf Milliarden).

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