Macht die Steinzeitkost wirklich schlank?
Kein Zucker, kein Getreide, keine Milchprodukte: Veronica Ferres ist mit der Steinzeit-Diät deutlich erschlankt, wie sie in der Bild-Zeitung stolz erklärt. Auch andere Stars schwören auf die eiweißreiche Kost, die auch unter dem Namen "Paleo-Diät" kursiert. Doch ist die fleischreiche Ernährung tatsächlich gesund? Ernährungsexperten sind skeptisch.
Anhänger der Paleo-Diät orientieren sich an der Ernährung der Urzeit-Menschen, die noch keinen Ackerbau betrieben. Zucker, Nudeln, Reis, Kartoffeln und Brot sind daher tabu. Stattdessen stehen Fleisch, Fisch, Gemüse, Beeren und Nüsse auf der Speisekarte. Die Theorie der Steinzeit-Esser: Der menschliche Körper sei genetisch auf die Urzeit-Kost getrimmt. Spätere Erzeugnisse wie Brot und Milch könne er daher nur schlecht verarbeiten.
Hoher Eiweiß-Anteil hilft beim Abnehmen
Der hohe Eiweißanteil der Steinzeitkost ist zunächst nicht schlecht. Unter anderem zeigte die so genannte Diogenes-Studie vor wenigen Jahren, dass eine eiweißbetonte Diät beim Abnehmen hilft. Das liegt vor allem daran, dass das Sättigungsgefühl besser ist als bei Diäten mit geringerem Eiweißanteil. Über einen längeren Zeitraum kann eine derartige Ernährung allerdings Probleme verursachen. Denn eine fleischreiche Kost führt dazu, dass sich im Körper vermehrt Harnsäure bildet. Langfristig kann das bei empfindlichen Menschen zu Nierensteinen oder Gicht führen.
Getreidefreie Ernährung nicht unproblematisch
Wer auf jegliches Getreide verzichtet, nimmt zudem relativ wenig Mineral- und Ballaststoffe zu sich. Denn gerade Vollkornprodukte liefern dem Körper wichtige Inhaltsstoffe. Auch der Verzicht auf Milchprodukte macht im Hinblick auf eine ausgewogene Ernährung wenig Sinn. Denn der Körper hat sich - entgegen anderslautender Behauptungen - durchaus der modernen Ernährungsweise angepasst. So verträgt beispielsweise ein Großteil der Europäer Milch, da er das Milchzucker spaltende Enzym Laktase im Darm besitzt. Nur etwa 15 Prozent der Westeuropäer leiden an Laktoseintoleranz und vertragen keine milchzuckerhaltigen Produkte.
Körper hat andere Bedürfnisse als in der Steinzeit
Eine Lebensart, bei der man sich jedes Körnchen Getreide verkneifen muss, sehen auch Ernährungswissenschaftler skeptisch. "Ein Anteil an Getreide muss nicht per se negativ sein", sagt Doktor Alexander Ströhle von der Universität Hannover. Am Institut für Lebensmittelwissenschaft und Humanernährung hat er auch über die Steinzeit-Diät geforscht. Unser Körper habe nicht mehr dieselben Bedürfnisse wie vor zwei Millionen Jahren, sagt er.
Ohnehin ist es fraglich, ob man sich an einer Ernährungsweise von Menschen orientieren sollte, die körperlich wesentlich aktiver waren als die meisten heute, und von denen nur wenige überhaupt das 40. Lebensjahr erreichten.