Oft lange unbemerkt Diese Gewohnheit erhöht das Diabetesrisiko deutlich

Übergewicht und Bewegungsmangel sind bekannte Risikofaktoren für Diabetes. Aber auch der Konsum bestimmter Substanzen erhöht das Krankheitsrisiko.
Diabetes Typ 2 entwickelt sich schleichend und bleibt oft über Jahre unbemerkt. Wer die Krankheit nicht früh erkennt und behandelt, riskiert ernsthafte Folgeerkrankungen: Schäden an Nerven, Augen, Nieren und Herz können die Lebensqualität massiv einschränken.
Nun zeigt eine neue Analyse vom Boston Medical Center in den USA, dass eine verbreitete Freizeitgewohnheit das Risiko für Diabetes deutlich erhöhen kann: der regelmäßige Konsum von Cannabis. Die Studie wurde kürzlich bei der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Wien vorgestellt.
Cannabiskonsum weltweit und in Deutschland
Der Cannabisgebrauch nimmt weltweit zu. Derzeit konsumieren schätzungsweise 250 Millionen Menschen derartige Rauschmittel. In Deutschland haben laut einer Befragung aus dem Jahr 2021 4,5 Millionen Erwachsene in den vergangenen zwölf Monaten wenigstens einmal Cannabis konsumiert.
Fast vierfach erhöhtes Risiko für Diabetes
Für ihre Untersuchung werteten die Forscherinnen und Forscher elektronische Gesundheitsdaten von über vier Millionen Erwachsenen aus den USA und Europa aus. Darunter waren rund 97.000 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 18 und 50 Jahren, bei denen ein medizinisch dokumentierter Cannabiskonsum vorlag. Diese Gruppe verglichen die Wissenschaftler mit einer ebenso großen Kontrollgruppe ohne bekannten Cannabiskonsum oder chronische Erkrankungen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachteten sie, wie viele der Teilnehmer neu an Diabetes erkrankten.
Das Ergebnis: Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, haben ein fast viermal höheres Risiko, innerhalb von 5 Jahren an Typ-2-Diabetes zu erkranken, als Menschen, die die Droge nicht konsumieren. Auch der zeitliche Verlauf zeigte klare Unterschiede: Wer Cannabis konsumierte, erhielt deutlich schneller eine Diabetesdiagnose.
Gut zu wissen
Neben bekannten Risikofaktoren wie hohen Cholesterinwerten, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen berücksichtigten die Forscher auch den Alkohol- und Kokainkonsum der Probanden. Denn diese könnten den Einfluss von Cannabis auf das Diabetesrisiko verfälschen.
Folgen von Cannabis müssen weiter erforscht werden
Aber: Das Forschungsteam weist selbst darauf hin, dass es sich bei der Analyse lediglich um eine retrospektive Studie handelt. Sie kann nicht beweisen, dass Cannabiskonsum Diabetes verursacht, liefert aber einen Hinweis, dass Diabetes unter Cannabiskonsumenten gehäuft auftritt. Die Gründe dafür sind bisher nicht bekannt.
Allerdings vermuten die Forscher, dass Cannabiskonsum am wahrscheinlichsten über zwei Mechanismen zu Typ-2-Diabetes führen kann: über eine erhöhte Insulinresistenz und verstärkten Heißhunger auf ungesunde Snacks infolge des Cannabiskonsums. Weitere Forschung sei aber erforderlich, um den Zusammenhang zwischen Cannabis und Diabetes sicher zu klären, so die Studienautoren.
Auch in Bezug auf andere Erkrankungen ist weitere Forschung zu gesundheitlichen Langzeitfolgen von Cannabis nötig. So gilt der regelmäßige Konsum auch als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Probleme, die Hirnleistung und psychische Erkrankungen.
- aerzteblatt.de: "Cannabiskonsum erhöht das Diabetesrisiko deutlich". (Stand: September 2025)
- bundesgesundheitsministerium.de: "FAQ zum Cannabisgesetz"
- stiftung-gesundheitswissen.de: "Folgen von Typ-2-Diabetes"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.