Fünf neue Schlaftypen identifiziert Wer so schläft, greift häufiger zu Alkohol

Wie wir schlafen, beeinflusst unsere Gesundheit stärker, als viele denken. Dabei gibt es fünf sehr unterschiedliche Schlaftypen, wie eine neue Studie zeigt.
Durchschnittlich schlafen die Deutschen acht Stunden und 37 Minuten pro Nacht. Das ist ideal, denn mehr Schlaf kann der Gesundheit schaden und das Risiko für einen frühen Tod erhöhen. Aber nicht nur die Dauer des nächtlichen Schlummers beeinflusst unsere Gesundheit. So gibt es fünf verschiedene "Schlaf-Profile", die unsere psychische Gesundheit, unser Denkvermögen und unseren Lebensstil unterschiedlich beeinflussen. Das haben Forscherinnen und Forscher aus Kanada in einer umfassenden Analyse herausgefunden.
Bereits frühere Untersuchungen haben Zusammenhänge zwischen Schlaf und der körperlichen oder mentalen Gesundheit festgestellt. Diese Studien untersuchten jedoch oft nur den Zusammenhang mit einem Aspekt des Schlafs, beispielsweise seiner Dauer oder Qualität. Für die aktuelle Studie wurden erstmals viele Aspekte des Schlafs – etwa Schlafdauer, Zufriedenheit, Unterbrechungen und Medikamenteneinnahme – gemeinsam mit Hirnscans und weiteren Gesundheitsdaten ausgewertet. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "PLOS Biology" veröffentlicht und beruht auf Daten von über 770 gesunden Erwachsenen.
Fünf Schlaftypen beeinflussen die Gesundheit
Beim Schlaf gab es lange Zeit nur die einfache Frage: Schlafe ich genug oder zu wenig? Doch die neue Studie zeigt: Hinter unseren Schlafgewohnheiten verbergen sich komplexe Muster – mit weitreichenden Folgen. Insgesamt haben die Forscherinnen und Forscher fünf Schlaftypen entdeckt:
- Typ 1: Menschen in diesem Profil schlafen schlecht, brauchen lange zum Einschlafen, wachen häufig auf und sind daher unzufrieden mit ihrer Nachtruhe und tagsüber müde. Gleichzeitig zeigen sie viele Anzeichen psychischer Belastung – etwa Depressionen, Ängste oder Stress. Auch im Gehirn lassen sich typische Veränderungen beobachten: So ist etwa die Kommunikation zwischen Hirnregionen, die für äußere und innere Reize zuständig sind, gestört. Das könnte den Forschern zufolge erklären, warum diese Menschen schwerer aus dem nächtlichen Gedankenkarussell ausbrechen können.
- Typ 2: Auch dieser Typ zeigt mitunter psychische Beschwerden wie Konzentrationsschwierigkeiten oder innere Unruhe. Doch anders als Vertreter des Typs 1 schlafen diese Menschen trotzdem recht gut. Die Forscher sprechen von "Schlafresilienz" – also der Fähigkeit, trotz Belastung ausreichend zu schlafen.
- Typ 3: Dieser Typ greift regelmäßig zu Schlafmitteln – vom Kräutertee bis zu verschreibungspflichtigen Medikamenten. Das führt zwar nicht zu Aufmerksamkeitsproblemen. Allerdings zeigte sich, dass das Gedächtnis und die Fähigkeit, Emotionen bei anderen zu erkennen, bei diesem Typ eingeschränkt sind. Gleichzeitig berichten diese Menschen aber von einer hohen Zufriedenheit.
- Typ 4: Wer weniger als sieben Stunden pro Nacht schläft, gehört meist zu diesem Typ. Diese Menschen schneiden in kognitiven Tests schlechter ab, brauchen länger für Reaktionen und haben Probleme mit Sprache, Emotionen und sozialen Interaktionen. Auch aggressives Verhalten tritt häufiger auf. Die Hirnaktivität zeigt Muster, die mit chronischem Schlafmangel in Verbindung gebracht werden.
- Typ 5: Typisch für diesen Schlaftyp sind nächtliche Unterbrechungen, etwa durch Atemaussetzer (Schlafapnoe), Temperaturschwankungen (Nachtschweiß) oder Schmerzen. Die Betroffenen haben nicht nur schlechtere kognitive Fähigkeiten, sondern auch häufiger psychische Probleme, ein eher aggressives Verhalten und konsumieren öfter Substanzen wie Alkohol oder Zigaretten.
Die Studienautoren betonen jedoch, dass die Typen 3 bis 5 weniger gut voneinander abgrenzbar sind. Mehr Forschung sei nötig, um die Ergebnisse zu bestätigen.
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Was bedeutet das für den Alltag?
Die Studienautoren betonen, dass Schlaf viele Dimensionen habe und nicht nur die Schlafdauer allein wichtig sei. Zudem konnten sie mit ihrer Arbeit zeigen, dass Schlaf eng mit dem Denkvermögen, der psychischen und körperlichen Gesundheit sowie dem Konsum bestimmter Substanzen in Verbindung stehe, aber dass diese Verbindung nicht bei jedem Menschen gleich sei.
Studienautorin Aurore Perrault von der Concordia University in Kanada erklärt: "Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, den Schlaf eines Patienten umfassend zu betrachten, um Ärzten eine präzisere Beurteilung und gezieltere Behandlung zu ermöglichen."
Was bei Schlafproblemen hilft
Nicht jeder, der abends schlecht abschalten kann oder sich morgens müde fühlt, braucht sofort eine ärztliche Untersuchung. Denn hinter gelegentlichen Schlafproblemen steckt oft Stress oder eine schlechte Schlafhygiene. Dann können schon kleine Maßnahmen dabei helfen, besser ein- und durchzuschlafen:
- Achten Sie auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus.
- Schaffen Sie sich eine Routine vor dem Schlafengehen.
- Reduzieren Sie Ihre Bildschirmzeit.
- Halten Sie das Schlafzimmer kühl.
- Verzichten Sie auf üppige Mahlzeiten am Abend.
- Treiben Sie regelmäßig Sport.
- Vermeiden Sie Nickerchen am Tag.
Wer jedoch über mehr als sechs Monate hinweg regelmäßig schlecht ein- oder durchschläft, sich tagsüber kaum konzentrieren kann oder unter Schnarchen und Atemaussetzern leidet, sollte seine Hausarztpraxis aufsuchen.
- journals.plos.org: "Identification of five sleep-biopsychosocial profiles with specific neural signatures linking sleep variability with health, cognition, and lifestyle factors". (Stand: Oktober 2025; Englisch; kostenpflichtig)
- news-medical.net: "Multiple aspects of sleep linked to individual variation in health, cognition, and lifestyle". (Stand: Oktober 2025; Englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.