Nebenwirkungen überwiegen Nutzen Schmerzmittel hilft nicht so wie gedacht

Tramadol wird weltweit millionenfach verschrieben. Doch laut einer neuen Analyse bringt das Mittel chronisch Schmerzgeplagten kaum Erleichterung. Es kann aber ernste Nebenwirkungen haben.
Schmerzen sind das am häufigsten berichtete Symptom in der Allgemeinbevölkerung und eine der häufigsten Ursachen für Schlaflosigkeit, Stress, Arbeitsunfähigkeit und eine allgemeine Verschlechterung der Lebensqualität.
Bei chronischen Schmerzen wird häufig Tramadol verschrieben, denn es gilt als vergleichsweise "mildes" und sicheres Opioid. Doch laut einer neuen dänischen Analyse bringt das Mittel bei chronischen Schmerzen kaum Erleichterung, dafür kann es aber eine Reihe von Nebenwirkungen haben. Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift "BMJ Journals" veröffentlicht.
Nebenwirkungen überwiegen Nutzen
Für die Studie analysierten die Forscherinnen und Forscher vom Kopenhagener Rigshospitalet 19 klinische Studien mit insgesamt 6.506 Erwachsenen. Die erwachsenen Teilnehmer litten unter unterschiedlichen chronischen Schmerzen: von Arthrose über Rückenschmerzen bis zu Nervenschmerzen und Fibromyalgie. Tramadol wurde vor allem in Tablettenform verabreicht, in einer Studie auch als Creme. Die Behandlungsdauer lag zwischen zwei und 16 Wochen.
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Das Ergebnis: Tramadol senkte den Schmerz im Durchschnitt nur um 0,93 Punkte auf einer Skala von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (schlimme Schmerzen) – zu wenig, um als klinisch wirksam zu gelten. Gleichzeitig gab es ein moderates, aber messbares Risiko für schwere und leichte Nebenwirkungen wie Herzerkrankungen und Zellwucherungen, Übelkeit, Schwindel, Verstopfung und Müdigkeit.
Die Studienautoren schlussfolgern: "Die potenziellen Schäden, die mit der Anwendung von Tramadol zur Schmerzbehandlung verbunden sind, überwiegen wahrscheinlich den begrenzten Nutzen."
Macht Tramadol abhängig?
Tramadol ist ein künstlich hergestelltes Opioid. Es wirkt, indem es an Opioidrezeptoren im Gehirn bindet und die Weiterleitung von Schmerzreizen hemmt. Zusätzlich verstärkt es die Wirkung der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Diese Wirkung kann zwar kurzfristig Schmerzen dämpfen, sie erhöht aber bei langfristiger Einnahme das Risiko für eine Abhängigkeit. Tramadol sollte daher nur nach strenger Abwägung verwendet werden.
Den Gesundheitsexperten der renommierten Mayo Clinic zufolge ist eine Tramadolsucht bei Schmerzpatienten allerdings unwahrscheinlich. Körperliche Entzugserscheinungen können zwar auftreten, lassen sich aber in der Regel verhindern, indem die Dosis über einen bestimmten Zeitraum schrittweise reduziert wird, bevor die Behandlung vollständig abgebrochen wird. Menschen mit anhaltenden Schmerzen sollten sich daher nicht aus Angst vor einer Abhängigkeit von Tramadol zur Schmerzlinderung abhalten lassen.
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Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln möglich
Neben einem gewissen Abhängigkeitsrisiko sind Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen neben Übelkeit, Schwindel, Verstopfung und Müdigkeit vor allem Kopfschmerzen und Schwitzen. Einige Betroffene berichten zudem über Mundtrockenheit. In Einzelfällen kann Tramadol Krampfanfälle auslösen, vor allem bei Überdosierung oder in Kombination mit Arzneimitteln, die die Krampfschwelle herabsetzen – etwa Antidepressiva oder Neuroleptika.
Menschen mit Epilepsie, schweren Leber- oder Nierenschäden, Atemfunktionsstörungen oder einer bestehenden Opioidabhängigkeit sollten Tramadol nicht einnehmen. Ebenso gilt Vorsicht bei älteren Patienten, da Schwindel und Stürze begünstigt werden können.
- ebm.bmj.com: "Tramadol versus placebo for chronic pain: a systematic review with meta-analysis and trial sequential analysis" (Stand: Oktober 2025; Englisch)
- gelbe-liste.de: "Tramadol – Wirkstoffprofil". (Stand: Februar 2024)
- mayoclinic.org: "Tramadol (Oral Route)" (Abrufdatum: Oktober 2025; Englisch)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.