Vogelgrippe-Ausbruch in Europa Was Sie vor dem Verzehr von Geflügel und Eiern beachten sollten

Gänsebraten, Rührei und Tiramisu wirken bei dem derzeitigen Vogelgrippe-Aufkommen wenig appetitlich. Aber ist die Angst vor Geflügel und Eiern gerechtfertigt?
Die Vogelgrippe breitet sich in Deutschland in diesem Herbst ungewöhnlich früh und rasant aus. Seit Anfang September hat das zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) allein in Deutschland 30 Ausbrüche in Geflügelhaltungen sowie 73 Fälle bei Wildvögeln registriert. Mehr als 500.000 Hühner, Enten, Gänse und Puten seien bislang betroffen gewesen und getötet worden. Was bedeutet das für den Geflügel- und Eierkonsum hierzulande? Und wie kann man sich allgemein schützen? Die wichtigsten Fragen im Überblick.
Ist die Vogelgrippe auch für Menschen gefährlich?
Bei engem Kontakt mit infizierten Tieren ist das Virus prinzipiell auch auf Menschen übertragbar. Daher besteht laut Virologe Klaus Stöhr prinzipiell ein gewisses Pandemie-Potenzial, das Risiko einer Infektion für Menschen sei bisher aber extrem gering. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erklärt, das Vogelgrippevirus sei nur schwer auf den Menschen übertragbar.
Und auch das Risiko für schwere Krankheitsverläufe sei laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) für die allgemeine Bevölkerung bisher gering.
Vogelgrippe: Das sind die Symptome
Laut US-Gesundheitsbehörde CDC verliefen die Erkrankungen nach einer Infektion beim Menschen bislang eher leicht bis mittelschwer. Es zeigen sich die bei Grippe üblichen Symptome wie Fieber, Halsschmerzen, Atemnot und Husten. Auch von Bindehautentzündung, Nasen- oder Zahnfleischbluten, Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen wird berichtet. Neurologische Symptome (Krampfanfälle) und Gehirnentzündung können ebenfalls mit einer Vogelgrippe-Infektion in Verbindung stehen.
Wie wird das Vogelgrippevirus auf den Menschen übertragen?
Nach Angaben des BfR wird das Vogelgrippevirus (H5N1) hauptsächlich durch den direkten und engen Kontakt mit infiziertem Geflügel oder anderen erkrankten Tieren wie Rindern auf den Menschen übertragen. Die Übertragung erfolgt überwiegend durch Einatmen kontaminierter Staubpartikel sowie Tröpfchen oder durch Schmierinfektionen mit virushaltigen Ausscheidungen der Tiere. Es gibt bisher keine Hinweise auf eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung.
Menschen, die nicht in der Landwirtschaft arbeiten, sollten daher vor allem den Kontakt mit wild lebenden Vögeln und toten Tieren meiden.
Besteht Gefahr durch den Verzehr von Geflügel und Eiern?
Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) liegen bisher keine Daten vor, die belegen, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippevirus infiziert hätten und erkrankt wären. Allerdings kann eine Übertragung des Erregers über infizierte Lebensmittel bisher auch nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Das Vogelgrippevirus ist jedoch sehr empfindlich gegenüber Hitze. Von durchgegartem Geflügelfleisch oder Produkten mit dieser Zutat geht den Experten zufolge daher kein Ansteckungsrisiko aus. Das BfR weist darauf hin, Konsumenten sollten darauf achten, dass das Fleisch an jeder Stelle – also auch im Kern – für zwei Minuten eine Temperatur von mindestens 70 Grad erreichen muss. Erkennbar ist das daran, dass das Fleisch nicht mehr rosa ist und der austretende Fleischsaft klar statt milchig.
Gleiches gilt für Eier. Denn Eier infizierter Tiere können das Virus laut BfR sowohl auf der Schale als auch in Eiweiß und Eidotter enthalten. Wer sich vor möglichen Vogelgrippeviren (und anderen Krankheitserregern) schützen will, sollte daher vorsorglich auf den Verzehr roher Eiprodukte (Eischnee, Tiramisu etc.) verzichten. Bei gekochten Eiern sollte darauf geachtet werden, dass sowohl Eiweiß als auch Eigelb fest sind.
Ist das Virus durch Milch oder Rindfleisch übertragbar?
Seit März 2024 sind auch Vogelgrippe-Infektionen bei Rindern bekannt, vor allem in den USA. In diesem Zusammenhang wurden auch vereinzelte Infektionen bei Menschen nachgewiesen, die engen Kontakt zu erkrankten Rindern hatten. In Milchproben von Rindern aus Deutschland wurden laut BfR bisher keine H5N1-Viren gefunden.
Aber auch hier gilt: Eine Infektion durch den Verzehr von Milchprodukten oder Rindfleisch ist laut BfR nicht zu erwarten, wenn die Produkte erhitzt wurden. So wurde das Virus in den USA zwar in Proben pasteurisierter Milch aus dem Handel nachgewiesen, allerdings war es nicht mehr infektiös. Und auch bei der Zubereitung von Rindfleisch konnten ab der Garstufe "Medium" keine ansteckenden Viren mehr nachgewiesen werden. Von dem Verzehr von Rohmilch raten die Experten jedoch ab.
Wie kann man sich noch schützen?
Abgesehen von den oben genannten Vorsichtsmaßnahmen sollten Sie die allgemeinen Hygienevorschriften einhalten. Dazu gehören neben dem gründlichen Erhitzen von Fleisch und Eiern folgende Empfehlungen: Lagern Sie rohe Geflügelprodukte und andere Lebensmittel getrennt und bereiten Sie sie separat zu. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie die anderen Lebensmittel nicht noch einmal erhitzen.
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Reinigen Sie Geräte und Oberflächen, die mit rohen Geflügelprodukten in Berührung gekommen sind, gründlich mit warmem Wasser und Spülmittelzusatz. Auch die Hände sollten regelmäßig mit Seife gewaschen werden. Und zu guter Letzt: Verpackungsmaterialien, Auftauwasser oder Ähnliches sollten Sie immer sofort entsorgen.
Insgesamt liegen dem BfR bisher keine Daten vor, die belegen, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippevirus infiziert hätten und erkrankt wären.
- bfr.de: "Ausgewählte Fragen und Antworten zur Hygiene bei Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen in Zeiten der Vogelgrippe – Wie kann ich mich und meine Familie schützen?". (Stand: August 2024)
- cdc.gov: "Signs and Symptoms of Bird Flu in People". (Stand: Dezember 2024; Englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.




