Sie sollen Lippen und Haut pflegen, doch manchmal enthalten sie Schadstoffe: In Lippenpflegestiften und anderen Kosmetikprodukten sind erneut Stoffe aus Mineralöl gefunden worden. Bei insgesamt 9 von 31 untersuchten Produkten wurden aromatische Kohlenwasserstoffe aus Mineralöl (MOAH) nachgewiesen, teilte das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium mit.
Betroffen sind den Angaben zufolge vor allem Lippenpflegeprodukte. Produktnamen nannte das Ministerium allerdings nicht. Die neuen Analysen decken sich mit Ergebnissen einer Untersuchung der Stiftung Warentest aus dem vergangenen Mai. Damals fand ein Labor die höchsten MOAH-Werte in der "Isana Vaseline" von Rossmann. Lippenpflegestifte von bekannten Marken wie Nivea, Labello, Blistex und Bebe waren ebenfalls belastet.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte den Herstellern damals empfohlen, den MOAH-Gehalt zu minimieren, was technisch möglich sei. "Der Rücklauf, wie diese Empfehlung in der Praxis umgesetzt wird, steht noch aus", teilte das BfR mit.
MOAH können krebserregende Verbindungen enthalten
NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) nannte die Ergebnisse beunruhigend. "Solche Stoffe gehören einfach nicht in Pflegemittel", sagte er dem Bayerischen Rundfunk, der zuerst mit dem WDR über die neue Untersuchung informiert hatte. Das BfR schließe nicht aus, dass in MOAH krebserregende Verbindungen enthalten seien. Einen MOAH-Grenzwert für Kosmetika gibt es nicht.
Herstellerverband sieht kein gesundheitliches Risiko
Der Herstellerverband IKW sieht keinen Grund für Änderungen. "Mineralöle in kosmetischen Mitteln sind sicher. Sämtliche in Kosmetika eingesetzten Mineralöle haben Pharmaqualität", teilte er mit. Es gebe kein gesundheitliches Risiko. "Daher besteht auch kein Grund für eine Umformulierung der Produkte." Das BfR hatte im Mai allerdings mitgeteilt, dass bei Lippenstiften eine abschließende Risikobewertung durch fehlende Daten erschwert werde.
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Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt in Münster hatte die neue Untersuchung im Auftrag des nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministeriums durchgeführt. Geprüft wurden unter anderem 25 Lippenkosmetika, bei 5 von ihnen lag der MOAH-Wert über der Nachweisgrenze.