Morgens und abends ein paar Tropfen in das Zahnputzwasser - Mundwasser soll vor allem den Atem erfrischen. Viele Produkte werben damit, antibakteriell gegen Karies und Parodontose zu wirken. Doch was bringen Mundwässer und medizinische Mundspüllösungen wirklich und kann die tägliche Verwendung sogar schädlich sein? Wir haben Prof. Dr. Dietmar Oesterreich - Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, dazu befragt.
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Die Wirkung der Produkte ist sehr unterschiedlich
Im Handel gibt es zahlreiche Mundwässer und Mundspüllösungen. Den Unterschied zwischen diesen Mundhygienemitteln kennen jedoch die wenigsten. In der Zahnmedizin wird zwischen kosmetischen Mundwässern und Mundspüllösungen unterschieden. Zudem gibt es medizinisch wirksame Mundspüllösungen. Die Wirkung der Mittel ist sehr unterschiedlich. Die Produkte haben meist einen kosmetischen Effekt und sorgen für einen angenehmen Geschmack und Geruch, so Dietmar Oesterreich. Eine Auswirkung auf die Mundgesundheit haben sie jedoch nicht.
Mikroorganismen werden in der Mundhöhle bekämpft
Medizinische Mundspüllösungen enthalten dagegen medizinische Inhaltsstoffe. Sie werden vorbeugend oder bei bestimmten Erkrankungen in der Mundhöhle eingesetzt und in der Regel vom Zahnarzt verordnet. "Neben der täglichen Zahnreinigung können diese medizinische Mundspüllösungen Mikroorganismen in der Mundhöhle bekämpfen, Entzündungen reduzieren und das Plaquewachstum hemmen", betont der Experte. Nur medizinischen Mundspüllösungen mit Inhaltsstoffen, wie ätherische Öle in hohen Konzentrationen, Triclosan, Zinnfluorid, und Jod können zusätzlich auch Bakterien bekämpfen. "Am wirkungsvollsten sind Produkte auf der Basis von Chlorhexidin."
Mundspüllösungen können zu Geschmacksirritationen führen
Von der täglichen Verwendung von medizinischen Mundspüllösungen ist jedoch abzuraten. Laut Dietmar Oesterreich kann die tägliche Verwendung weniger Nutzen bringen als gewünscht. "Die Qualität und die Enzyme des Speichels werden negativ verändert und auch sehr nützliche Bakterien werden dabei getötet, was insgesamt das Mundhöhlenmilieu negativ beeinträchtigt und wiederum Erkrankungen auslösen kann". Zusätzlich können Mundspüllösungen mit Chlorhexidin zu Geschmacksirritationen führen und das Zahnfleisch könne sich verfärben, fügt der Experte hinzu. In Absprache mit dem Zahnarzt können geringer dosierte Präparate als Ergänzung zur täglichen Mundhygiene jedoch durchaus geeignet sein.
Fluoride haben einen ergänzenden Effekt
Es gibt aber auch zusätzliche Inhaltsstoffe, die zu empfehlen sind. Fluoride, beispielweise, seien generell wichtige Inhaltsstoffe in Zahnpasten für den Schutz vor Karies und hätten somit einen ergänzenden Effekt, so der Experte. Der Zusatz von Alkohol sei jedoch kritisch zu prüfen. Aus fachlicher Sicht sei Alkohol zudem in Mundwasser und Mundspüllösungen nicht notwendig und schränke den Einsatzbereich für Kinder und alkoholkranke Patienten deutlich ein.
Mundwasser braucht man nicht täglich
Täglich muss man übrigens nicht auf Mundwasser zurückgreifen. Wer täglich zweimal gut putzt und die Zahnzwischenräume einmal täglich mit Zahnseide reinigt, brauche kein Mundwasser, um bakteriell bedingte Geruchsbelästigung zu reduzieren, so der Experte. "Selbst eine medizinisch wirksame Mundspüllösung kann langfristig die Mundhygiene nur unterstützen und ersetzt nicht die tägliche Verwendung von Zahnbürste, Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten".