Forscher haben ein Gen entdeckt, das an der Entstehung von Legasthenie beteiligt sein könnte. Das Gen namens SLC2A3 spielt eine zentrale Rolle für die Gehirnfunktionen bei der Legasthenie, wie Professor Gerd Schulte-Körne von der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität München erklärte. Erstmals habe man damit eine mögliche Ursache der Lese- und Rechtschreibschwäche gefunden.
"Dies ist ein Durchbruch in der Legasthenieforschung"
Das Gen steuert der Studie zufolge die Regulation eines Glukosetransporters im Gehirn. Ist es in einer speziellen Ausprägung vorhanden, steht zu wenig Glukose zur Verfügung. Dies hat wesentlichen Einfluss auf die Sprachverarbeitung. Es gebe einen direkten Zusammenhang zwischen dem Gen und beeinträchtigten Hirnfunktionen bei Legasthenie. "Wenn die Funktion dieses Gens beeinträchtigt ist, so finden wir auch im Gehirn eine schwächere Reaktion der Nervenzellen bei der Sprachverarbeitung", erklärte Schulte-Körne.
Bald Früherkennung möglich?
Die Forscher wollen nun in weiteren Studien untersuchen, ob Kinder mit Legasthenie anhand biologischer Merkmale frühzeitig erkannt werden können, bevor sie unter den Symptomen leiden. "Vor allem die Möglichkeit der Prävention und der frühen Intervention sind für uns von zentraler Bedeutung für zukünftige Forschungsvorhaben", sagte Schulte-Körne.
22 Millionen Legastheniker in Europa
Laut Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität München leiden in Europa rund 22 Millionen Menschen an Legasthenie. An der in der Zeitschrift "Molecular Psychiatry online" veröffentlichten Studie waren auch das Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, das Institut für Humangenetik der Universität Bonn, das Life and Brain Zentrum in Bonn sowie die Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitäten Marburg und Würzburg beteiligt.