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Depressionen: Wenn Kinder den "Blues" haben


Depressionen
Depressionen: Wenn Kinder den "Blues" haben

t-online, rev; nw

12.11.2010Lesedauer: 5 Min.
Traurig und antriebslos: Auch Kinder leiden an Depressionen. (Bild: imago)Vergrößern des BildesTraurig und antriebslos: Auch Kinder leiden an Depressionen. (Bild: imago) (Quelle: imago-images-bilder)
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Zu Beginn der "dunklen Jahreszeit", kann es passieren, dass Kinder, die sonst eigentlich aufgeweckt und fröhlich sind, plötzlich keine Lust haben zu spielen, häufig gereizt reagieren oder Heißhungerattacken haben. Die Ursache für dieses Verhalten könnte eine Winterdepressionen sein, an der auch junge Menschen manchmal leiden. Wenn solche Auffälligkeiten längern anhalten, sollten Eltern beim Arzt abklären lassen, ob es sich tatsächlich nur um eine jahreszeitlich bedingte Schwermut handelt, die mit einfachen Mitteln zu bekämpfen ist, oder um eine echte Depression.

Ursache: Mangel an Licht

Auch Kinder und Jugendliche können manchmal an einer Herbst-Winter-Depression leiden. "Wie bei Erwachsenen kann der jahreszeitlich bedingte Lichtmangel in unseren Breiten auch bei Kindern und Jugendlichen psychische Probleme hervorrufen", erklärt Frank Häßler von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP). Darauf hinweisen könnten regelmäßig um diese Jahreszeit auftretende Schwankungen der Schulleistungen oder eine ständig gereizte Stimmung. Weitere Symptome seien Desinteresse, Antriebsmangel, Veränderungen des Schlafes und ein erhöhter Appetit. Abhilfe bei leichten Beschwerden können regelmäßige Aktivitäten bei Tageslicht an der frischen Luft bringen. Trübe Regentage sollten dabei ebenso genutzt werden, denn selbst der düsterste Tag hat mehr Licht zu bieten als eine Halogenlampe in der Wohnung.

Wann handelt es sich um eine echte Depression?

"In manchen Fällen haben diese seelischen Veränderungen jedoch einen Krankheitswert, oder es kann eine echte Depression hinter den Beschwerden stecken", warnte Häßler. In den verschiedenen Lebensaltern von Kindern und Jugendlichen können unterschiedliche Symptome auftreten. Experten zufolge gilt ein Kind als depressiv, wenn es mindestens über zwei Wochen lang traurig, teilnahmslos und sehr oft müde ist. Das sind Phasen, die sich auch häufen und teilweise über mehrere Monate oder Jahre erstrecken können. Davon können bereits Kleinkinder und sogar Babys betroffen sein: Laut einer Studie am Hamburger Universitätsklinikum sei fast jedes hundertste Kind zwischen vier und sechs Jahren depressiv. Diese Zahlen entsprechen einer Untersuchung aus den USA, die ergab, dass ein Prozent der Vorschulkinder, zwei Prozent der Schulkinder und zwei bis acht Prozent der Teenager depressiv sind.

Typische Symptome je nach Alter

Wie aber können Eltern eine Depression bei ihrem Kind erkennen? Das ist alles andere als leicht. Selbst Ärzte und Psychologen haben oft Schwierigkeiten die Krankheit bei Kindern auf Anhieb richtig zu deuten. Grundsätzlich gilt, je jünger die Kinder sind, desto schwieriger fällt die Diagnose. Kleine Kinder sind kaum in der Lage über ihre Gefühle zu sprechen. Bei älteren Kindern und Teenagern besteht hingegen eher das Problem, dass sie sich das oft nicht trauen. Umso wichtiger ist es, dass Eltern ihre Kinder genau beobachten und je nach Alter bei folgenden Symptomen und Verhaltensweisen hellhörig werden:

Babys: Schon Babys können depressiv sein. Dies ist dann meistens die Folge vom Verlust von Bezugspersonen oder von Misshandlungen. Anfänglich schreien und weinen diese Babys sehr viel, dann werden sie zunehmend teilnahmslos. Die Depressionen wirken sich auch auf die Entwicklung der Kleinen aus: Sie bleiben häufig mager, wachsen eher langsam und greifen, brabbeln und krabbeln später als andere Kinder in ihrem Alter.

Kleinkinder bis drei Jahre: Auch bei Kleinkindern hängt der Ausbruch der Krankheit oft damit zusammen, dass die Kinder eine wichtige Bezugsperson verloren haben, zum Beispiel durch einen Todesfall oder auch durch Scheidung. Die Kinder hängen dann ebenfalls in ihrer Entwicklung zurück: Sie lernen später laufen und sprechen und sind im Umgang mit ihren Händen weniger geschickt als Altersgenossen. Zudem leiden depressive Kleinkinder häufig unter Schlafproblemen und Albträumen. Manche essen auch sehr wenig, verhalten sich ausgesprochen teilnahmslos und sind sehr viel am Jammern. Andere lutschen wiederum exzessiv am Daumen oder schaukeln ständig vor und zurück. Extreme Fälle schlafen sich sogar den Kopf an die Wand oder reißen sich Haare aus.

Kinder im Vorschulalter: Bei Kindern im Vorschulalter wirkt sich die Depression in Form zweier Extreme im Verhalten aus. Manche sind stark in sich gekehrt und sehr ängstlich. Sie haben keine Lust mit anderen Kindern zu spielen, was sich wiederum in ihrer Entwicklung niederschlägt. So lernen sie beispielsweise erst spät mit dem Laufrad zu fahren oder an Gerüsten zu klettern. Bei anderen Kindern verhält es sich fast gegensätzlich: Sie sind launisch und aggressiv und neigen dazu mit anderen Kindern zu streiten oder sie beim Spielen zu stören. Hinzu kommen oft Ess- und Schlafstörungen sowie Kopf- und Bauchschmerzen.

Schulkinder: In diesem Alter lassen sich Depressionen nun schon etwas leichter erkennen. Die Schüler sind traurig, ängstlich und übermäßig kritisch sich selbst gegenüber. Aktivitäten, die ihnen noch vor kurzem Freude bereitet hatten, machen ihnen plötzlich keinen Spaß mehr. Da die Kinder in ihren eigenen Gedanken gefangen sind, werden sie zunehmend unkonzentriert, worunter schließlich auch die schulischen Leistungen leiden. Auch im Schulkindalter sind Schlaf- und Essstörungen Folgen der Depression. Zudem werden in dieser Phase auch Suizidgedanken konkreter.

Jugendliche: Depressive Teenager schwanken in ihrer Stimmung zwischen "himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt". Sie zweifeln an der Welt, sind unzufrieden und sehr nachdenklich. Ihre Probleme versuchen viele mit Alkohol und Drogen zu bekämpfen. Bei anderen, besonders Mädchen, gipfeln die Essstörungen nicht selten in Magersucht oder regelmäßigen Fressattacken. Bei alldem sind die Jugendlichen für ihre Eltern und andere Erwachsene kaum zu greifen: Annäherungsversuche werden als lästig empfunden. Selbstmord wird für manche zum einzigen vorstellbaren Ausweg - etwa zehn Prozent der Teenager versuchen sich wenigstens einmal selbst das Leben zu nehmen.

Ursachen für die Depression

Wenn Eltern solche Symptome bei ihren Kindern wahrnehmen und eine Depression vermuten, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Wenn der wiederum behauptet, dass sich Depressionen mit der Zeit "auswachsen", sollten Eltern skeptisch reagieren. Es besteht das Risiko, dass das Kind später immer wieder depressiv wird - auch als Erwachsener. Rückfälle sind sehr häufig. Deshalb ist es wichtig mit Hilfe des Arztes oder eines Kinderpsychiaters die Gründe für die Krankheit herauszufinden. Das sind typische Ursachen für Depressionen bei Kindern:

  • Scheidung der Eltern und das anschließende Fehlen eines Elternteils in der Erziehung
  • der Tod eines Familienmitglieds oder einer anderen Bezugsperson des Kindes
  • sehr häufiger Streit zwischen den Eltern
  • körperliche oder seelische Krankheit eines Elternteils
  • Misshandlung oder starke Vernachlässigung
  • traumatisches Erlebnis: zum Beispiel ein schwerer Unfall
  • Hochbegabung

Medikamente alleine nicht ausreichend

Der Großteil der depressiven Kinder wird ambulant behandelt. In schwereren Fällen und wenn sich die Kinder von häuslichen oder schulischen Problemen erholen sollten, kann aber auch ein Klinikaufenthalt sinnvoll sein. Bei stationären Therapien kümmert sich ein Team von Experten aus Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern und Pädagogen um die Kinder. Die verschiedenen Arten der Psychotherapie sollen den Kindern und Jugendlichen helfen, sich selbst besser zu verstehen und besser mit Stress und den eigenen Problemen und Zweifeln umzugehen. Bei besonders schwer ausgeprägter Depression können Medikamente den Therapieerfolg verbessern. Sie können den Zustand des Patienten stabilisieren, sollten aber auf keinen Fall die einzige Form der Behandlung sein, sondern sollten nur als Teil einer umfassenden Therapie eingesetzt werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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