Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Hinweis auf Erkrankungen Er verrät viel über die männliche Gesundheit

Der Testosteronspiegel ist entscheidend für die männliche Gesundheit. So können Erektionsprobleme unerwartete Hinweise auf bestimmte Krankheiten geben.
"Das ist doch jedem schon mal passiert" – ein Standardsatz in deutschen Schlafzimmern? Während bei Frauen die Hormonproduktion in der Menopause zügig absackt, geschieht dies beim Mann mit dem Potenzversicherer Testosteron eher schleichend – ab dem 35. Lebensjahr mit etwa 1 bis 2 Prozent im Jahr. Im Alter wird das Testosteron im Blut auch durch bestimmte Eiweiße, SHBG (Sexualhormonbindendes Hämoglobin) und Albumin, gebunden und fehlt der Männlichkeit im Vergleich zu früher. Durch diese Abfangjäger schwindet Testosteron um bis zu 3 Prozent. Dazu sinkt das in der Nebenniere gebildete Hormon DHEA, ein Steroidhormon und Vorstufe unserer Sexualhormone.

Zur Person
Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Ihr neuestes Buch "Genial ernährt! – Klüger essen, entspannter genießen, besser leben" wurde gerade veröffentlicht. Mehr
Zu 95 Prozent entsteht Testosteron im Hoden und zu 5 Prozent in den Nebennieren – aus dem Grundstoff Cholesterin. Ist der Testosteronspiegel im Blut zu niedrig, kann die Gabe von DHEA oder Testosteron hilfreich sein, sonst leidet der Fettstoffwechsel, die Muskelmasse schwindet und Symptome wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit stellen sich ein: Mann ist nicht mehr so aufmerksam und schnarcht, die Libido geht flöten, die Knochen werden schwach.
Testosteron stimuliert Nervenbotenstoffe im Gehirn und unterstützt die Erregungsvorgänge vor Ort im Penis. Bei Testosteron-Mangel kann man sich die Folgen in beiden Bereichen leicht ausmalen. Urologen verordnen dann Testosteron, das als Gel auf die Haut aufgetragen oder in den Muskel gespritzt wird. Dabei dürfen die roten Blutkörperchen nicht zu stark ansteigen und Schlaganfälle, Herzinfarkte, Thrombosen oder Embolien begünstigen. Das wird daher also ab und an überprüft. Ob Testosterongaben ein Prostatakarzinom auslösen können, wird derzeit eher verneint. Ein verstecktes Karzinom aber könnte durch Testosteron schneller getriggert werden.
Bis 40 meist psychische Ursachen
Damit der Liebhaber jugendlich fit bleibt, sind neben Testosteron noch andere Faktoren relevant: Auch das Steroidhormon DHEA nimmt mit den Jahren ab – Sechzigjährige haben dann nur noch ein Fünftel der "Ausgangsmenge". Deshalb kann es dem alternden Mann (und postmenopausalen Frauen) ärztlich verabreicht werden. Durch Verstoffwechselung kann daraus Testosteron entstehen – oder Östrogen.
Ob sich DHEA nun aber in Testosteron oder Östrogen wandelt, ist nicht steuerbar. Bei einem messbaren Testosteronmangel kann es jedoch als Vorstufe hilfreich sein. Die Forschung betont positive Effekte bei Vitalitätsverlust, Depressionen, Stressresistenz, aber auch bei der Gesundung einer verfetteten Leber, dem Muskelaufbau und Fettabbau, der Knochendichte, Durchblutung, Hautbeschaffenheit und auf das Immunsystem.
Eine richtige Erektion ist jedoch nur zu einem gewissen Grad vom Hormonspiegel abhängig: Bis 40 haben Erektionsstörungen häufig noch psychische Ursachen – Stress, Leistungsdruck oder seelische Belastungen; Ü40 kommen häufiger organische Faktoren dazu. Ein gutes Zeichen sind die drei bis fünf nächtlichen Trainings-Erregungen und die bekannte morgendliche Erektion, die bedeutet, dass es kein schwerwiegendes organisches Problem gibt.
Nach einem halben Jahr ist ein Arztbesuch sinnvoll
Bei einer anhaltenden Erektionsstörung, die länger als ein halbes Jahr immer wieder eintritt, ist es sinnvoll, einen Urologen und vielleicht einen Kardiologen oder Neurologen zu fragen.
Die Erektion ist nun mal die Wünschelrute des Herzens. Um sie zu entfalten, muss das Entspannungsnervengeflecht Parasympathikus aktiv sein. Bei Stress kann man es gleich bleiben lassen, da hemmt das Stressnervensystem die Erektion durch die Freisetzung der Potenzkiller Noradrenalin und Adrenalin. In Ruhe aber wird vermehrt Stickstoffmonoxid freigesetzt: Die Blutgefäße weiten und der Schwellkörper füllt sich. Damit alles klappt, sind auch das Gehirn und das Nervensystem gefragt, es braucht ja noch sexuelle Erregung, durch Bilder, Gedanken, Fantasien, Düfte, Berührungen.
Der Botenstoff Stickstoffmonoxid entsteht aus der Aminosäure L-Arginin. Funktioniert die Erektion, kommt es zum Druckanstieg in den Schwellkörpern wie in einem aufgepumpten Reifen: Das Blut fließt nur langsam ab, denn die Rückflussvenen werden durch die prallen Schwellkörper, die in einer derben Hülle ruhen, abgedrückt – genug Zeit also für Stellungswechsel und längere Liebesspiele.
Manchmal hilft einfaches Olivenöl
Faktoren, die die Blutgefäße im Körper insgesamt beeinträchtigen, können auch die Fitness der Schwellkörper verschlechtern: Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes mellitus und Stress sind Potenzkiller – der Penis zieht den Kürzeren.
Ein Wort zur Vorhaut: Falls Sie mit den Jahren häufiger Probleme mit Ihrer Vorhaut haben – etwa, dass sie entzündet, rot oder verengt ist (auch die Eichel kann rote Flecken zeigen) – , lassen Sie sofort alle Waschsubstanzen weg und reinigen Sie nur mit warmem Wasser: Helfen Sie dem Mikrobiom bei der Regeneration. Starten Sie dann mit Olivenöl-Behandlungen oder Intimöl mit Vitamin E; manchmal hilft eine milde Kortisoncreme oder ein Antipilzmittel – bitte nach Rücksprache mit dem Arzt.
Denken Sie an Vitamin D, Zink, Selen, Omega-3-Fettsäuren, auch an das Beheben eines potenziellen Mangels an B-Vitaminen und an eine vielfältige Darmflora. Lassen Sie Ihren HbA1c-Spiegel (Langzeitblutzuckerparameter) messen, denn manchmal steckt hinter einer chronisch entzündeten Vorhaut und/oder Eichel ein Diabetes. Manche Männer profitieren von einer operativen Vorhautentfernung. Wenn es immer zu eng und entzündet war, bringt diese Prozedur meist die Heilung und endlich wieder eine gute Lebens- und Sexqualität.
Knoblauch kann wie Viagra wirken
Meiden Sie vor allem größere Mengen an Alkohol und Zigaretten, achten Sie auf Ihr Gewicht. Treiben Sie Sport und lassen Sie hin und wieder Ihr Blut checken, auch mal die Aminosäure Homocystein: Die schädigt die Blutgefäße und kann ein Warnzeichen für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Thrombosen, ein erhöhtes Schlaganfallrisiko und Demenz sein, aber auch für erektile Dysfunktion. Homocystein kann man etwa mit guten Blutspiegeln an Folsäure, Vitamin B6 und 12 sowie wohl auch durch sexuelle Aktivität senken. Weitere wichtige Gefäßmarker sind im Blut bestimmbar.
Eine Hormongabe bei Männern mit nachlassendem Testosteronspiegel kann mit dem Facharzt abgewogen werden – nach genauer Messung der Blutwerte und Risiko-Nutzen-Prüfung. Weil eine mangelnde Stehfähigkeit des Penis oft mit Versagensängsten einhergeht, haben einfühlsame Partnerinnen und Partner eine erektionsfördernde Wirkung, die bis zu 30 Prozent gegen die schlappe Rute hilft.
Die stickstoffreiche Aminosäure L-Arginin kann Mann bei Bedarf auch oral zuführen, zwischen 3 und 5 g/Tag; vorher ärztlichen Rat einholen, um Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Nebenwirkungen zu vermeiden. Viagra und Co. können eine Erektion verstärken und verlängern. Die Wirkstoffe heißen Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil und Avanafil. Tadalafil wird in niedriger Dosis (5 mg täglich) für eventuell anstehende Spontaneinsätze verabreicht, mit einer Dosierung von 20 mg als "Weekend Pill". Der Wirkstoff bleibt lange im Blut. Sildenafil nimmt man eine Stunde vor dem Happening, das dann aber vier oder fünf Stunden dauern darf. Diese Mittel hemmen ein Enzym, das den Abbau von Erregungsstoffen fördert.
Natürliche Potenzmittel wie Zwiebel und Knoblauch sollen im Organismus eine Art Natur-Viagra freisetzen: Schwefelwasserstoff senkt den Blutdruck, erweitert die Penisgefäße.
Regelmäßige Nutzung ist das beste Training
Eine neue Methode für einen dynamischen Penis ist die Stoßwellentherapie, die sowohl den Beckenboden für die Sprungkraft als auch den Stoffwechsel im Schwellkörper optimieren kann; sie wird auch bei der Behandlung von unerwünschten Gewebeverhärtungen und Penisverkrümmung herangezogen. Die Stoßwellentherapie kommt über etwa sechs Wochen ein- bis zweimal die Woche für 10 bis 15 Minuten zur Anwendung und kostet etwa 200 Euro pro Sitzung. Ihr Urologe kennt noch eine Reihe weiterer Optionen. Und zu allem gilt die Devise: "Use it or lose it!" Regelmäßige Nutzung bringt sauerstoffreiches Blut als Frischekick in den Penis. Den Bizeps trainiert man schließlich auch.
Bleiben Sie in Bewegung und kommen Sie gesund durch die Zeit.
- Eigene Meinung
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.