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Gesundheit zeigt sich in den Nägeln: Diese Warnsignale sollten Sie kennen


Gesundheitswarnung
Wenn unsere Nägel Alarm schlagen

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

20.09.2025Lesedauer: 4 Min.
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Kosmetikerin bei der Nagelpflege: Nägel sind mehr als Kosmetik – sie können Hinweise auf die Gesundheit liefern. (Quelle: IMAGO/imageBROKER/Unai Huizi/imago)
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Unsere Nägel sind stille Chronisten unserer Gesundheit. Veränderungen können auf Mangelerscheinungen oder ernsthafte Erkrankungen hinweisen und sollten ärztlich abgeklärt werden.

"Hände besehen bringt Ärger“, warnten uns unsere Ahnen. Wie sie darauf kamen, kann uns aber offenbar niemand genau sagen. Eine Vermutung lautet: Früher glaubte man, aus der Form der Hand oder aus gewissen Linien Schlüsse auf die Zukunft oder gar das Lebensende des Betreffenden ziehen zu können – und die fielen manchmal eben nicht gerade ermutigend aus.

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(Quelle: Promo)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Ihr neuestes Buch "Genial ernährt! – Klüger essen, entspannter genießen, besser leben" wurde gerade veröffentlicht. Mehr zu Yael Adler

Kulturhistorisch ist diese Mahnung allerdings längst außer Kraft gesetzt. Nicht umsonst schauen seit 7000 Jahren Leute auf ihre Hände. Das hängt damit zusammen, dass Hände und Fingernägel in der Antike viel enger an das Schönheitsideal und den sozialen Status gebunden waren. In Ägypten etwa signalisierten kräftige Rottöne auf den Nägeln – oft mithilfe des Pflanzenfarbstoffs Henna – die Zugehörigkeit zum Kreis der Vermögenden, während die Armen sich mit weniger auffälligen, dezenteren Farbtönen bescheiden mussten. Henna sollte übrigens auch vor Sonne schützen.

Demokratische Nagelrevolution

In China existierte schon vor rund 5000 Jahren ein Gemisch aus Bienenwachs, Gelatine, Eiweiß und natürlichen Farbstoffen (alles Bio), das auf die Fingernägel aufgetragen wurde. Auch hier war die Farbskala eng an den Sozialstatus geknüpft.

Im Mittelalter schienen dann schon religiöse Vorstellungen eine Rolle zu spielen, die den individuellen Schönheitskult eher kritisch betrachteten. Kurz und sauber war die Ansage für die Nagelprobe. Allerdings gab es in der Kulturgeschichte – je nach Weltgegend – auch danach noch eine Vorliebe für bunte Nägel. In bestimmten asiatischen Regionen signalisierten möglichst zentimeterlang gewachsene Nägel Reichtum: Derartige Krallen machten jede praktische Arbeit unmöglich – so konnte gezeigt werden, wer Arbeit schlicht nicht nötig hatte.

Im 20. Jahrhundert brach sich eine Art demokratische Nagelrevolution Bahn, die mit der Verbreitung des Acrylnagels in den 1970er-Jahren ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. Er kann kurzerhand aufgeklebt werden, und seitdem ist an Farben und Formen, mit oder ohne Brillis, alles möglich.

Zartrosa und leicht biegsam

Doch wie’s darunter aussieht, sollte uns weiterhin unbedingt interessieren. Immerhin haben wir in der Schule gelernt, dass Haare und Nägel (Hornsubstanz) Hautanhangsgebilde sind, es lohnt sich also, ein bisschen darauf aufzupassen.

In meiner Praxis erlebe ich mitunter Patienten, die mir sorgenvoll ihre Finger entgegenstrecken. Dann, wenn sie unschöne Längsrillen auf ihren Nägeln entdeckt haben und vielleicht eine Vergiftung oder eine schwere Erkrankung vermuten. Im besten Fall kann ich ihnen dann sagen, dass diese Längsrillen so etwas wie die Falten der Nägel sind.

Vollständig gesunde Nagelplatten an Fingern und Zehen sehen zartrosa durchscheinend aus, sind fest, zugleich aber auch ein wenig biegsam. Sie werden von spezialisierten Hornzellen gebildet. Im Laufe des Lebens werden sie, genau wie die Haut selbst, etwas spröder und trockener, dadurch entwickeln sich die Längsrillen. Ihr Wachstum verlangsamt sich, die Nägel werden dicker und entwickeln zuweilen sogar eine "Chipsletten-Optik" – gelblich-trockene "Krümelnägel" – oder sie splittern der Länge oder der Breite nach.

Geschädigte Nagelplatten erhöhen das Risiko für Infektionen, etwa durch Pilzerreger.

Eincremen hilft immer

An den Füßen gesellen sich gern noch Durchblutungsstörungen dazu, was die Immunabwehr schwächt und ebenfalls Pilzinfektionen an den Nägeln begünstigt.

Gefährlich: Hautnerven und Fühlsinn lassen in fortgeschrittenem Alter und etwa in Kombination mit Diabetes ebenfalls nach. Schmerzen werden dann schlechter wahrgenommen. So kann es passieren, dass gerade Diabetiker, deren Nerven auch durch den Zucker und eine schlechte Durchblutung leiden, nicht spüren, wenn Gegenstände in ihren Schuhen liegen – Geldstücke, Steinchen oder gar Reißzwecken. Auf diese Weise bleiben kleinere Verletzungen unbemerkt, aus denen schwer heilende Geschwüre erwachsen können.

Da man alternden Nägeln leider nicht mit einem Lifting begegnen kann, liegt der Schwerpunkt auf pflegerischen Maßnahmen, wie dem Waschen der Hände mit sehr milden und nicht austrocknenden seifenfreien Waschstücken oder Duschgelen auf der Basis von Zucker- oder Kokos-Tensiden. Gern nach jeder Handwäsche Hände und Nägel eincremen, möglichst fettig, nicht bloß feucht, eventuell auch mit Harnstoff.

Feilen ist besser als schneiden

Eine Stärkung der Nägel von außen ist dennoch möglich: mit medizinischem Lack oder Pinselungen mit Hyaluronsäure, Silizium, natürlichem Schwefel, Chitosan und Ähnlichem kann man die Nagelplatte befeuchten und poröse Stellen verspachteln. Generell gilt: besser feilen als schneiden oder knipsen. Und: Gewöhnen Sie sich daran, Feuchtarbeiten im Haushalt immer mit Handschuhen anzugehen.

Überlegen Sie, auf welche Substanzen und Prozeduren Sie verzichten können: Nagelöle (austrocknend, da sie die Lipide aus dem Nagel herauswaschen), Nagellack abschleifen, Nagelplatte schleifen, Nagelhaut entfernen, Nagellacke und Nagellackentferner schwächen den Nagel obendrein. Ekzeme, Allergien, Infektionen und Macken in der Nagelplatte können Einzug halten.

Diese Stoffe helfen wirklich

Kosmetisch zur Härtung künstlicher Nägel eingesetzte UV-Lampen können außerdem Haut- und Nagelkrebs verursachen. Auch LED-Nagellampen geben UVA-Strahlung ab. Sonnencreme auf die Fingerhaut während der Belichtung kann die Haut zumindest ein wenig schützen, nicht aber den Nagel. Regelmäßig entwickeln Anwenderinnen auch Kontaktallergien an den Fingern und Händen durch die Nagelprodukte.

Neben diesen Pflegetipps von außen freuen sich Ihre Nägel, ähnlich wie Ihr Haar, sehr über Pflege von innen, vor allem über Mikronährstoffe: Biotin, Eisen, Zink, Selen, Silizium, Vitamin A, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren sowie schwefelhaltige Aminosäuren (L-Cystein, L-Methionin). Auch Kollagen kann unterstützend wirken.

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Genau wie beim Haarwachstum muss die Schilddrüse auch bei den Nägeln gut funktionieren. Bei gravierenden Problemen lohnt ein Schilddrüsen-Check, und bei Nagelproblemen an den Füßen auch ein Krampfader-Ultraschall.

Im Zweifel besser zum Arzt

Da die Ursachen einer beunruhigenden Nagelverformung von Eisen- oder Vitaminmangel bis zu Erkrankungen an Herz und Lunge reichen können, sollten solche Probleme mit Hand und Fuß unbedingt vom Arzt angesehen werden: Er kann Ihnen weiterhelfen oder Ihnen schlicht die Angst vor ernsthafteren Erkrankungen nehmen.

Noch ein Hinweis zu den Füßen im Alter: wer an sich selbst nicht mehr jede Zehe oder jeden Nagel erreicht – weil er nicht mehr gelenkig genug oder ein stärkerer Mittelbau (Bauch) im Weg ist –, sollte sich von Zeit zu Zeit eine professionelle Fußpflege gönnen. Auch hier können Probleme schon früh erkannt und eingeordnet, eingewachsene Nägel behandelt und damit Nagelbettentzündungen verhindert werden.

Lassen Sie sich nicht festnageln und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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