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Mineralstoffe für den Körper: Lithium ist nicht nur für Batterien wichtig


Expertin klärt auf
Diese Mineralstoffe braucht Ihr Körper wirklich – und diese sind gefährlich

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

Aktualisiert am 01.11.2025Lesedauer: 5 Min.
Nahrungsergänzung: Nur bei wenigen Mineralien kommt es häufig zu einem Mangel.Vergrößern des Bildes
Nahrungsergänzung: Nur bei wenigen Mineralien kommt es häufig zu einem Mangel. (Quelle: stefanamer/getty-images-bilder)
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Es gibt Hunderte Mineralstoffe. Einige davon sind für den Körper lebensnotwendig – er kann sie aber nicht selbst herstellen. Auf welche es dabei ankommt, erklärt unsere Kolumnistin.

Neben Vitaminen verlangt unsere Körpermaschine auch Mineralien – einige gern in etwas größeren Mengen, wie etwa Calcium, Magnesium, Kalium, Natrium, Phosphor oder Chlorid. Andere dagegen braucht er nur in eher geringer Dosierung. Das sind die Spurenelemente. Mineralstoffe und Spurenelemente sind lebensnotwendig für unseren Körper: für den Aufbau von Zellen, Gewebe, Knochen und Zähnen, oder auch für funktionierende Muskeln und Nerven.

Zu den lebenswichtigen winzigen Helfern zählen neben den obigen sechs zusätzlich noch Eisen, Zink, Jod, Selen, Kupfer, Mangan und Molybdän. Auch Fluorid und Chrom sind essenziell: Fluorid kann im Kontakt die Zähne stärken, und Chrom spielt eine Rolle im Zucker- und Fettstoffwechsel. Dazu kommen sogenannte Ultraspurenelemente wie Bor, Silizium und Lithium, die der Körper nur in kleinsten Mengen benötigt.

Ohne Mineralstoffe geht nichts

Generell sind Mineralien wichtige Co-Faktoren für Enzyme, zum Sauerstofftransport, ein reibungslos funktionierendes Immunsystem und für die Gesamtwirkung unserer Hormone. Die Entgiftung unseres Körpers, die Zellteilung, das Zellwachstum und die Nerven- und Muskelaktivität: Sie alle sind abhängig von Mineralien und Spurenelementen.

Trotzdem gilt, ähnlich wie bei den Vitaminen, keineswegs der Grundsatz "Viel hilft viel". Ihre volle, gesundheitsfördernde Wirkung können die Substanzen nur in einer ausgewogenen Gesamtkomposition in unserem Körper ausspielen.

Bereits ein leichter Mangel eines oder einiger Mineralien kann bei einzelnen Stoffen zu Einschränkungen in unserer kognitiven Leistungsfähigkeit führen. Das betrifft die gesamte Funktionsweise und Effektivität unseres Gehirns. Wenn es Ihnen Probleme bereitet, Sachverhalte oder Zusammenhänge zu durchdringen, Neues zu erlernen, oder wenn es mit der flüssigen Rede nicht mehr so klappt, liegt hier vielleicht eine Unterversorgung vor.

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(Quelle: Promo)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Ihr neuestes Buch "Genial ernährt! – Klüger essen, entspannter genießen, besser leben" wurde gerade veröffentlicht. Mehr zu Yael Adler.

Mineralstoff-Überdosis: Kaviar gehört nur selten auf den Teller

Aber auch Überdosierungen sollten Sie vermeiden, denn die Folgen können von unangenehm bis gesundheitsgefährdend reichen. Dazu ein Beispiel: Einer meiner Patienten, an sich fit und gesund, litt seit geraumer Zeit an Magen-Darm-Beschwerden – ohne dass Magen- oder Darmspiegelungen Auffälligkeiten zeigten. Deshalb führten wir eine Mikronährstoffanalyse im Blut durch. Besorgt rief ich ihn wenig später an: Er hatte den allerhöchsten Bor-Wert im Blut, den ich je in meiner Praxis gesehen hatte.

Das chemische Element Bor kann in zu großen Mengen unterschiedliche Vergiftungssymptome im Magen-Darm-Bereich auslösen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen sind erste Anzeichen. Ebenso kann es zu Hormonstörungen, Nervenschädigungen, Leber- und Nierenschäden oder zu Hautreizungen kommen. Bor ist in vielen pflanzlichen Lebensmitteln und auch im Trinkwasser enthalten, jedoch nur in kleinen Mengen und jenseits der Gefahr einer Vergiftung.

Nachdem das Ergebnis vorlag, ging ich mit meinem Patienten seine Ernährung durch und sagte eher im Scherz: "Kaviar werden Sie ja sicherlich nicht täglich zu sich nehmen, oder?" Er antwortete: "Doch, ehrlich gesagt – und sehr viel!" Wie sich herausstellte, war er Stammkunde in einem Geschäft mit großer Kaviarauswahl. Der Fischrogen war mit Borax (Natriumtetraborat) konserviert. Außer für echten Kaviar ist diese Substanz in der EU verboten, da man nachteilige Auswirkungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit der Konsumenten vermutet.

Des einen Gift ist des anderen Medizin

Wie immer gilt also: Die Dosis macht das Gift. Studien deuten darauf hin, dass Bor insbesondere bei älteren Menschen den beschleunigten Knochenabbau hemmen und die Knochendichte verbessern könnte, indem es den Abbau von Vitamin D verlangsamt und seine Wirksamkeit erhöht. Bei Arthritis könnte es antientzündlich wirken.

Der Bedarf kann durch eine ausgewogene Ernährung mit borreichen Lebensmitteln wie Trockenpflaumen, Nüssen, Früchten, Brokkoli und Hülsenfrüchten in aller Regel gut gedeckt werden. Zeigt der Blutcheck hier einen Mangel an, wird mitunter eine Weile mit einem Nahrungsergänzungsmittel nachgeholfen, bis der Spiegel sich im Blut normalisiert hat. Allerdings sind hier keine einheitlichen Referenzbereiche bekannt, die Supplementierung ist daher umstritten.

Diese Mängel kommen häufig vor

Ich selbst entdecke bei Blutanalysen meiner Patienten gehäuft Mängel an Eisen (etwa bei menstruierenden Frauen) und Jod. Letzterer ist noch genauer im Urin ersichtlich. Zu einem Jodmangel kommt es unter anderem, weil die Leute statt des wertvollen jodierten Speisesalzes (ein Volks-Supplement), lieber schickes rosafarbenes Himalaya-Salz oder Mikroplastik-belastetes Meersalz kaufen. Auch Zink und Selen sind oft Mangelware. Andere Stoffe sind hingegen häufig reichlich vorhanden."

Gut zu wissen: Die sogenannte Vollblutmineralanalyse gibt Auskunft über Ihren individuellen Gesamtversorgungsstatus. Hier misst man den Gehalt in den Zellen, die über Wochen und Monate die Stoffe angereichert haben. Serumanalysen zeigen eher die kurzfristige Versorgung.

Mineralwasser als Quelle ist nicht zu unterschätzen

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Mineralstoffe und Spurenelemente finden sich in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln – und in Mineralwasser. Vor allem diese Stoffe sind bedeutsam:

  • Calcium und Magnesium: Die Mineralstoffe Calcium und Magnesium verleihen Mineralwasser einen harten Geschmack. Eine geringere Konzentration führt zu weicherem Wasser. Calciumreiche Mineralwässer sind empfehlenswert zur Deckung unseres Calciumbedarfs, gerade bei der Osteoporose-Vorbeugung. Der Wert sollte hier über 250 Milligramm Calcium pro Liter Wasser liegen. Magnesium scheiden wir besonders beim Sport und bei anderen schweißtreibenden Tätigkeiten aus, das dürfte bekannt sein. Ein dauerhafter Mangel kann zu Muskelschwäche und Krämpfen oder zu Osteoporose führen. Mineralwasser darf sich ab einem Gehalt von 50 Milligramm pro Liter "magnesiumhaltig" nennen.
  • Natrium: Dieses Element trägt im Mineralwasser zu einem leicht salzigen Geschmack bei, insbesondere in höheren Konzentrationen. Es ist wichtig für unseren Säure-Basen-Haushalt und regelt gemeinsam mit Kalium den Wasserhaushalt im Körper. Verlieren wir zu viel davon, etwa durch starkes Schwitzen, kann unser Kreislauf kollabieren.
  • Schwefel: Schwefelverbindungen, sogenannte Sulfate, können im Mineralwasser einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Sulfate stammen aus gipshaltigem Gestein. Im Zusammenspiel mit Calcium etwa können sie womöglich entzündungshemmend wirken. Sulfate regen auch die Verdauung an – zu viel davon kann Sie aber hektisch auf die Toilette eilen lassen.

Lithium ist nicht nur für Batterien

Eher selten enthält Mineralwasser auch Lithium. Die Mengen, die in einigen wenigen Mineralwassern enthalten sind (circa 1,7 mg/Liter), haben den Stellenwert eines Spurenelements. Trotzdem sollen Studien zufolge Lithiumwassertrinker psychisch besser drauf sein, fröhlicher und weniger aggressiv – und außerdem über eine gute Fruchtbarkeit verfügen. Belegt ist immerhin, dass Lithium die Zellen gegen oxidativen Stress schützt, indem die zelluläre Abwehr hochgefahren wird. Eine vorbeugende Wirkung gegen Demenz wird ebenfalls vermutet, zudem eine Unterstützung der Herz-Kreislauf-, Muskel- und Knochengesundheit.

Lithium in der Therapie

Manche von Ihnen kennen Lithium vielleicht aus dem therapeutischen Bereich: Eingesetzt wird es unter anderem bei Cluster-Kopfschmerz oder bei einer bipolaren Störung, die gekennzeichnet ist durch manische und depressive Phasen. Dies dient dazu, die Stimmung zu stabilisieren und Schwankungen des Gemüts zu verringern. Bei der Behandlung solcher Phasen wird Lithium in Form von Lithiumsalzen (meist Lithiumcarbonat) verabreicht – üblicherweise in Dosen von 600 bis 1500 Milligramm Lithiumcarbonat pro Tag. Das entspricht etwa 110 bis 280 Milligramm elementarem Lithium. Die Therapie erfolgt immer unter regelmäßiger Blutspiegelkontrolle.

Die Wissenschaft diskutiert inzwischen, ob niedrig dosiertes Lithium womöglich sogar als essenzieller Mikronährstoff betrachtet werden kann. Als Supplement ist es in der EU aber bislang verboten. Einige Gesundheitsjünger gehen daher gezielt auf die Suche nach Mineralwasser mit diesen kleinen Lithiummengen. Wasser aus Gebieten mit vulkanischer Aktivität sind hier besonders gute Lieferanten. Apropos Lithiumquellen: Naschen Sie nun aber keinesfalls die Tabletten Ihrer etwaigen bipolaren Bekannten! Diese wesentlich höher dosierten Tabletten können selbstverständlich Nebenwirkungen zeigen.

Bleiben Sie ernährungstechnisch nah am Wasser und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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