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Maskenpflicht gefallen: "Diese Gleichgültigkeit ist entlarvend"


Das Ende der Maskenpflicht
"Diese Gleichgültigkeit ist entlarvend"


02.02.2023Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

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Eine Frau setzt in der Kölner U-Bahn ihre Maske auf: Ab dem 2. Februar ist die Maskenpflicht in Deutschlands Nah- und Fernverkehr abgeschafft. (Quelle: Oliver Berg/dpa)

Die Maskenpflicht in Deutschlands ÖPNV ist passé – endlich, wie viele meinen. War der Schritt längst überfällig oder bleibt er heikel? Ein Pro und Kontra.

Deutschland ist einen weiteren großen Schritt in Richtung Normalität gegangen: Ab heute ist die häusliche Isolation in vielen Bundesländern nicht mehr Pflicht. Und auch die Vorgabe, in Bussen und Bahnen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, ist Geschichte. Nur Besucher von Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen müssen bis zum 7. April weiter eine FFP2-Maske tragen. Kurzum, wir haben das Virus als Teil unseres Alltags akzeptiert und uns von einem zunehmend unliebsamen Sinnbild der Corona-Beschränkungen verabschiedet.

Höchste Zeit, sagen viele. Riskant, meinen andere. So mahnt Gesundheitsminister Karl Lauterbach weiterhin zur Vorsicht – also zum freiwilligen Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Auf Twitter schrieb er: "Ich tue es auch. Um kein Long Covid zu riskieren und andere zu schützen."

Auch viele andere Politiker sind optimistisch, dass die Menschen die Masken trotzdem weiterhin nutzen werden. So meint der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, Tino Sorge: "Auch ohne staatliche Vorgaben wissen die Menschen sehr genau, wo und wie man sich am besten schützen kann". Es sei ein "kapitaler Fehler" des Gesundheitsministers gewesen, die Debatte um das Ende der Maskenpflicht wochenlang als leichtsinnig zu diskreditieren.

Ist die Abschaffung der Maskenpflicht leichtsinnig? Oder war diese zuletzt nur noch ein Ausdruck für die deutsche Ängstlichkeit und Übervorsicht?

Pro
Alexander Roth-GrigoriRedakteur Digitales

Das Ende der Maskenpflicht ist überfällig

Viele andere Länder machten es uns bereits im vergangenen Jahr vor: Sie schafften die Maskenpflicht ab. Deutschland zauderte, verschleppte diesen Schritt. Bis jetzt. Dass die Maske nun auch endlich hier kein Muss mehr ist, war lange überfällig.

Hat es Großbritannien etwa geschadet, dass die Maskenpflicht dort schon vor fast einem Jahr fiel? Oder Frankreich, das ein halbes Jahr später nachzog? Auch Skandinavien war uns Monate voraus. Horrorszenarien mit Zehntausenden Toten wurden in Deutschland prophezeit, würde ähnlich unvorsichtig gehandelt. In den anderen Ländern ist keines der Szenarien eingetreten, im Gegenteil. Während diese ihren Bürgern Freiheiten zurückgaben, verharrte Deutschland weiterhin in einer Art Corona-Schockstarre und löste sich nur langsam vom Ausnahmezustand.

Die Politik und viele Deutsche klammerten sich hierzulande bis jetzt an die Maske, mit dem Verweis auf eine mögliche Killervariante, die in der Bevölkerung eine Schneise der Verwüstung schlagen würde. Doch Angst als Triebfeder funktioniert nur so lange, wie sie für Menschen nachvollziehbar bleibt. Weltweit normalisierte sich die Lage, nur in Deutschland anscheinend nicht. Kein Wunder also, dass die Angst vor dem Virus hierzulande immer mehr an Wirkung verlor.

Das chaotische Hin und Her im Herbst zwischen medizinischer und FFP2-Maske im öffentlichen Nahverkehr und Zügen der Bahn sorgte dann für nur noch mehr Kopfschütteln und Unverständnis. Die allermeisten Menschen haben sich längst mit dem Virus arrangiert. Ihr Alltag dreht sich nicht mehr darum, es gibt dringendere Probleme.

Persönliche Freiheit ist ein hohes Gut und sollte nicht leichtfertig beschnitten werden. Wer in Zukunft eine Maske tragen und sich dadurch selbst schützen möchte, darf das – und soll das auch dürfen, ohne von anderen komisch angeschaut zu werden. Aber genauso sollte es auch die Freiheit anderer sein, Maßnahmen wie die Maskenpflicht hinterfragen zu dürfen, ohne Hohn und Spott auf sich zu ziehen. Und auf die Maske zu verzichten. Angst sollte nicht länger unseren Alltag bestimmen.

Kontra
Nicole SagenerRessortleiterin Bereich Ratgeber

Unsere Gleichgültigkeit ist entlarvend

Am Anfang war die Furcht. Und die Hilflosigkeit. Als sich Anfang 2020 Corona rasant über den Globus ausbreitete, wusste zuerst niemand, wie der Seuche beizukommen sei. Dann begannen Begriffe wie Aerosole und AHA-Regeln unseren Alltag zu durchsetzen, ein vorher quasi irrelevantes Utensil wurde unser engster Begleiter: die Maske. Nun, knapp drei Jahre später, scheint das Ende der Masken-Ära besiegelt zu sein.

Ein Grund zum Jubeln? Nein. Dass jetzt viele triumphierend "endlich" rufen, ist entlarvend.

Zweifellos ist es enorm erleichternd, dass die Pandemie ihren Schrecken weitestgehend verloren hat. Viele der Verletzlicheren – jene etwa, die Krebs, Diabetes oder ein im Alter geschwächtes Immunsystem haben – wird das Fallen der Maskenpflicht in ÖPNV und Fernverkehr trotzdem beunruhigen. Denn Masken schützen besser, wenn nicht nur man selbst, sondern auch das Gegenüber sie trägt. Und Corona kostet auch jetzt noch viele Leben. Dass das immer mehr Menschen schulterzuckend hinnehmen, ist traurig.

So mancher sieht die Maske schon lange als Zumutung, als übertriebene Freiheitsbeschränkung. Fakt ist: Bislang sind weltweit mehr als 6,6 Millionen Menschen an Covid gestorben – und ohne den Mund-Nasen-Schutz wären es viel mehr gewesen, wie zahlreiche Studien belegen. Schon recht früh in der Pandemie zeigte eine im Fachblatt "AJTMH" veröffentlichte Analyse von rund 200 Ländern: Je später sich in einem Staat das Maskentragen durchsetzte, desto mehr Corona-Tote gab es dort.

Ja, eine Maske in der Bahn kann lästig sein – das Atmen wird beschwerlicher, die Brille beschlägt, vielleicht verwischt das Make-up. Nur ist das nichtig verglichen mit dem, was Covid für die Verletzlicheren bedeuten kann. Und auch diejenigen, die sich grundsätzlich als gesund einschätzen, können weiterhin von einer Maske profitieren. Denn Long Covid kann nachweislich auch Menschen ohne Vorerkrankungen hart treffen.

Wer meint, es gebe mittlerweile größere, drängendere Themen zu beackern als die Corona-Todeszahlen – und das am besten in aller (Masken-)Freiheit –, argumentiert denkbar schwach. Die Klimawende fördern und die Ukraine unterstützen kann auch, wer Mund und Nase im Bus bedeckt.

Viel wird aktuell debattiert über wachsende soziale Kälte, das egoistische Komfortbedürfnis Einzelner zum Nachteil vieler, über den zerbröselnden gesellschaftlichen Zusammenhalt. In diesem Licht betrachtet könnten wir das Ende der Maskenpflicht als eine Chance begreifen, uns wieder mehr in respektvoller Mitmenschlichkeit zu üben. Eine Maske hilft, Leben zu schützen. Auch ohne Pflicht sollte uns das Grund genug sein, ihr nicht vollständig zu entsagen.

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