Sollen Männer die Hoden abtasten oder nicht? Nach einer Meldung des Mediziners Keith Hopcroft in der Fachzeitschrift "British Medical Journal" steht genau diese Frage im Raum. Laut Hopcroft könnten Männer durch Abtasten Hodenkrebs nicht erkennen, das Abtasten könne sogar schaden. Wir wollten es genau wissen und haben Doktor Wolfgang Bühmann, Pressesprecher des Berufsverbandes Deutscher Urologen, befragt.
"Die meisten Hodentumore werden durch Abtasten entdeckt"
Wolfgang Bühmann weist die Behauptung Hopcrofts entschieden zurück: "Jährlich gibt es in Deutschland um die 4600 Neuerkrankungen. Die Männer, meist im Alter zwischen 16 und 35 Jahren, entdecken eine Veränderung der Hoden in der Regel selbst - durch Abtasten. Das kann durch gezieltes Abtasten oder unter der Dusche beim Waschen der Fall sein. Oft entdeckt auch die Partnerin erste Auffälligkeiten."
Abtasten der Hoden schadet nicht
Auch die Behauptung Hopcrofts, dass Abtasten sogar schaden könne, bestätigt Bühmann nicht. "Tastet ein Mann seine Hoden ab, ist das nicht gefährlich. Was passieren kann, ist, dass der Mann Schmerzen spürt, weil er aus Versehen zu fest zugedrückt hat. Schließlich gehören die Hoden zu den empfindlichsten Stellen des Körpers. Dem Hoden selbst schadet das Abtasten auf keinen Fall. Im Gegenteil: Es ist wichtig für die Früherkennung von Hodenkrebs."
Tägliches Abtasten muss nicht sein
Männer müssten die Hoden nicht täglich gezielt abtasten, sagt Bühmann. Die Stelle werde beim Duschen sowieso berührt. Wenn etwas nicht stimme, falle es recht schnell auf. Dennoch ermuntert er Männer, aufmerksam gegenüber Veränderungen der Hoden zu sein und den Gang zum Urologen nicht zu scheuen. "Viele Männer haben recht früh den Verdacht, dass etwas nicht stimmt und es sich um Hodenkrebs handeln könnte. Die meisten trauen sich aber nicht, einen Arzt aufzusuchen. Doch das ist falsch. Je früher eine Diagnose gestellt wird, desto besser kann behandelt werden."
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Auf welche Symptome Männer achten sollten
Bemerken Männer Veränderungen an den Hoden, sollte die Ursache auf jeden Fall von einem Urologen abgeklärt werden: "Ein Urologe hat die größte Erfahrung bei dieser eher seltenen Erkrankung", erklärt Bühmann. "Die Heilungschancen stehen bei Hodenkrebs bei 95 Prozent." Der Urologe betont, dass der Hoden sich zunächst schmerzlos verändert. "Wird die üblicherweise glatte Hodenoberfläche höckerig wie Baumrinde, verhärtet sie sich oder vergrößern sich die Hoden, sollte der Mann zeitig einen Urologen aufsuchen." Weitere Untersuchungen, beispielsweise Blutuntersuchungen und Ultraschall, helfen dabei, die Ursache für die Veränderung herauszufinden.