Was sind die größten Irrtümer über Depressionen? Eine Umfrage überrascht, wie groß der Informationsbedarf über die Krankheit in Deutschland immer noch ist. Hilft der Griff zu Süßigkeiten?
In Deutschland gibt es mit Blick auf wirksame Behandlungsmöglichkeiten von Depressionen Wissenslücken. So glaubt nach einer repräsentativen Umfrage fast jeder Fünfte, dass Schokolade und ein Sich-Zusammenreißen geeignete Mittel gegen die Erkrankung sind, heißt es im "Deutschland-Barometer Depression", das die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und die Stiftung Deutsche Bahn vorstellten.
"Reiß dich zusammen und iss Schokolade"
Für die Studie wurden von Juni bis August 2000 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren befragt. 18 Prozent hielten "Schokolade essen" für ein geeignetes Heilmittel, 19 Prozent votierten für "sich zusammenreißen". Eine deutliche Mehrheit hielt den Gang zum Arzt für den besten Weg.
Ergänzt werden die Ergebnisse durch eine Online-Umfrage unter rund 1000 Betroffenen. Von ihnen sind nur fünf Prozent der Meinung, dass "sich zusammenreißen" gegen Depressionen hilft. Ärzte behandeln die Krankheit in der Regel mit Psychotherapien und je nach Schweregrad auch mit Medikamenten.
28 Suizide täglich
Insgesamt erkranken nach Angaben der Stiftung jedes Jahr rund 5,3 Millionen Menschen in Deutschland an einer behandlungsdbedürftigen Depression. Jeden Tag begingen durchschnittlich 28 Menschen Suizid. Bei vielen Fällen geht die Stiftung von einer schweren und unbehandelten Depression als Ursache aus. Depressionen haben in der Regel biologische Ursachen oder können durch traumatische Ereignisse ausgelöst werden. Nach einer Analyse des Robert Koch-Instituts (RKI) zählen sie inzwischen zu den häufigsten psychischen Leiden in Deutschland.
Mit professioneller Hilfe sind Depressionen heute meist gut behandelbar. Die Krankheit wird häufiger als früher erkannt. In Deutschland stieg in den vergangenen Jahren nicht die Häufigkeit der Krankheit an sich, sondern die Zahl der Diagnosen.
Wie auch eine Darmerkrankung Depressionen auslösen kann, erfahren Sie hier.
Anmerkung der Redaktion: Suizidalität ist ein schwerwiegendes und gesellschaftliches Problem. Wenn Sie selbst zu dem Kreis der Betroffenen gehören, finden Sie Hilfe zum Beispiel bei der Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter den Rufnummern 0800-1110111 oder 0800-1110222 sind Berater rund um die Uhr erreichbar. Die Anrufe sind anonym möglich. Hilfe für Angehörige und Betroffene bietet auch der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker per Telefon- und E-Mail-Beratung: Unter der Rufnummer 01805-950951, der Festnetznummer 0228-71002424 sowie der E-Mailadresse seelefon@psychiatrie.de können die Berater kontaktiert werden. Direkte Anlaufstellen sind auch Hausärzte sowie auf Suizidalität spezialisierte Ambulanzen in psychiatrischen Kliniken.